Nachhaltigkeitsstrategie der Fränkischen Weinwirtschaft
(© Karl Josef Hildenbrand)
Seit 2008 wurde mit dem Beschluss der Strategiekommission der Fränkischen Weinwirtschaft der Prozess zur Bewusstseinsbildung und des Wissenstransfers zur Thematik Nachhaltigkeit im Fränkischen Weinbau eingeleitet. Begleitet wurde dieser Prozess durch erste Projekte, unterstützt durch die Clusterinitiative Bayern. So konnten gemeinsam mit der FH Würzburg - Schweinfurt, Institut für Logistik Projekte zur Flaschenlogistik, Weinfestlogistik, Energielogistik realisiert und ein CO2 - Rechner zur Beschaffungs- und Vertriebslogistik bei direktvermarktenden Betrieben erstellt werden.
Zusammen mit dem Unternehmen ClimatePartner wurde 2010 in Franken als erstes deutsches Weinbaugebiet eine CO2 - Fußabdruck für die Fränkische Weinwirtschaft erstellt (siehe auch nachfolgenden Beitrag). Auf der Grundlage dieser Vorarbeiten konnte mittlerweile eine „Nachhaltigkeitsstrategie Fränkischer Weinbau“ entwickelt werden, die nachfolgend mehrere Handlungsfelder definiert.
Vermeidung von CO 2 - Emissionen
- Bei Umbau- bzw. Neubaumaßnahmen wird den Weinbaubetrieben empfohlen, ihre Energieversorgung bei den Heizungsanlagen vollständig auf erneuerbare Energiequellen umzustellen
- Entwicklung eines Fränkischen Energiefonds auf genossenschaftlicher Basis zur Stromgewinnung aus erneuerbaren Energiequellen. Kurzfristig durch Windenergie, langfristig durch einen Energiemix
- Entwicklung einer alternativen Verpackung für die Literflasche - Projekt der Cluster-Initiative Bayern, Cluster Ernährung
- Entwicklung eines gewichtsreduzierten Bocksbeutels, Prüfung der Herstellung des Bocksbeutel-Glases durch Biogas
Bewässerungskonzept Rebflächen
- Umsetzung eines Bewässerungskonzepts als Pilotprojekt durch das Speichern des Oberflächenabflusses in einem Speichersee unter Einbindung ökologischer und touristischer Belange und als Maßnahme eines vorbeugenden Hochwasserschutzes.
- Fortsetzung der Forschungsarbeiten zur Steuerung der Bewässerung von Rebflächen an der LWG
Erhaltung der Kulturlandschaft Wein
- Förderung der Bewirtschaftung der Steil- und Terrassenlagen im Fränkischen Weinbau - Erstellung neuer Förderrichtlinien ab 2014; 6-Säulen-Modell
- Weitere weintouristische Erschließung dieser landschaftsprägenden Weinlagen - Projekt „terroir f“
- Förderung der Biodiversität der Rebflächen durch die Entwicklung und Prüfung neuer Begrünungsverfahren zum Boden- und Erosionsschutz
- Verfahrensvergleich nach haltiger, ökologischer und integrierter Anbauverfahren
- Bewertung der ökonomischen Wertigkeit des Ökossystems Weinberg vor dem Hintergrund der TEEB-Studie
Erzeugungskodex : „Manufaktur“ versus „Industrialisierung“ der Weinerzeugung
- Verpflichtung zur Erhaltung der landschaftsprägenden Steil- und Terrassenlagen als ein sozialer und kultureller Beitrag der Weinwirtschaft an die Gesellschaft - Corporate Social Responsibility (CSR)
- Entwicklung von Erzeugungsrichtlinien im Weinberg und Keller
- Auseinandersetzung mit der ethischen Dimension der Weinerzeugung vor dem Hintergrund neuer oenologischen Verfahren
Diese Handlungsfelder sollen in den nächsten Jahren im Rahmen eines „Nachhaltigkeitsprozesses“ besonnen und ohne Zeitdruck abgearbeitet werden. Dabei wird es auch immer, wie in einem Prozess üblich und erforderlich, zu Veränderungen oder Anpassungen kommen. Ziel dabei ist es, auf diesem Weg möglichst viele Weinbaubetriebe einzubinden und ihnen vor diesem Hintergrund eine sichere ökonomische Zukunft und Weiterentwicklung ihrer Betriebe zu ermöglichen.