Naturnahes Regenwassermanagement

Ein mit Regenwasser gespeister künstlicher Bachlauf unter einer Straßenbrücke in Kopenhagen.

Der Umgang mit Regenwasser in der Stadt erfordert ein Umdenken. Dem „Schwammprinzip“ folgend wird Oberflächenwasser dort zurückgehalten und gespeichert, wo Abfluss entsteht. Das heißt überbaute und versiegelte Flächen werden an angrenzende Vegetationsflächen angeschlossen, um das abfließende Regenwasser mit Hilfe von Pflanzen und Bodenleben vor Ort zu bewirtschaften. Durch einen befristeten Anstau entsteht in Kombination mit Bepflanzung ein verdunstungsförderndes Grünelement, das lokal spürbare Feuchte und Kühle entfaltet. Wo Möglichkeiten zur Speicherung gegeben sind, soll Regenwasser zusätzlich in Zisternen gesammelt werden, um als Ersatz für wertvolles Trinkwasser als Brauchwasser verwertet zu werden.

Eine naturnahes, auf Vegetation und Boden basierendes Regenwassermanagement

  • hält Niederschlagswasser zurück
  • fördert die Verdunstung über Substrat und Vegetation
  • verzögert den Abfluss von Dach- und Belagsflächen
  • filtert Schadstoffe
  • nutzt das gesammelte Regenwasser als Brauchwasser
  • trägt zur Grundwasserneubildung bei
Beispiele für einen naturnahen Umgang mit Regenwasser in der Stadt sind:

Grüne Regenwasserbewirtschaftung (Station 1)

Unsere grüne Regenwasserbewirtschaftung hält Regenwasser vor Ort mit Hilfe einer extensiven Schrägdachbegrünung zurück und nutzt das dünnschichtige Substrat und die Vegetation als Zwischenspeicher. Auf eine rasche Ableitung in die Kanalisation wird bewusst verzichtet. Die Dachbegrünung filtert den Oberflächenabfluss zusätzlich und bevorratet mit dem Dachabfluss eine Zisterne. Zisterneninhalt und -überlauf speisen dann z.B. Pflanzbeete, auch mit Nutzpflanzen zur Selbstversorgung, was wertvolles Trinkwasser einspart und zudem die Kanalentwässerung entlastet.

Merkblatt "Regenwasser versickern - Bau und Betrieb begrünbarer Versickerungsmulden"

Versickerungsaktive Pflanzflächen (Station 9)

Unser Stadtbild der Zukunft ist geprägt von multifunktionalem Grün: Pflanzen wollen nicht nur schön anzusehen sein, sondern übernehmen zusätzliche Funktionen in Sachen Klima- und Artenschutz für die Stadt und ihre Bewohner. Voraussetzung dafür ist, dass diese Pflanzen an den Lebensraum angepasst sind und auch dank ihrer äußeren Merkmale, wie z.B. Wurzel-, Blatt- und Blütenform, einen wichtigen Beitrag zur Funktionserfüllung der Grünfläche leisten. Nur so gelingt es, Anwohnern attraktive Erholungsflächen vorzuhalten, die für Flora und Fauna wertvollen ökologischen Ausgleich für Versiegelung bieten und ganz „nebenbei“ das abfließende Regenwasser von Wegen und Plätzen aufnehmen, verdunsten, filtern und versickern lassen.

Dezentrale Regenwasserversickerung (Station 10)

Statt zentraler Ableitung in die Kanalisation wird das abfließende Regenwasser vor Ort begrünbaren Versickerungsmulden zugeführt, dort zwischengespeichert und dann zeitnah versickert. Dazu bedarf es ausreichend Fläche und Volumen, in die das Niederschlagswasser eingeleitet wird. Bei Platzmangel oder wenig durchlässigen Böden kann mit Rigolen ein zusätzliches unterirdisches Speichervolumen geschaffen werden. Dieser aus Kies oder Kunststoffelementen ausgebildete temporäre Stauraum verbirgt sich sogar unter befahrbaren Straßen oder entsteht im Verbund mit Baumquartieren im Straßenbegleitgrün. Die dezentrale Regenwasserversickerung fördert einen naturnahen Wasserkreislauf und vereint wirksamen Klimaschutz mit vorbeugendem Hochwasserschutz.

Wasserdurchlässige Beläge (Station 13)

Auch Geh- und Radwege, sowie Anlieger- und Wohnstraßen mit Parkverkehr tragen in versickerungsfähiger Bauweise zur Bodenentsiegelung und zur Entlastung der Stadtentwässerung bei. Pflastersysteme mit aufgeweiteten Fugen oder mit poriger Struktur des Betonsteins begünstigen ein Eindringen von Niederschlagswasser. Damit sich im Wegeaufbau kein Wasser zurückstaut, müssen auch das Pflasterbett, die Tragschicht sowie der anstehende Baugrund versickerungsfähig ausgebildet sein. Zusätzliche Klimatisierung bietet die Kombination mit Grün in der Fuge, in Kammern und bei Kies- und Schotterbauweisen auch auf ganzer Fläche. Als trockenheitsverträgliche Vegetation finden trittfeste Stauden und Gräser Verwendung, die bei zunehmender Verkehrsbelastung auch mal eine Notbewässerung und Düngergabe brauchen.
Um auf Dauer überleben zu können, muss die Höhe der Fugen- oder Kammerfüllung 1 bis 2 cm unter der Belagsoberfläche enden. Nur so sind die Pflanzen vor Abrieb und Belastung geschützt. Aber: Mit zunehmender Frequentierung der Flächen nimmt die Eignung für Begrünung leider ab.

Forschungsprojekt: "Auf neuen und alten Wegen: Der Weg ist das Ziel!"

Übersichtsplan des Klimawandel-Gartens mit Verortung der 14 Themenbereiche.

Weiterführende Informationen zu unseren Anpassungsstrategien für den Klimawandel erhalten Sie unter:

Der Klimawandel-Garten