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Säulenapfel- und Ballerinabäume
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Die Gärten werden immer kleiner. Somit ist kaum noch Platz für einen großen Apfelbaum. Säulenäpfel- und Ballerinabäume benötigen durch ihre Wuchsform besonders wenig Platz. Sie eignen sich sogar für Balkon und Terrasse, denn sie können auch in einem großen Kübel kultiviert werden. Mehrere Bäume nebeneinander bilden im Garten eine schmale Hecke.
Begonnen hat es mit den Säulenbäumen mit der kompakt wachsenden, säulenartigen Mutation der Apfelsorte 'McIntosh' in einer kanadischen Obstanlage ('McIntosh Typ Wijcik'). Schließlich kreuzte das Obstbau-Forschungsinstitut East-Malling verschiedene Sorten mit dem Typ 'Wijcik'.
Das Ergebnis waren "Ballerinas": das sind verschiedene Sorten schlankwachsender Apfelbäume mit vielen sehr kurzen, zu Fruchtspießen umgewandelten blütenknospentragenden Seitentrieben, z. B. 'Bolero', 'Flamenco', 'Polka', 'Waltz'.
Besonderheiten
- Fruchtspieße direkt am Stamm, dadurch geringer Platzbedarf
- Ertrag setzt sehr früh ein, z. B. ein bis zwei Jahre nach der Pflanzung (je nach Jungbaumgröße)
- sehr kurze Internodien (gestauchter Wuchs): geringes Höhenwachstum
- Höhe je nach Unterlage, Standort ca. 2,5- 3m, was Ernte und Pflege vereinfacht
- geringe Schnittmaßnahmen (evtl. auftretende längere Seitentriebe im August am Stamm entfernen)
- sehr fruchtbar; Befruchtung durch andere Ballerina- bzw. Säulenapfelsorten oder "konventionell" wachsende diploide Apfelsorten sowie Zieräpfel
- großer Zierwert von Blüte und Frucht
Verwendung
- Vorteil: Zier- und Nutzwert mit geringem Platzbedarf
- dekorative Einzel- oder Gruppenpflanzung im Rasen oder Staudenbeet
- Obsthecke (Sichtschutz, Raumteiler, Einfassung)
- in Töpfen oder Trögen für Innenhöfe, Terrassen oder Balkone
Allgemein
- Veredelungen auf stark bzw. mittelstark wachsende Unterlagen wie MM106, MM111 sind standfest (kein Pfahl nötig). Schwächere Unterlagen (M9, M26), die oft für eine Kultur in Kübeln verwendet werden, sind nicht standfest
- Sorten der neuen Generation sind zunehmend widerstandsfähig, vor allem gegenüber Schorf und zum Teil auch Mehltau.
- Wenig Schnitt: Kein Pflanzschnitt erforderlich und die Mittelachse in den ersten sechs bis acht Jahren nicht einkürzen!
- Zur Höhenbegrenzung ab dem sechsten bis siebten Standjahr im August ableiten auf eine tiefer liegende Seitenverzweigung.
- Mindestpflanzabstand beim Auspflanzen: 50 cm
- Mindesttopfinhalt: zunächst 20 Liter, nach drei und sechs Jahren jeweils in größere Container umpflanzen.
- Wichtig: Bei zu starker Blüte und Fruchtansatz kann Alternanz eintreten und die Früchte können sehr klein bleiben; daher überzählige Jungfrüchte Anfang Juni unbedingt ausbrechen! Früchte im Büschel einzeln stellen.
- Die Spindelererziehung beliebiger Apfelsorten auf schwachwachsenden Unterlagen wie M9, M26 wird oft mit der Wuchsform „Säulenapfel“ verwechselt.
Sorten
Die „alte“ schorfanfällige Ballerina-Generation mit den Sorten 'Bolero', 'Flamenco', 'Maypole', 'Polka' und 'Waltz' wird von neuen, gesünderen Sorten abgelöst. Durch Kreuzungen der oben genannten säulenförmigen Ursprungssorten (Ballerinas) mit Erwerbsapfelsorten haben diverse Züchter neue robustere und schmackhaftere Säulenapfelsorten gezüchtet, die in verschiedenen Serien der Züchter zu finden sind. Die meisten Sorten sind nicht lange lagerfähig.
Gut zu wissen:
- Informationen zu Artevos-Sorten finden Sie unter www.artevos.de
- CATS steht für Columnar Apple Tree-System: die Züchtungen der Geisenheimer CATS-Serie sind nicht schorf-resistent!
- Bei Kultur in Containern diese von Austrieb bis Anfang Juni regengeschützt (Pergola, Dachvorsprung) aufstellen, was Schorfinfektion verhindert.
Neben Säulensorten gibt es zunehmend auch kompakt wachsende, kleiner bleibende, sich verzweigende Apfelbäume, die auch für kleine Gärten oder Kultur in Kübeln für Balkon und Terrasse geeignet sind.
Beispiele: 'Spurkoop', 'Supercompact' und 'Cactus' (Details siehe: www.artevos.de); 'MiniCox'