Stadtgrün 2021
Wissensaustausch mit Taiwan
Abfallendes Laub im Hochsommer, hohe Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten oder sogar gänzlich leere Baumgruben: Dies sind untrügliches Zeichen dafür, dass unsere Bäume in der Stadt ein Problem haben – und dringend gehandelt werden muss. Bei ihrem Besuch an der LWG in Veitshöchheim informierten sich am Montag, den 07. Oktober, Experten aus Taiwan über das bundesweit einzigartige Forschungsprojekt „Stadtgrün 2021 – neue Bäume braucht das Land“ und tauschten sich mit LWG-Forschungskollegen aus.
Im Auge des Sturms
Während in Deutschland ein Rekordsommer den anderen jagt und der Regen in den Sommermonaten auf sich warten lässt, wirkt sich der Klimawandel in Taiwan in die andere Richtung aus: So legen die tropischen Wirbelstürme, auch als Taifun bekannt, an Stärke und Häufigkeit zu und sorgen dabei für rund 3.000 mm Niederschlag/Jahr. Die angereisten Forscher vom Taiwan Forestry Research Institute, der Wald-Forschungseinrichtung in Taiwan, informierten sich über die Forschungsarbeit zu den Stadtbäumen, deren Standortbedingungen und die gute fachlichen Praxis bei Pflanzung und Pflege. Denn gerade auch in den fernöstlichen Mega-Cities wie Taipeh gewinnt das Stadtgrün zunehmend an Bedeutung.
Austausch von Erfahrungen
Projektleiterin Dr. Susanne Böll stellte den Besuchern am Vormittag das Stadtgrünprojekt sowie die aktuellen Forschungsergebnisse vor. Dabei berichtete sie auch über die bundesweit einzigartige Studie zur Untersuchung der Stadtklimabäume als Habitate für die urbane Insektenvielfalt, in der die Artenvielfalt von Spinnen und Insekten in den Baumkronen heimischer wie nicht-heimischer Arten untersucht wurde. Daneben stellte sie auch den Versuchsaufbau der im Frühjahr 2018 verkabelten Silberlinde zu Messung von Stamm- und Blatttemperaturen vor. Die Gäste aus Taiwan berichteten im Gegenzug über ihr Stadtgrünkonzept wie auch über laufende und geplante Forschungsvorhaben in Taipeh.
Ran an den Baum!
Am Nachmittag erläuterte Dr. Philipp Schönfeld bei einer Exkursion zu den Würzburger Klimabaumalleen (Heuchelhof) die Themenbereiche Baumgrubengröße, Mulch, Stammschutz, Pflanzgröße, Wachstum sowie die umgesetzten Bonitur-Schemata am lebenden Objekt. Zum Abschluss stand noch ein Abstecher in den „Zukunftswald“ im Thüngersheimer Versuchsbetriebs für Obstbau und Baumschule auf dem Programm. Dort informierte Klaus Körber die Gäste aus Taiwan über das Baumschulwesen, die Anzucht und Artenauswahl. Die Landesanstalt war nur ein Stopp auf der Wissensreise der Taiwanesen durch Deutschland: Neben der Stadtplanung der Zukunft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stand in der Bundeshauptstadt ein Treffen mit den Berliner Stadtförstern zu Stadtwaldgestaltung und Zusammensetzung auf der Agenda.