Gartencast
Im Mai ist der Frost noch nicht vorbei!?
1. Mai 2022
Bereits im April erfolgten die ersten Saaten und Pflanzungen im Freiland. Nun bangen die Gartenbesitzer, denn im Mai stehen die Eisheiligen vor der Türe. Erfahrungsgemäß drohen Nachtfröste bis weit in den Wonnemonat hinein. Die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie geben Tipps zur Vermeidung von Schäden.
Im Mai ist der Frost noch nicht vorbei!?
Das Klima wird doch wärmer – sinkt nicht auch das Frostrisiko?
Durch deutlich mildere Winter und Frühjahrsmonate beginnt die Vegetation erheblich früher. Der Klimawandel verstärkt dadurch die Gefahr durch Kälteeinbrüche nachweislich. In den letzten sieben Jahren waren vier Spätfrostereignisse mit enormen Ertragseinbußen für Winzer, Erwerbs- und Freizeitobstbauer zu verzeichnen. Je nach Lage des Gartengrundstücks können mikroklimatische Einflüsse verschärfend einwirken.
Welche Schäden sind zu erwarten?
Rebstöcke, Walnüsse und Kiwi sind schon ausgetrieben. Obstbäume und Beerensträucher stehen vielerorts in voller oder abgehender Blüte. Temperaturen vor allem unterhalb minus zwei Grad Celsius zerstören die zarten Austriebe und Blütenorgane, färben die weißen Blütenblätter braun und schädigen auch bereits junge Früchtchen. Empfindlichen Gemüsekulturen oder nicht abgehärteten Kübelpflanzen droht ebenfalls Gefahr.
Sollte die Gartensaison daher nicht erst nach den Eisheiligen beginnen?
Da der Freizeitgärtner eine frühe Ernte von Salaten, Radies, Kräutern, Erdbeeren aus eigenem Anbau schätzt, startet er diese Kulturen je nach Region und Witterung bereits Anfang April. Ein Beginn nach den Eisheiligen ist jedoch zu empfehlen für wärmeliebende Gemüse wie Tomaten, Paprika, Zucchini, Kürbis, Gurken, Bohnen, aber auch die meisten Balkonpflanzen. Hingegen sind Aussaaten, Knollen, kurzum: alles, was noch im Boden steckt, ebenso geschützt wie gut abgehärtete, bereits länger auf dem Freilandbeet stehende Jungpflanzen und Kräuter.
Was tun, wenn Frost tatsächlich kommt?
Im Freien stehende Kübelpflanzen können unter ein Vordach gerückt werden. Frisch gepflanzte Balkonkästen, die Beete von keimenden Kartoffeln, Bohnen, zart sprießendem Sägemüse und nicht abgehärteten Salat- und Gemüsejungpflanzen sollten über Nacht mit einem Vlies abgedeckt werden. Das gilt auch für bereits blühende Erdbeerbestände. Tagsüber kann das Schutzgewebe zur Seite geschlagen werden, damit der Boden gut erwärmt und die Blüten bestäubt werden können. Diese Wärme wird nachts abgegeben und das dann aufgelegte Schutzvlies verhindert die Abstrahlung. Da auch Feuchtigkeit aus dem Boden kondensiert, kann sich an der Innenseite des Vlieses bei den Minusgraden ein feiner Eisfilm bilden, der zusätzlich isoliert.
Welche Möglichkeiten gibt es denn für Obstbäume?
Kleine Baumformen, Beerensträucher und Wandspaliere lassen sich durchaus auch mit Vliesen oder Folien schützen. Bei größeren Gehölzen ist es wichtig, dass der Boden möglichst viel Wärme aufnehmen und speichern kann. Daher sollte Mulch entfernt, Grasaufwuchs kurz gemäht und der Boden feucht gehalten werden. Dann kann die Bodenwärme nachts an die Umgebung abgegeben werden. Dies ist bei minus fünf Grad Celsius zwar nicht ausreichend, kann aber mikroklimatisch bei schwächeren Nachtfrösten hilfreich sein.