Technik im Weinbau
Serienreif für den Steilhang: Trauben-Vollernter

Der Steillagenvollernter wird von einer zur nächsten Rebzeile umgesetzt

Während der Weinlese 2016 testet die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) einen der weltweit ersten serienreifen Steilhang-Traubenvollernter der Firma Landmaschinen Hoffmann, Piesport/Mosel. Die mit einem Stahlseil gesicherte, futuristisch anmutende Maschine arbeitet nach dem Raupenmechanisierungssytem (RMS) und wurde an der LWG neben verschiedenen anderen Verfahren getestet. Schüler der Staatlichen Meister- und Technikerschule für Weinbau und Gartenbau erlebten die vollautomatische Traubenernte durch das Lohnunternehmen „Winzerservice Florian Hofmann, WÜ-Heidingsfeld“ im Unterrichtsfach „Maschinen und Verfahrenstechnik“ in der Steillage Thüngerheimer Scharlachberg, einer Reblage der LWG. Seit 2012 hatte Landmaschinen Hoffmann, Piesport/Mosel den Steilhang-Traubenvollernter entwickelt und zur Weinlese 2016 auf den Markt gebracht.

Selbstfahrende Lesemaschine

Eine Person steuert die selbstfahrende Lesemaschine, welche die reifen Traubenbeeren vom Stielgerüst schüttelt, auffängt, reinigt und in einem Kippbehälter sammelt. Die Erntemaschine selbst ist eine 100 PS starke Weinbergraupe mit Kettenlaufwerk-Eigenantrieb, Zugunterstützung und Sicherung durch ein bergseitig fixiertes Stahlseil. Angebaut sind ein Erntekopf mit Schwingschüttelstäben, Lesegut-Reinigungs- und Fördereinrichtungen sowie ein Auffangbehälter mit maximal 650 Litern Fassungsvermögen. Ein Plattformanhänger und ein Traktor als Zugmaschine dienen der Weinbergraupe zum Auffahren und Umsetzen von einer Rebzeile zur anderen sowie dem Straßentransport.

Weinbergraupe mit Schwingschüttelstäben

Das Lesegut ist von durchaus zufriedenstellender Qualität. Die Ernteflächenleistung hat noch reichlich Optimierungspotential, wenn zum einen die Rankgerüste, die sogenannten Drahtrahmeneinrichtungen – jetzt auch im Steilhang – „vollerntertauglich“ gestaltet sind, zum anderen Routine in die technischen Abläufe eingekehrt ist.

Zukünftig Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine

Realistische Zielvorstellungen lassen erwarten, dass der Steilhang-Trauben-Vollernter ein Hektar Ertragsrebläche in drei bis vier Arbeitsstunden erntet. Winzer, die steile Rebflächen mit dieser Maschine lesen lassen, müssen derzeit mit Kosten von 2.000 bis 2.500 € netto pro Hektar rechnen. Die Traubenernte von Menschenhand verursacht einen Aufwand von 230 bis 400 und mehr Arbeitsstunden pro Hektar. Der Vorteil des Menschen ist und bleibt, dass er all seine Sinne und Fachwissen für eine selektive Traubenlese einzusetzen vermag. Zukünftig wird die Weinlese gerade in steilen und steilsten Berghängen vom ausgeklügelten Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine profitieren.
Steillagenvollernter in der Steillage

Steillage

Steillagenvollernter auf dem Plattformanhänger zum Auffahren und Umsetzen

Plattformanhänger

Schüler beobachten den Steillagenvollernter in Betrieb

Unterricht im Weinberg

Frontalansicht des Steillagenvollernter bei der Ernte in der Rebzeile

Frontalansicht

Schwingschüttelstäbe am Steillagenvollernter

Schwingschüttelstäbe

Steillagenvollernter automatischer Blattauswurf während der Lese

Blattauswurf

Blick in das Lesegut mit Spirale des Steillagenvollernters

Lesegut

Steillagenvollernter kippt Lesegut in Ernte-Container

Abkippen

Schüler begutachten das Lesegut des Steillagenvollernters

Begutachten