Forschungs- und Innovationsprojekt
Biodiversität im Stadtgrün

Eine junge Frau fängt Insekten an den mongolischen Linden in der gebietseigenen Blühmischung.

Vergleichende Untersuchungen blütenbesuchender Insekten auf gebietseigenen und nichtheimischen Ansaatmischungen und deren Einfluss auf die Biodiversität von Stadtbäumen.

Der Klimawandel führt in Deutschland zum einen zu einem Anstieg der Anzahl an sehr heißen Tagen und zum anderen zu einer Verschiebung der Phänologischen Jahreszeiten nach vorne, bei gleichzeitiger Verkürzung des Winters. Dies bedeutet, dass viele heimische Pflanzen früher abblühen und im langen Spätsommer und Herbst nur ein geringes Angebot an Blüten zur Verfügung steht. Dies wird durch den Wärmeinsel-Effekt in Städten noch weiter verstärkt, was insbesondere in Trockengebieten wie Unterfranken zu einem Problem für Bäume und Wildkräuter werden kann.
Pflanzenarten nichtheimischer Herkunft sind an trocken-heißes Klima bei gleichzeitig nährstoffreichen Böden besser angepasst und könnten hierbei gegenüber heimischen einen Vorteil haben. Das städtische Flächenpotential zur Erhöhung der Biodiversität durch funktionale und mehrjährige Ansaaten ist noch nicht ausreichend erschlossen. Blühmischungen aus Arten heimischer und nichtheimischer Herkunft müssen daher auf ihre Tauglichkeit für Stadtgebiete getestet werden.

Zielsetzung

Ziel des Projektes ist der Erkenntnisgewinn über die Eignung artenreicher, mehrjähriger Wildpflanzenmischungen bestehend aus Arten heimischer und nichtheimischer Herkunft für Ansaaten im innerstädtischen Straßenbegleitgrün und ihre Wertigkeit als Nahrungsquelle für Insekten. In Städten kommen Wildpflanzenmischungen häufig als Untersaaten von Baumpflanzungen zum Einsatz, daher sollen auch die Wechselwirkungen zwischen Ansaatflächen und darauf befindlichen Stadtbäumen untersucht werden. Herkömmliche Rasenflächen dienen als Kontrollflächen.

Methodik

Die Untersuchungen finden an Baumpflanzungen entlang von Straßen statt. Am Standort Hubland Nord im Stadtgebiet Würzburg sind bereits Mongolische Linden und Silber-Linden etabliert, welche an das trocken-heiße Stadtklima gut angepasst sind. Es stehen drei unterschiedliche Arten von Untersuchungsflächen zur Verfügung: ein schmaler Streifen mit Silberlinden (Abschnitt A, Breite: 3m) zwischen Gehsteig und Straße, ein breiter Streifen mit Silberlinden (Abschnitt B, Breite: 10m), ebenfalls zwischen Gehsteig und Straße und ein mittelbreiter Streifen mit Mongolischen Linden (Abschnitt C, Breite: 7m) zwischen Gehweg und ZAE Gelände (siehe Lageplan).

Aufgrund eines starken Besatzes an Wurzelunkräutern und um den weiteren Unkrautdruck gering zu halten, wurde im Rahmen der Bodenvorbereitung ein Bodenaustausch durchgeführt. Grundsätzlich müssen Ansaaten im Stadtgebiet unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Sie sollen pflegeleicht und optisch ansprechend sein und dürfen, um die Sichtachsen im Straßenverkehr nicht zu behindern, nicht zu hochwüchsig sein.
Zwei artenreiche, mehrjährige Wildpflanzenmischungen wurden im Februar 2021 angesät: zum einen eine Mischung mit Arten ausschließlich gebietseigener Herkunft, diese enthält unter anderem Klatschmohn, Rauen Löwenzahn, Skabiosen-Flockenblumen, Wilden Dost, Wiesen-Salbei, Hornklee, Kartäuser-Nelke. Zum anderen eine Mischung mit Arten ausschließlich nichtheimischer Herkunft, hier kommen unter anderem Trompetenzunge, Bart-Nelke, Muskateller-Salbei, Kokardenblume, Purpur-Sonnenhut, Gelbe Skabiose, Ysop zum Einsatz. Bereits vorhandene Rasenflächen wurden belassen und dienen als Kontrollflächen.
Auf den Untersuchungsflächen werden in regelmäßigen Abständen Bonituren zu Feldaufgang und Blütenvielfalt der Mischungen und Kontrollen durchgeführt. Zusätzlich wird die optische Erscheinung bewertet werden. Faunistische Untersuchungen von Blütenbesuchern werden sowohl in den Wildpflanzenmischungen und Rasenflächen als auch an den Stadtbäumen erfolgen.

Gebietseigene Wildpflanzen

Eine schwarz-gelb Hainschwebfliege sitzt auf einer strahlend-roten Klatschmohnblüte mit gelben Staubblättern.

Hainschwebfliege auf Klatschmohn

Eine bräunliche, stark behaarte Wildbiene sammelt an einer gelben Blüte.

Wildbiene auf Rauem Löwenzahn

Eine schwarz, weiß und gelb gestreifte Erdhummel sammelt an den lila Röhrenblüten einer Skabiosen-Flockenblume.

Erdhummel auf Skabiosen-Flockenblume

Ein Tagpfauenauge, ein roter Schmetterling mit auffälliger Augen Zeichnung auf den Flügeln sitzt an einer der rosa Lippenblüten des Wilden Dost.

Tagpfauenauge auf Wildem Dost

Ein Blütenstand des Wiesen-Salbei mit lila Lippenblüten.

Wiesen-Salbei

Gelbe Schmetterlingsblüte des Gewöhnlichen Hornklee.

Gewöhnlicher Hornklee

Der Schwalbenschwanz an Kartäuser-Nelke

Schwalbenschwanz an Kartäuser-Nelke

Nichtheimische Wildpflanzen

Die trichterförmige Blüte einer Trompetenzunge, marmoriert in den Farben Rot, Rosa und Gelb.

Trompetenzunge

Blütenstand einer rotblühenden Bart-Nelke mit weiß umrandeten Kelchblättern.

Bart-Nelke

Eine große, schwarze Holzbiene mit viel Pollen in den Haaren sitzt an einer lila-rosa Lippenblüte des Muskatellersalbei.

Holzbiene auf Muskateller-Salbei

Zwei Honigbienen sammeln an der Rot-orangen Scheibenblüte der Prärie-Kokardenblume.

Honigbienen an Kokardenblume

Ein Tagpfauenauge, ein roter Schmetterling mit auffälliger Augen-Zeichnung auf den Flügeln, sitzt an der Sammelblüte des Purpur-Sonnenhutes mit rosafarbenen Zungenblättern.

Tagpfauenauge auf Purpur-Sonnenhut

Eine Steinhummel, die sich durch ihre schwarze Färbung mit auffallend rotem Hinterteil auszeichnet, sammelt an der hellgelben Blüte der Gelben Skabiose.

Steinhummel an Gelber Skabiose

Eine Honigbiene sammelt an der violetten trichterförmigen Blüte des Ysop.

Honigbiene auf Ysop

Kooperationspartner

Das Projekt „Biodiversität im Stadtgrün“ wird in Kooperation mit dem Gartenamt der Stadt Würzburg und dem Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) durchgeführt. Zusätzlich wurden Flächen von der Stadt Karlstadt zur Verfügung gestellt. Das Forschungsvorhaben erstreckt sich auf 3 Jahre.

Projektdaten:
Projektleitung: Jürgen Eppel
Projektbearbeiter: Dr. Elena Krimmer, Angelika Eppel-Hotz
Laufzeit: 01.07.2020 bis 31.12.2023
Finanzierung: Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: A/19/22