Forschungsprojekt
Urban Gardening: Gemüse vom Dach - Projektphase II

Anbau von Kopfsalat auf dem Dach.

Systeme zur Dachbegrünung bieten bereits die Grundlage zur nachhaltigen Nutzung mit Nahrungspflanzen. Bereits in ersten Versuchen wurde festgestellt, dass nahezu alle Gemüsearten auf diesen Systemen wachsen können. Die Bewässerung und Düngung können in einem Kreislauf erfolgen und sparen somit Wasser und Nährstoffe. Damit werden auch Eintragungen ins Grundwasser verhindert.

Zielsetzung

Optimierung von Anbausystemen zur Nahrungsmittelproduktion auf extensiven Dachbegrünungen. Extensive Dachbegrünungen sollen in zirkulierenden Wasser- und Nährstoffkreisläufen betrieben und zur Nahrungsmittelproduktion genutzt werden. Ziel ist es Wasser- und Nährstoffbilanzen zu erstellen. An weiteren Standorten wird die praktische Umsetzbarkeit des Anbausystems untersucht und auch spezielle gemischte Anpflanzungen genutzt.

Methodik

In einem Versuch wurden unter anderem ehemals extensive Dachbegrünungen mit Zusatzbewässerung und Dünger so ausgestattet, dass dort verschiedene Gemüsearten wachsen. Neben einer Dachfläche des Instituts für Stadtgrün und Landschaftsbaus diente eine Vergleichsfläche bei der Landesgewerbeanstalt Bayern (LGA) in Würzburg als Versuchsfläche. Dazu wurde eine vorher extensive Dachbegrünung mit 8 cm neuem Dachsubstrat ausgestattet und mit verschiedenen Gemüsearten und Mischungen kultiviert. Im Jahr 2018 kam es zur Konzeptionierung und Ausbringung auf den Dachflächen einer herkömmlichen (regionalen) als auch einer Asia-Gemüse-Mischung. Es wurden unter anderem Chili, Paprika, Aubergine, Okra und Thai-Chili angepflanzt. Zwischen die Jungpflanzen erfolgte eine Direktsaat weiterer Kulturen.

Ein zweiter Versuch bestand aus 24 Dachmodellen mit verschiedenen Systemaufbauten. Sowohl offene Systeme, als auch Kreislaufsysteme wurden genutzt. Die Nährstoffversorgung des Gemüses erfolgte auch mit unterschiedlichen Düngern (mineralisch, organisch, flüssig). Für die Anbausysteme wurden Wasserbilanzen erstellt und die Pflanzenentwicklung von verschiedenen Mischpflanzungen getestet.

Endergebnisse Sommer 2019

Die Produktion einzelner Gemüsekulturen auf dünnschichtigen Dachsystemen kann durch eine ausreichende Bewässerung und Düngung erfolgen. Aufgrund des anfallenden Überschusswassers kann es zu Auswaschungen der Nährstoffe ins Grundwasser kommen. Beim Auffangen dieses Drainwassers kann es aufbereitet und erneut zur Bewässerung und Düngung genutzt werden. Dies schont die Umwelt und spart Ressourcen. Im Sommerbetrieb können somit bis zu 50 Liter Wasser je Quadratmeter eingespart werden.

Bei den Dachmodellen wurde festgestellt, dass vor allem bei der Düngung über das Substrat auf eine ausreichende Bewässerung von oben zu achten ist. Während es im System mit Düngung über die Bewässerung bei den Tomaten zu einem Ertrag von rund 10 kg/m² kam, waren bei der mineralischen und bei der organischen Düngung über das Substrat lediglich Erträge von 6 bis 7 kg/m² zu verzeichnen. Im trockenen Sommer konnte daher der Dünger im Substrat über die Tropfschläuche nicht ausreichend umgesetzt werden. Die Nutzung eines Kreislaufsystems spart auf dem Gemüsedach rund 30% Wasser ein. Auch Düngerauswaschungen ins Grundwasser werden verhindert. In einem Tastversuch auf Kisten wurde festgestellt, dass die Empfehlung für extensive Dachbegrünungen mit 5 g N/m² für eine Gemüsekultur wie Namenia oder Spinat nicht ausreichend ist.

Die (regionale) Gemüse-Mischung und die Asia-Gemüse-Mischung entwickelten sich auf dem Dach in Veitshöchheim sehr gut. Die Mischungen waren optisch ansprechend und hatten eine gute Deckung auf der Dachfläche. Bei den beiden Dachflächen in Würzburg und Veitshöchheim konnten keine Schwermetalle (Blei, Cadmium) über der Nachweisgrenze festgestellt. Das dort gewachsene Gemüse war bezüglich der Schwermetallbelastung also unbedenklich.

Ausblick

Auf dem Dach in Veitshöchheim werden zukünftig weitere Tastversuche durchgeführt. Es soll vor allem die Klimawirkung von extensiven Dachbegrünungen und von Flächen mit Gemüse auf dem Dach untersucht werden.

Die entwickelten Systeme zur Nahrungsmittelproduktion werden auf 24 Dachmodellen getestet.

Dachmodelle

Erdbeeren bieten für die frische Ernte eine interessante Alternative auf dem Dach.

Erdbeeren

Ausreichend Wasserspeicher wird für Starkregenereignisse benötigt.

Wasserspeicher

Vor allem Gurkenpflanzen sollen erstmalig im Jahr 2016 auf dem Dach getestet werden.

Gurkenjungpflanzen

Erstmals wird ein System im Wasserkreislauf betrieben.

Kreislauftechnik

Projektdaten
Projektleitung: Jürgen Eppel
Projektbearbeiter: Florian Demling, Rainer Berger
Laufzeit: 01.04.2016 bis 31.03.2019
Finanzierung: Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: KL/16/01