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Gestalten mit Bäumen im kleinen Hausgarten

Kleinbäume Titelseite

Bäume zu pflanzen gehört seit Jahrhunderten zu den beliebtesten und symbolträchtigsten Handlungen der Menschen. Sie sind seitdem – mit wechselnder Bedeutung – ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Siedlungen. Hausbäume werden aus ganz unterschiedlichen Anlässen gepflanzt: Zur Geburt eines Kindes, als Schattenspender, als Sichtschutz, zum Schutz des Hauses vor Unheil oder den Witterungseinflüssen.

2019, 13 Seiten

In früheren Zeiten spielte auch die Verwertbarkeit von Früchten, Laub, Reisig und Holz eine Rolle bei der Auswahl des Baumes. Im Zuge der ständig kleiner werdenden Grundstücke wird in den Hausgärten, in Vorgärten und Höfen immer häufiger auf die Pflanzung von Bäumen verzichtet. Dabei wirkt ein Haus ohne Baum häufig kahl und einsam. Dagegen erhalten Gärten, Plätze und Höfe durch einen Baum eine unverwechselbare und stimmungsvolle Atmosphäre.
„Wir brauchen im Garten, am Haus oder in nächster Nachbarschaft ein paar alte Bäume, wenn unser tägliches Lebensgefühl nicht unter seiner natürlichen Höhe und Kraft bleiben soll.“ Karl Förster.
Begriff „Kleinbaum“
Für den Privatgarten sind in der Regel nur Kleinbäume geeignet. Eine wirklich exakte Definition des Begriffs „Kleinbaum” existiert nicht. In der Regel zählen dazu alle Arten und Sorten, die nicht mehr als 10 m Höhe erreichen, z. B. Blumen-Esche (Fraxinus ornus) oder Schmuck-Eberesche (Sorbus decora). Der Übergang vom Kleinbaum zum Großstrauch ist fließend. Eine Reihe von Arten wachsen in der Jugend strauchförmig und entwickeln sich erst im Alter zu kleinen - und dann mehrstämmigen - Bäumen wie z. B. der Schlangenhaut-Ahorn (Acer capillipes) oder der Blasenbaum (Koelreuteria paniculata). Bei allen Arten und Sorten, die als Kronenveredelungen angezogen werden (meist Kugel- oder Hängeformen), hängt die Wuchshöhe nicht nur von der arteigenen Wuchsstärke und den Standortbedingungen ab, sondern auch von der Stammhöhe (meist zwischen 1,8 und 2,0 m). Diese kann, im Gegensatz zu „normalen” Bäumen, nicht nachträglich durch Aufasten vergrößert werden.
Bisher beschränkt sich die Verwendung von Kleinbäumen leider auf wenige Arten und Sorten. Am häufigsten anzutreffen sind der Kugel-Ahorn (Acer platanoides ‘Globosum’), die Kugel-Robinie (Robinia pseudoacacia ‘Umbraculifera’), der Rotdorn (Crataegus laevigata 'Paul´s Scarlet') und die Blutpflaume (Prunus cerasifera ‘Nigra’). In den Katalogen der großen deutschen Baumschulen hingegen finden sich über 100 Arten und Sorten von Kleinbäumen. Dementsprechend groß ist die Auswahl an Wuchsformen: aufrecht wachsend oder breit ausladend, säulenförmig oder überhängend. Arten mit lockeren und lichtdurchlässigen Kronen stehen neben solchen mit dicht geschlossenen Kronen. Neben ausgesprochen dekorativen Arten und Sorten, die uns durch Blüten, Fruchtschmuck und Herbstfärbung erfreuen, gibt es auch solche, die „nur” grün sind.
Planungsgrundsätze
Das Pflanzen eines Baumes ist eine weit in die Zukunft gerichtete Handlung, die vorausschauendes Planen verlangt. Deshalb erfordert sowohl die Auswahl der geeigneten Baumart/-sorte als auch des passenden Standorts größte Sorgfalt, will man in späteren Jahren Ärger vermeiden. Bäume sind die größten und langlebigsten Pflanzen in jedem Garten und jeder Anlage. Im Gegensatz zu Stauden oder kleineren Sträuchern sind sie ab einer gewissen Standzeit nicht mehr verpflanzbar. Somit ist der erste und wichtigste Schritt die sorgfältige Analyse des vorgesehenen Standorts in Bezug auf die Boden- und Lichtverhältnisse sowie den zur Verfügung stehenden Kronenraum. Der Jungbaum aus der Baumschule lässt kaum erkennen, welche Wuchshöhe, Kronenform und -breite er im Alter erreichen wird. Häufig wird nur die Wuchshöhe angegeben, die für sich allein wenig über den tatsächlichen Platzbedarf eines Baumes aussagt. Oft werden dann Bäume mit vermeintlich kleinen und kugelförmigen Kronen, z. B. Acer platanoides ‘Globosum’ gepflanzt. Dabei wird aber oft übersehen, dass diese Sorte im Alter eine Kronenbreite von 5 m und mehr erreichen kann und damit den ihm zugewiesenen Platz u. U. sprengt. Aus diesem Grund ist es wichtig, neben der Wuchshöhe auch die erreichbare Kronenbreite und -form zu kennen. Auch in gestalterischer Hinsicht ist die Kronenform wichtig. Bäume mit kugelförmiger, säulenförmiger oder überhängender Kronenform gehören immer in die Nähe von Gebäuden bzw. in den Siedlungsbereich. Sie wirken in der freien Landschaft oder in landschaftlichen Anlagen mit ihrer „künstlichen” Form störend.
Eine Reihe von Sorten fallen durch abweichende Laubfärbung auf. Die Verwendung derartiger Sorten verlangt besonderes Fingerspitzengefühl, damit sie die benachbarten grünen Pflanzen nicht „erschlagen”. Sie stehen am besten einzeln an hervorgehobenen Plätzen. Gelblaubige Sorten eignen sich zur Aufhellung dunkler Partien. Rotlaubige Sorten wirken leicht düster und werfen einen tieferen Schatten als grünlaubige Arten. Sie stehen am besten in Einzelstellung. Panaschierte Sorten fügen sich leichter ein, da in ihrer Blattfarbe immer auch noch grün vertreten ist. Keinesfalls darf man buntlaubige Bäume mit unterschiedlichen Blattfarben mischen. Dies ergäbe ein völlig uneinheitliches und unruhiges Bild. Soll der Baum in eine befestigte Flächen gepflanzt werden, muss eine ausreichend große Baumgrube vorgesehen werden. Zusätzlich sollte den Wurzeln mit Hilfe von Wurzelkanälen das Wachstum in benachbarte, nicht befestigte Flächen ermöglicht werden. Es ist immer besser, die Auswahl der Baumart auf den örtlichen Boden abzustimmen, anstatt aufwändige Maßnahmen zur Veränderung der Bodenverhältnisse zu ergreifen, die selten dauerhaft wirksam sind. Nur so wird sich der Baum nach einer Hilfestellung in den ersten Jahren im Anschluss an die Pflanzung auf Dauer ohne aufwändige Pflege gut entwickeln. Das schließt natürlich nicht aus, dass man gelegentlich einmal nachdüngt oder in trockenen Sommern zusätzlich wässert. Der Baum soll im Gleichgewicht mit seinem Standort stehen. Das bedeutet, dass man nicht versucht, durch Pflegemaßnahmen unter allen Umständen einen maximalen Zuwachs zu erreichen, sondern, z. B. in trockenen Jahren, auch einen geringeren Zuwachs, früheren Laubfall oder eine geringere Blüte in Kauf nimmt.
Bäume sind ein ganz wesentliches Gestaltungselement in der Freiraumplanung. Sie müssen deshalb sehr bewusst und mit einer klaren Vorstellung in Bezug auf ihre Funktion geplant werden. Die Pflanzung wird nur dann erfolgreich und befriedigend sein, wenn die Bäume die ihnen zugewiesene Aufgabe auch wirklich erfüllen. Im Idealfall kann ein Baum sogar mehrere Funktionen übernehmen: z. B. Schattenbaum, Blütengehölz und markantes Einzelgehölz, etc. Die Begleitpflanzung soll den Baum in seiner Leitfunktion unterstützen. Höhere Gehölze in unmittelbarer Nähe beeinträchtigen die Wirkung. Eine Unterpflanzung mit bodendeckenden Gehölzen, Stauden und Blumenzwiebeln kann hingegen bereichernd wirken und besondere Akzente setzen.
Die Gestaltungsmöglichkeiten mit Kleinbäumen unterscheiden sich nicht wesentlich von denen der Großbäume: Einzelbaum, Paar, Gruppe (regelmäßig oder unregelmäßig) und Baumreihe bzw. Allee. Kleinbäume übersetzen alle diese Gestaltungsformen ins Kleine, so dass auch in Zusammenhang mit kleinen Gebäuden oder begrenzten Flächen die Maßstäblichkeit gewahrt werden kann.

Einzelbaum

Ein Solitärbaum kann auch im kleinsten Garten einen Akzent setzen; sei es in Form eines schönen Blütenbaumes im Vorgarten, als Schattenspender an der Terrasse, zum „Brechen“ der Hausecke oder zur Gliederung der großen Rasenfläche. Gerade in der Einzelstellung können sie ihren Reiz und ihre räumliche Wirkung nach allen Seiten entfalten. Durch eine leichte Erhöhung des Pflanzplatzes lässt sich die Wirkung noch steigern.
Zieräpfel bieten neben einer reichen Blüte auch dekorative Früchte.

Pyrus

Betonung der Hausecke durch die markante Kirsche 'Kanzan'.

Prunus

Die prächtige Herbstfärbung des Woll-Apfels beeindruckt jedes Jahr aufs Neue.

Malus

Das silbergraue Laub der Ölweide bringt mediterrane Stimmung in den Garten.

Eleagnus

Baumpaare

Baumpaare betonen Ein- und Übergänge oder dienen der Rahmung. Sie flankieren Eingänge und Übergänge, Sitzplätze, Treppen, etc. und bilden eine Torsituation. Voraussetzung dafür ist, dass es sich um Bäume der gleichen Art handelt mit gleicher Größe/Alter und vergleichbaren Gesundheitszustand. Die Wirkung hängt auch von der Kronenform ab. Bäume mit säulenförmiger Krone wirken ganz anders als solche mit breiten Kronen.
Die zwei Kugel-Ahorne betonen die Treppe und den Zugang zum kleinen Senkgarten.

Acer

Die zwei Säulen-Hainbuchen flankieren die Hausfront.

Carpinus

Baumreihe

Eine Baumreihe stellt ein besonders starkes Mittel der Raumbildung dar. Die Raumwirkung lässt sich durch die Wahl der Baumart und des Pflanzabstands variieren. Baumreihen müssen nicht immer gerade verlaufen, sondern können auch entlang einer gekrümmten Linie gepflanzt werden. Ergänzt man die Baumreihe durch eine zweite, parallel dazu verlaufende, so wandelt sich die Reihe zur wegbegleitenden Allee.
Baumreihen bilden gestalterisch eine starke Grenze, hier sind es Himalaya-Birken mit ihren blendend weißen Stämmen.

Betula

Die Thüringische Mehlbeere ist ein bewährter Straßenbaum, aber auch im Garten gut verwendbar.

Sorbus

Baumgruppe

Baumgruppen (ab drei Stück) bilden je nach Baumart und Pflanzabstand entweder ein dichtes, schattenspendendes Dach oder einen lockeren, lichtdurchlässigen Schirm (Hain). Mit ihnen lassen sich kräftige Akzente setzen, unabhängig davon, ob sie regelmäßig oder unregelmäßig angelegt werden. Rasterförmig gepflanzte Baumgruppen haben immer einen engen Bezug zur Architektur und bestehen aus einer Art oder Sorte in gleichem Alter. Neben der Anordnung im Quadratraster ist auch die „Quincux-Form“ seit Jahrhunderten üblich. Hierbei werden die Bäume gleich den fünf Augen eines Würfels angeordnet.
Eine Gruppe von Zierkirschen bildet ein lichtes Dach und lädt zum Aufenthalt ein.

Prunus

Der Fachartikel enthält u.a. eine Tabelle mit 50 Arten/Sorten von bewährten Kleinbäumen mit Beschreibungen, Standortansprüchen und Bemerkungen.