Der Weinberg im Winter und zeitigen Frühjahr

Weinberge Im Winter mit Rauhreif
Im Winter ruht der Weinberg, jedoch auch jetzt sind Krankheiten und Schädlinge dort zu beobachten. Störungen des Rebenwachstums in der vergangenen Saison lassen sich auch im blattlosen Zustand noch gut erkennen. Ein Winter mit frostiger Witterung kann aber auch direkte Auswirkungen auf den Rebstock haben.

Schäden durch Winterfrost

Starke Fröste während des Winters können zu Erfrierungen an Knospen und Holz führen. Dabei ist nicht allein die Tiefsttemperatur maßgeblich, sondern auch der Witterungsverlauf zuvor und danach sowie die Dauer der Frosteinwirkung. Bei gut verholzten Reben im optimalen Ernährungszustand liegen die kritischen Werte zwischen -17° und -20° C, wobei diese Werte je nach Rebsorte differieren.

Knospenschäden

Knospenschnitt zur Analyse der Knospenschäden
Durch Frost geschädigte Knospen sind durch Verbräunungen im Inneren zu erkennen. Je nach Schadensstärke kommte es bei leichten Frostschäden zu Blattverwachsungen an den ersten Blättern oder bei stärken Frostschäden zu einem Totalausfall der Knospe. Um das Ausmaß von Frostschäden einer Anlage zu beurteilen, sollten Knospenschnitte durchgeführt werden.

Anleitung für den Knospenschnitt

  • Aus den zu untersuchenden Weinberg sind mindestens 10 Ruten gleichmäßig über die Fläche verteilt zu entnehmen
  • Bereiche, die besonders frostgefährdet sind wie Mulden oder der Hangfuß, sollten gesondert untersucht werden
  • Die Ruten dürfen nicht direkt nach dem Frostereignis entnommen werden, sondern sollten mindestens zwei Tage Temperaturen über 0° C ausgesetzt gewesen sein
  • Ein schnelles Auftauen direkt vom Freiland in der geheizten Wohnung ist ebenso zu vermeiden, da hierbei zusätzlich Knospen geschädigt werden könnnen und dadurch ein falsches Ergebnis vorgetäuscht würde
  • Die Rebknospen werden mit einer scharfen dünnen Klinge (Rasierklinge, Skalpellklinge, scharfes Okuliermesser) der Länge nach aufgeschnitten
  • Der Augenschnitt muss so durchgeführt werden, dass die Rebknospe möglichst symmetrisch geteilt wird. Sonst kann es passieren, dass an den Triebanlagen, vor allem der Beiaugen, vorbeigeschnitten wird
  • Die Anlagen des Triebes können nun daraufhin überprüft werden, ob sie noch grün und somit intakt oder dunkelbraun bis schwarz und somit erfroren sind
  • Um später bei den Schnittmaßnahmen im Weinberg die Bereiche auswählen zu können, die die meisten noch intakten Augen aufgewiesen haben, sollte die Position der intakten Augen auf den Ruten und die Unterscheidung, ob Haupt- oder nur Beiaugen in Ordnung waren, vermerkt werden.
Schnittführung beim Knospenschnitt

Schnittführung

Hauptauge stark geschädigt, Beiaugen noch weitgehend in Ordnung

Knospe geschädigt

Knospe in Ordnung

Knospe gesund

Frostschäden am Holz

Schäden am Rebholz entstehen durch sehr tiefe Frosttemperaturen oder extreme Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Dies führt dazu, dass das Holz, in das der Frost sehr stark eingedrungen ist, im Frühjahr austrocknen und aufplatzen kann. Ist der Rebstock nicht komplett erfroren, kann er noch normal austreiben. Wird der Wasserbedarf in der Hauptwachstumsphase jedoch zu hoch, kollabiert er und stirbt ab (Apoplexie). Dies kann bei einer Teilschädigung auch noch nach einigen Jahren geschehen und wird dann oft nicht mehr im Bezug zum Frostereignis gesehen.

Vorbeugende Maßnahmen

  • Anlage von Weinbergen in Frostlagen vermeiden
  • In gefährdeten Lagen frostfestere Sorten auswählen
  • Beim Rebschnitt Frostruten einplanen
  • Begrünung nicht zu hoch werden lassen
  • In Junganlagen Rebstöcke anhäufeln, da auch aus nur teilgeschädigten Stöcken keine gesunden Rebstämme gezogen werden können

Mauke

Durch Frostrisse, auch Mikrorisse, oder mechanische Beschädigungen können Bakterien in diese Wunden eindringen und zu Wucherungen (Mauke) führen. Dies führt in Junganlagen zu Stockausfällen und in Ertragsanlagen zu Ertrags- und Qualitätsverlusten. Ausgelöst werden diese Wucherungen durch Bakterien (Agrobacterium vitis), die bei Verletzungen des Gewebes in die Wundheilung eingreifen und so zur Entstehung dieser Tumore beitragen.

Krankheitssymptome

Während des Rebschnittes sollten Sie auf folgende Krankheitssymptome achten:

Spinnmilben (Obstbaumspinnmilbe, Rote Spinne)

Spinnmilben richten in aller Regel nur in solchen Rebanlagen Schäden an, in denen ihre natürlichen Gegenspieler, insbesondere Raubmilben, überhaupt nicht oder in zu geringer Anzahl auftreten. Die "Rote Spinne" (Panonychus ulmi) legt zur Überwinterung ihre Eier im Bereich der Knospen am Rebholz ab. Im Frühjahr schlüpfen die jungen Larven wandern zu den jungen Trieben und beginnen an den Blättern zu saugen. Um dies zu vermeiden sollte beim Rebschnitt auf die lachsrot gefärbten, zwiebelförmigen Eier geachtet werden. Bekommt man beim Rebschnitt "rote Finger" durch das Quetschen der Eier, liegt ein massiver Befall vor. Nur die lachsrot gefärbten Eier sind entwicklungsfähig, weißlich-graue Eier wurden von Eiparasiten zerstört. Zur Vorbeugung eines Befalls kann vor dem Austrieb eine Spritzung mit Netzschwefel und Öl durchgeführt werden. Um über die gesamte Vegetation die Rebbestände zu schützen ist ein guter Besatz mit Raubmilben notwendig.

Oidium (Echter Mehltau)

Rebholz mit "Oidiumfiguren" deutet auf einen Vorjahresbefall mit dem Echten Mehltau hin. In diesen "Oidiumfiguren" findet sich kein lebendes Pilzmycel mehr. Allerdings kann das Pilzmycel in den Knospen überwintern. Wenn derart befallene Knospen austreiben, entwickelt sich daraus ein Zeigertrieb. Daher bei im Vorjahr bereits früh (vor Ende Juli) befallenen Anlagen auf Zeigertriebe achten! Werden "Oidiumfiguren" gefunden, sollte in der folgenden Pflanzenschutzsaison besonders auf Oidiumbefall geachtet und die Spritzfolge entsprechend ausgerichtet werden.

Botrytis (Graufäule)

Einjähriges Rebholz mit Ausbleichungen im Bereich der ehemaligen Traubenzone und im Endbereich der Rute sowie schwarze, erhabene Flecken (Sklerotien = verhärtetes, überwinterndes Mycel) deuten auf einen Befall mit Botrytis hin. Bei milder Witterung bilden sich aus den Sklerotien vermehrungsfähige Sporen, die durch Wind und Regen auf grüne Rebteile gelangen können. Diese Holz nicht anschneiden!

Phomopsis viticola (Schwarzfleckenkrankheit)

An der Basis einjähriger Triebe zeigen weiße, ausgeblichene Internodien mit vielen kleinen, schwarzen Pusteln leichtere Befälle an. Je mehr die Internodien mit schiffchenförmigen Aufreißungen übersät sind und verschorfen, desto schwerer ist der Befall. In solchen Fällen sind Augenausfälle im Bereich der starken Befallssymptome möglich. Um die weitere Ausbreitung einzuschränken, sollten Anlagen, die im Mittel mehr als einen bis zwei Internodienabschnitte je angeschnittener Rute mit Aufreißungen zeigen, nicht als Fruchtholz angeschnitten, beziehungsweise ab dem frühen 1-Blatt-Stadium behandelt werden.
Phomopsis zeigt sich besonders stark in Anlagen, die durch andere Einflüsse, wie hohe Erträge, schlechte Bodenstruktur oder mangelhafte Laubarbeiten, bereits geschwächt sind. Um die Phomopsis langfristig einzudämmen, sind solche Schwächefaktoren zu beheben.

Schwarzholz

Die mit Phytoplasmen befallenen Triebe zeigen eine verzögerte und zudem ungleichmäßige Holzreife. Im Herbst kann man vor allem an den Nodien noch grüne unverholzte Stellen finden. An den Internodien sieht man oft reihenförmige, dunkle Pusteln. Die Triebe bzw. Triebteile zeigen eine sortenuntypische, oft bläuliche Verfärbung. Im Winter verfärben sich die befallenen, unausgereiften Triebe schwarz, was zur Namensgebung geführt hat. Diese Trieb eignen sich selbstverständlich nicht als Zielholz. Befallene Stöcke markieren und bei ersten Symptomen (an Blättern und/oder Trauben und Trieben) im Spätsommer die symptomtragende Triebe großzügig entfernen.

Schwarzfäule

Bei einem Befall mit Guignardia bidwellii kann der Pilze schwarze, kugelige Dauerkörper auf der Oberfläche des befallenen Gewebes bilden und von dort aus einen neuen Infektionszyklus starten. Daher ist darauf zu achten, in Befallsflächen keine Fruchtmumien zu belassen. An den Triebachsen können längliche, schwarze, vertiefte Läsionen (Schädigungen bzw. Verletzungen) entstehen, die mit denen der Schwarzfleckenkrankheit (Phomopsis) verwechselt werden können. Im Unterschied zur Phomopsis sind diese Läsionen jedoch nicht auf die untersten Internodien der verholzten Ruten beschränkt. [Beobachten Sie solche Symptome und können einen Befall mit Schwarzfäule nicht ausschließen, melden Sie dies bitte dem Amtlichen Rebschutzdienst.]
Tipp
Fallen Ihnen während des Rebschnittes Stöcke durch Wuchsanomalien oder Kümmerwuchs auf, sollten Sie diese Stöcke kennzeichnen, um sie im Jahresverlauf weiter beobachten zu können.