Mit artenreichen Ansaaten lassen sich öffentliche und private Freiflächen kostengünstig attraktiv gestalten. Das Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau der LWG hat seit 2003 einjährige Saatmischungen für den Siedlungsraum sowie verschiedene modular gestaffelte dauerhafte Mischungen nach gestalterischen und ökologischen Kriterien entwickelt und geprüft. Darüber hinaus wurden spezielle Bienenweiden und artenreiche Ansaaten zur Biogaserzeugung für landwirtschaftliche Flächen erprobt.
2. überarbeitete Auflage 2019, 20 Seiten
Zielvorgaben und Anwendungsfragen für die Verwendung von Saatgutmischungen sind immer abhängig von der Lage bzw. räumlichen Zuordnung der Ansaatflächen. Handelt es sich um Flächen in der freien Landschaft (außerhalb des Ortsschildes), sind nur rein heimische Arten zu verwenden. Ab dem Jahr 2020 ist es verpflichtend, ausschließlich gebietsheimisches Saatgut einzusetzen. Derzeit gibt es zwei Labels, die die Qualitätsnorm „gebietseigenes Saatgut“ kontrollieren: Regio-Zert® des BDP (Bund Deutscher Pflanzenzüchter) und VWW-Regiosaaten® des Verbandes VWW (Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten).
Bunte Mischung - Anzahl Arten, 46 davon 27 heimisch. Abwechslungsreiche und farbenfreudige Mischung mit einer Höhe von 60 cm bis zu einem Meter, im zweiten Jahr auf nährstoffreichen Böden auch höher. Die Mischung zeichnet sich durch Spätblüher und starke Insektenmagnete aus.
z. B. Kornblume, Klatsch-Mohn, Marokkanisches Leinkraut, Roter und Saat-Lein, Schmuckkörbchen, Becher- und Mauretanische Malve, Ringelblume, Großes Löwenmaul, Zinnie ...
z. B. Natternkopf, Königskerze, Wilde Möhre, Stockrosen, Rote und Weiße Lichtnelke, Bart-Nelke, Ochsenzunge, Steppen- und Quirlblütiger Salbei, Moschus-Malve, Odermennig, Ysop, Echtes Labkraut, Skabiosen-Flockenblume, Lein,
Echter und Aufrechter Ziest, Schafgarbe, Wiesen-Margerite, Sichelmöhre ...
Zeitpunkt für die Sommermahd ab dem zweiten Jahr nach der Hochblüte von Quirl-Salbei und Skabiosen-Flockenblume.
Blau-Gelbe Mischung, Anzahl Arten 45 davon 31 heimisch. Gut strukturierte Mischung mit blauen und violetten Farbtönen, durchsetzt von zartem Gelb und Weiß, bestehend aus zahlreichen Insektentrachtarten. Höhe: ca. 60 cm bis einem Meter. Blüht nach dem Sommerschnitt schnell und zuverlässig nach.
z. B. Kornblume, Schopf-Salbei, Dreifarbige Winde, Sommeraster, Meerlavendel, Lein, Jungfer im Grünen, Acker-Dill ...
z. B. Natternkopf, Ochsenzunge, Wiesen-, Steppen- und Quirlblütiger Salbei, Akelei, Glockenblume, Ysop, Vergissmeinnicht, Katzenminze, Bergminze, Ehrenpreis, Tauben-Skabiose, Färber-Waid, Aufrechter Ziest, Aufrechtes Fingerkraut, Wilde Möhre, Wiesen-und Büschel-Margeriten, Spierstaude ...
Zeitpunkt für die Sommermahd ab dem zweiten Jahr nach der Hochblüte von Natternkopf und Steppen-Salbei.
Rosa-Lila Mischung, Anzahl Arten 45 davon 30 heimisch. Die Mischung aus Wild- und Kulturarten blüht in rosa-lila Farbtönen und besitzt eine eher wiesenartige Erscheinung. Im ersten Jahr zeichnet sie sich durch die üppige Blüte der einjährigen Arten aus. Sie erreicht eine Höhe zwischen 60 cm und einem Meter.
z. B. Marokkanisches Leinkraut, Mandelröschen, Schmuckkörbchen, Bechermalve, Inkarnat-Klee ...
z. B. Nachtviole, Rote Lichtnelke, Marien-Glockenblume, Gemüse-Haferwurz, Wiesen-Flockenblume, Purpursonnenhut, Purpur-Klee, Quirlblütiger Salbei, Pech- und Kartäuser-Nelke ...
Zeitpunkt für die Sommermahd ab dem zweiten Jahr zum Blütenende der Wiesen-Flockenblume.
Mischung Niedrig - Anzahl Arten 41 davon 31 heimisch. Niedrige Mischung mit naturnahem Charakter ab dem zweiten Jahr. Mit einer maximalen Höhe von ca. 60 Zentimetern ist sie besonders für den Straßenraum geeignet und enthält zahlreiche trockenheitsverträgliche heimische Wild-Arten.
z. B. Ringelblume, Sommeraster, Dreifarbige Winde, Jungfer im Grünen, Kalifornischer Mohn, Husarenknopf, Inkarnat-Klee ...
z. B. Wundklee, Rundblättrige, Glockenblume, Felsennelke, Kartäuser-Nelke, Katzenminze, Polster-Seifenkraut, Pyrenäen-Storchschnabel, Echte Schlüsselblume, Großblütige Braunelle, Kleiner Wiesenknopf,
Arznei-Thymian ...
Zeitpunkt für die Sommermahd ab dem zweiten Jahr nach der Blüte des Wiesenknopfes Anfang/Ende Juni; 2. Mahd im Winter kann ggf. entfallen.
Duft-Mischung - Anzahl Arten 33 davon 15 heimisch. Mischung mit speziellen Nachtduftern bei den Ein- und Zweijährigen, die im städtischen Nachtleben ihre Reize verströmen und gleichzeitig Nahrung für Nachtfalter liefern können. Geeignet, z. B. für wegnahe Flächen am Bordsteinrand. Die Höhe der Mischung liegt zwischen einem halben und einem Meter.
z. B. Acker-Dill, Echte Kamille, Garten-Levkoje, Gewürz-Tagetes ...
z. B. Duftnessel, Bart-Nelke, Nachtviole, Bergminze, Echtes Labkraut, Katzenminze, Bohnenkraut, Steppen-Salbei, Ysop, Thymian ...
Zeitpunkt für die Sommermahd ab dem zweiten Jahr zur Blüte des Echten Labkrautes.
Gelb-Rote Mischung - Anzahl Arten 44 davon 27 heimisch. Fernwirksame Mischung mit starker und lang anhaltender Leuchtkraft in gelben und roten Farbtönen. Weiß blühende Arten lockern die Mischung auf. Die Arten erreichen eine Höhe von ca. 60 cm bis einem Meter. Wie bei der Duftmischung kommt es besonders in den Sommermonaten während der Blüte des Echten Labkrautes zu intensivem Insektenbeflug, gekoppelt mit stark aromatischem Duft.
z. B. Ringelblume, Saat-Wucherblume, Färber-Mädchenauge, Roter Lein oder Klatsch-Mohn ...
z. B. Goldlack, Färberkamille, Königskerzen und Wiesen-Bocksbart, Großblumiges Mädchenauge, Kokardenblume, Brennende Liebe, Wiesen-und Büschel-Margerite, Johanniskraut, Gelbes Labkraut, Echte Schlüsselblume, Aufrechtes Fingerkraut, Leinkraut,
Weiße Lichtnelke ...
Zeitpunkt für die Sommermahd ab dem zweiten Jahr zur Blüte des Echten Labkrautes.
Anzahl Arten 46 davon 31 heimisch. Es sollte darauf geachtet werden, dass alle 46 Originalarten in entsprechender Zusammensetzung angeboten werden. Bei Fragen unterstützt das Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau.
Seit 2006 ist die „Veitshöchheimer Bienenweide" auf dem Markt erhältlich. Diese hat sich seit vielen Jahren bestens bewährt. Da in der Mischung auch Arten enthalten sind, die neben einer langen Blütezeit einen stabilen Bestand an aufrecht wachsenden Halmen und Stängeln liefern, bietet sie auch eine hervorragende Deckungskulisse für das Niederwild. Der Abgleich der inzwischen auf dem Markt befindlichen verschiedenen Rezepturen ergab, dass nicht alle Anbieter die Originalrezeptur verwenden, so dass die Tracht- und Deckungsleistung bei den veränderten Mischungen nicht ausreichend gewährleistet ist.
Die gemeinsame Agrarpolitik der EU sieht vor, dass 30 % der Direktzahlungen bis 2020 an konkrete Umweltleistungen, sogenannte Greening-Auflagen, gebunden sind. Die „Veitshöchheimer Bienenweide“ ist ein anerkanntes Instrument für konventionell wirtschaftende Landwirte zur Gestaltung von ökologischen Vorrangflächen (ÖVF), die im Umfang von 5 % der bewirtschafteten Ackerflächen nachzuweisen sind, um die Greening-Prämie zusätzlich zur Basis-Prämie zu erhalten.
Im Vergleich zu anderen zugelassenen Extensivierungsmaßnahmen mit ökologischen Gewichtungsfaktoren von 0,3 bis 2,0 wird die Wertigkeit der „Veitshöchheimer Bienenweide“ in der vorliegenden Rezeptur mit 1,5 bewertet, was ihren hohen ökologischen Stellenwert untermauert.
Acker-Vergissmeinnicht Borretsch Buchweizen Echter Dill Klatsch-Mohn Koriander Kornblume Mariendistel Ringelblume Schwarzkümmel Sonnenblume | 0,5 5 6,7 2 2 6,7 3,3 6,7 5,3 7 3,3 |
Aufgeblasenes Leimkraut Echtes Johanniskraut Esparsette Färberkamille Färber-Resede Feld-Thymian Fenchel Gelbklee Gemeine Braunelle Gemeine Nachtkerze Gewöhnliche Goldrute Gewöhnlicher Dost Großblütige Königskerze Herzgespann Hornschotenklee Kleiner Wiesenknopf Luzerne Mehlige Königskerze Moschus-Malve Natternkopf Nickende Distel Rot-Klee Schafgarbe Schwarze Königskerze Skabiosen-Flockenblume Steinklee Straußblütige Wucherblume Weißer Steinklee Weiss-Klee Wiesen-Flockenblume Wiesen-Margerite Wiesen-Salbei Wilde Malve Wilde Möhre Wilde Resede | 0,7 0,3 5,3 1,7 0,5 0,7 4,5 3,3 0,7 3,3 1,3 0,7 1,3 0,2 2 1,3 1,3 0,2 0,7 2,7 0,7 1,3 1,3 0,2 0,7 0,7 2 1,5 1,3 1,3 1,3 0,7 1,7 3,3 0,8 |
Der Blick in die Natur zeigt deutlich, dass unsere heimischen Blütenpflanzen immer früher in die Samenreife gehen. Ab dem Hochsommer stehen unseren Insekten nur noch wenig blühende Trachtpflanzen zur Verfügung. Spätblühende Stauden der nordamerikanischen Prärie können diese Lücke bis in den Herbst hinein schließen. Derzeit prüft und optimiert das Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau Mischungen, wie die sogenannte „Kleine Prärie“ aus heimischen und nordamerikanischen Arten, die saisonübergreifende Trachtangebote bis zum Frost liefern sollen.
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