Forschungsbericht
„Lebensraum Stadtbaum – ein Refugium für Biene & Co.“

Allgemein gelten nicht-heimische Baumarten artenärmer als heimische Baumarten, zumindest was Herbivorengemeinschaften in Wäldern betrifft. Dies gilt umso mehr, je weiter heimische und nicht-heimische Baumarten verwandtschaftlich und/oder geografisch voneinander entfernt sind. Untersuchungen aus dem Forst lassen sich jedoch nur bedingt auf Straßenbäume übertragen, die aufgrund vielfältiger Umweltbelastungen unter härtesten Stressbedingungen existieren. Vor allem heimische Baumarten leiden dank des fortschreitenden Klimawandels immer stärker unter den immer intensiver auftretenden Hitze- und Dürreperioden, kommen zusehends häufiger an ihr Limit und können wichtige Ökosystemleistungen nicht mehr erbringen. Kontinental geprägte, nicht-heimische Baumarten zeigen dagegen auf Grund ihrer Herkunft eine wesentlich höhere Resilienz gegenüber klimatischen Stresssituationen, wie frühere Untersuchungen aus dem Projekt „Stadtgrün 2021+“ ergeben haben.
2023, 69 Seiten
Die 3-jährigen Untersuchungen (20217/ 2021 / 2022) zur Insekten- und Spinnenvielfalt in den Kronen heimischer und nicht-heimischer Straßenbaumarten zeigten, wie wichtig eine differenzierte Betrachtung einzelner Insektengruppen und eine umfassende Untersuchung möglichst vieler Insektenordnungen bei der Beurteilung der Biodiversität von Arthropoden auf verschiedenen Baumarten ist. Es ergibt sich kein einheitliches Bild, dass heimische Baumarten grundsätzlich ein besseres Habitat als die untersuchten nicht-heimischen Baumarten darstellen. Die Ergebnisse ergaben, dass gemischte Alleen, die in einem Grünstreifen gepflanzt sind, die Biodiversität am stärksten fördern. Das stellt zudem eine der wichtigsten Maßnahmen dar, um der Ausbreitung von zunehmend häufiger auftretenden neuen Pflanzenkrankheiten und Schädlingen entgegenzuwirken. Dabei tragen auch nicht-heimische Baumarten wesentlich zur urbanen Artenvielfalt in Baumkronen bei. Saugende Insekten zeigten die stärksten Präferenzen hinsichtlich der Baumart bzw. -gattung. Je nach Gattung können jedoch auch nicht-heimische Baumarten von oligotrophen Pflanzensaugern angenommen werden (z. B. Alnus × spaethii). Straßenbäume dienen nicht nur als Nahrungs- und Nisthabitat, sondern auch als wichtige Rückzugsräume während Hitzestressperioden (Schattenspender).