Drosophila suzukii
Die Kirschessigfliege im Visier – Fränkische Rebschutzwarte schauen genau hin!
Fränkische Rebschutzwarte und Winzer nutzen vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanzierte Stereomikroskope (auch Binokulare genannt) im Kampf gegen die Kirschessigfliege. Die Stereomikroskope werden hierzu von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) an Rebschutzwarte und engagierte Winzer ausgeliehen. Zur sicheren Nutzung der Geräte schult und betreut das Team des Forschungsprojekts “Kirschessigfliege in Bayern“ an der LWG die teilnehmenden Praktiker.
Neuer Schädling als Herausforderung
2014 war die Kirschessigfliege Drosophila suzukii erstmals auch im fränkischen Weinbau ein großes Thema. Der neue Schädling sorgte unter den Winzern für Verunsicherung – und wurde oft mit heimischen Essigfliegen verwechselt. Für die Zukunft war klar, dass Falschidentifikationen vermieden werden müssen, um die Populationsgröße und das Auftreten von Schäden durch die Kirschessigfliege realistisch bewerten und geeignete Gegenmaßnahmen treffen zu können.
Nachhaltiger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
Das Pflanzenschutzgesetz fordert den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf das notwendige Maß zu reduzieren. Dies setzt voraus, den optimalen Behandlungstermin überhaupt erst zu erkennen und zu bestimmen. Nur so ist eine erfolgreiche Bekämpfung möglich. Gerade Behandlungen in zeitlicher Nähe zum Erntetermin sollten nur bei wirklichen Bedarf, d h. wenn die Ernte durch Schädlinge gefährdet ist, durchgeführt werden. Gleichzeitig werden hierdurch mögliche Risiken der Resistenzbildung gegen zugelassene Insektizide auf ein Minimum reduziert. Dies ist wichtig, da Pflanzenschutzmittel eine produktionstechnische Ressource sind, die es auch für die Zukunft zu erhalten gilt.
Durch Monitoring den Überblick behalten
Monitoring mit Essigfallen
Seit 2010 hatten Mitarbeiter der LWG – gewarnt durch das erste Auftreten der Kirschessigfliege in Südtirol – mit Hilfe von Flüssigkeitsfallen die Flugzahlen an ausgewachsenen Drosophila-Fliegen beobachtet und waren 2012 erstmals auch in Franken bezüglich der Kirschessigfliege fündig geworden. Fallenfänge allein lassen aber keine Schlüsse auf den tatsächlichen Schaden im Weinberg zu. Sind viele Fliegen unterwegs und werden in Fallen gefangen, bedeutet dies nicht automatisch, dass an derselben Stelle auch viele Eier in Trauben abgelegt werden. Nur die Eiablagerate ist ein Maß für den Befall einer Rebfläche.
Die Erfahrungen aus dem Jahr 2014 haben gezeigt, dass lokale Bedingungen wie Sorte und Reifegrad der Trauben, Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie die umgebende Vegetation über Zeitpunkt und Ausmaß der Eiablage entscheiden. So müssen in jedem Gebiet eigene Beobachtungen erhoben werden, um den Amtlichen Warndienst mit ausreichenden Informationen über die aktuelle Befallssituation in fränkischen Weinbergen zu versorgen. Diese Herausforderung war mit den existierenden Strukturen nicht zu bewältigen. Daher wurde der Arbeitskreis “Monitoring Kirschessigfliege“ ins Leben gerufen, an dem Fachleute der LWG ebenso beteiligt sind wie Rebschutzwarte und weitere engagierte Praktiker aus ganz Franken.
Hilfe zur Selbsthilfe
Die Initiative wurde mit großer Nachfrage honoriert. An den Schulungsterminen nahmen 2015 rund 35 Personen, im Jahr 2016 über 40 Interessierte teil.
Schulungsinhalt
- Vorstellung der Kirschessigfliege
- Herkunft
- Verwandtschaft
- Lebensweise
- Arteigene Merkmale beider Geschlechter
- Verwechslungsmöglichkeit mit heimischen Essigfliegen
- Fortpflanzung und Entwicklung
- Typische Schadensmerkmale
- Sachgerechter Umgang mit Flüssigfallen
- Beschickung
- Aushang
- Wechsel
- korrekte Entnahme von repräsentativen Beerenproben
- Arbeit mit dem Stereomikroskop in Theorie und Praxis
Für die praktische Arbeit an den Binokularen standen den Teilnehmern Zuchttiere sowie mit Eiern belegte Früchte aus dem Labor zur Verfügung. Die Rebschutzwarte konnten hierdurch schnell erkennen, wie wertvoll das Stereomikroskop für die zweifelsfreie Bestimmung sowohl adulter Tiere als auch abgelegter Eier (Erkennen der arttypischen Form der Atemschläuche) ist. Schon nach kurzer Zeit fühlten sie sich sicher in der Ansprache der vorgelegten Objekte. Im Bedarfsfall konnten sie auch mit der Unterstützung der anwesenden LWG-Mitarbeiter rechnen. Meistens lief aber die Bestimmung des eigentlichen Zielorganismus reibungslos.
weitere Informationen zur Kirschessigfliege (Drosophila suzukii)