Fachartikel
Mehr Vielfalt im Energiepflanzen­anbau durch Wildpflanzenmischungen

Energiepflanzen Vielfalt Titelseite

Bisher liegen erst Ergebnisse aus drei Standjahren vor, und das bei einer voraussichtlichen Standzeit von fünf Jahren. Wenngleich die bisherigen Ergebnisse sehr zuversichtlich stimmen, besteht nach wie vor noch großer Forschungsbedarf. Etwa 15 Arten so zu kombinieren, dass sie bei gemeinsamer Ernte zu hohen Methanhektarerträgen führen und dennoch eine hohe Strukturvielfalt für die Tiere bieten, ist eine große Herausforderung, die es zu meistern gilt.

2013, 8 Seiten

Ausgangslage

Resultierend aus der politisch gewollten Förderung der erneuerbaren Energien und damit des Energiepflanzenanbaus ist seit einigen Jahren eine starke Zunahme der Biogasanlagen in Deutschland zu beobachten.
Nach einer Phase der Mengen­reduktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse durch Flächenstilllegung ist damit nun ein Intensivierungsschub in der Landwirtschaft verbunden, einher gehend mit der Zunahme des Flächenanteils ertragreicher Energiepflanzen, vor allem Mais, und einer Abnahme der Strukturvielfalt in der Feldflur. Darunter leiden die Wildtiere der Agrarlandschaft wie z. B. Feldhase und Rebhuhn ebenso wie zahlreiche andere Vogelarten und Insekten.
Ein besonderes Problem für die Honigbiene ist der Mangel an Blütentracht im Sommer. Schließlich sind großflächige Monokulturen dem Image der Landwirtschaft in der Bevölkerung eher abträglich.
Es ist deshalb nach Kompromisslösungen zu suchen, die einerseits eine ökonomische Biogasproduktion ermöglichen, andererseits den Tieren der Agrarlandschaft noch attraktive Lebensräume bieten und außerdem zu einem positiven Image des Energiewirts beitragen.

Praxisversuche

Um Erfahrungen im praktischen Umgang bis hin zu Verwertungsversuchen in Biogasanlagen mit den Biogasmischungen zu sammeln, wurden bereits 2009 erste Praxisflächen mit einer Testmischung angelegt, welche von Landwirten mit Standardtechnik bewirtschaftet werden. 2010 wurden die Praxisflächen auf 25 ha und 2011 auf 200 ha erweitert; 2012 sind bereits rund 700 ha bundesweit angesät worden. Derzeit sind ca. 80 Landwirte aus 12 Bundesländern beteiligt. Für die Praxisversuche wird bislang nur eine Mischung mit heimischen Stauden verwendet.

Saatmischungen

Die Mischungen bestehen jeweils aus ca. 10-20 Arten. Es wurden zum einen Mischungen mit nur heimischen Stauden entwickelt, zum anderen Mischungen mit erweitertem Herkunftsspektrum, also auch mit fremdländischen Arten. In beiden Fällen testet die LWG Varianten für trockenere und frische Standorte, welche anhand der gewonnenen Ergebnisse laufend weiterentwickelt werden. Auch verschiedene Arten der Bestandsgründung, z. B. als Maisuntersaat ohne einjährige Arten, befinden sich in der Erprobung.

Bisherige Ergebnisse

Bei artenreichen Mischungen galt es zunächst, einen geeigneten Erntezeitpunkt zu finden. Die laufenden TM-Bestimmungen ergaben, dass im ersten Standjahr am besten ab Ende August bis Ende September geerntet wird, im zweiten und dritten Standjahr bei den Mischungen mit heimischen Stauden ab Mitte Juli bis August, bei jenen mit erweitertem Herkunftsspektrum ab Ende August bis Anfang Oktober.
Die Biomasseerträge streuten im ersten Standjahr stärker, bei den Mischungen mit heimischen Stauden lagen sie meist zwischen 4 und 9 t Trockenmasse pro ha. Ab dem zweiten Standjahr wurden regelmäßig zwischen 8 und 15 t Trockenmasse pro ha erzielt. Die Mischungen mit erweitertem Herkunftsspektrum lagen im ersten Standjahr deutlich vor und ab dem zweiten Standjahr hinter den Mischungen mit heimischen Stauden. Die Methan­ausbeute der Wildpflanzen pro kg Trockenmasse lag etwas unter dem Niveau von Silomais.

Bewertung

In Bezug auf den Ertrag liegen alle Energiepflanzenmischungen deutlich hinter dem Silomais. Momentan liegt das Ertragsniveau etwa bei 50-60% des Maisertrags (Mittel aus 3 Versuchsjahren der ersten Versuchsmischung). Dies war auf Grund der noch kurzen Entwicklungsdauer des völlig neuartigen Anbausystems nicht anders zu erwarten. Wir sehen aber noch erhebliche Potentiale der Ertragssteigerung in den nächsten Jahren.
Das wirtschaftliche Ergebnis kann dagegen nah an den Silomais heranreichen, weil bei einmaliger Ansaat und einer Standzeit von etwa 5 Jahren Arbeitsgänge und Produktionsmittel (nur mäßige Düngung, kein Pflanzenschutz) eingespart werden können; dies allerdings nur bei geringen Flächennutzungskosten, da für die gleiche Energiemenge mehr Fläche benötigt wird.