Gartencast
Rückblick auf das Gartenjahr 2021
1. Dezember 2021

In vielen Regionen Bayerns regnete es 2021 bei kühleren Temperaturen vor allem in der ersten Jahreshälfte ungewöhnlich viel. Die Witterung hatte gravierende Auswirkungen auf gärtnerische Kulturen, meinen die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.

Vorteile der diesjährigen Witterung

Weniger Dürreperioden, gemäßigtere Temperaturen und höhere Niederschläge führten 2021 auch in den Trockengebieten Bayerns zu gutem Wachstum. Gehölze trieben stark. Daher machte es Sinn, bei Obstbäumen und Beerensträuchern mit Sommerschnitt gegen zu steuern. In Franken wurden heuer auch extensive, unbewässerte Rasenflächen nicht braun.

Im Gemüsegarten profitierten viele Arten, zumal auch die Nährstofffreisetzung aus organischer Bodensubstanz durch die Feuchtigkeit begünstigt war. Besonders Starkzehrer wie Sellerie, Kohl und weitere Wurzelgemüse erzielten – wie auch im Erwerbsanbau- größere Ernteexemplare. Auch Paprika kam sehr gut zurecht.

Schaderreger in Hülle und Fülle

Negativ äußerte sich die diesjährige feuchte Witterung mit einem erhöhten Auftreten von Schnecken, schimmligen Beeren, faulen Früchten, zum Teil auch Kartoffeln, sowie massiver Befall mit Kraut- und Braunfäule an Tomaten. An Kirschen und Zwetschgen fielen geplatzte und faule Früchte auf, die zudem durch monilia-befallene Frucht- und Blütenmumien verstärkt infiziert wurden.

Außer der äußerst robusten Sorte ‘Muscat bleu‘ waren viele andere pilzwiderstandsfähige Tafeltrauben vor allem vom Falschen Mehltau betroffen, der sich in braunen, vorzeitig abfallenden Blättern und eingetrockneten Beeren äußerte.

Frühzeitiger Laubabwurf wurde bei vielen Gehölzen durch massive Pilz- oder Bakterieninfektionen ausgelöst: Sprühflecken und Bakterien an Kirschen, Rost an Zwetschgen, Pflaumen und Mirabellen, Marssonina an Apfelbäumen, die zudem durch erhöhten Schorfbefall und Regenflecken betroffen waren. Viele Quitten hatten schwarze Flecken an Früchten und Blätter. Bei Walnüssen sorgten Pilze, Bakterien und besonders die sich weiterhin rasant ausbreitende Fruchtfliege für schwarze Nüsse.

Frost, der ebenfalls vor allem in ungünstigen Lagen zur bzw. unmittelbar nach der Blüte aufgetreten war, verursachte neben Ertragsausfällen auch deformierte oder berostete Äpfel.

Überraschungen für viele Gartenbesitzer

Der feuchte, nicht zu heiße Früh- und Spätsommer drohte den Befall mit der Kirschessigfliege stark zu fördern. Sicherlich gab es mancherorts Ausfälle durch diesen Schädling. Wer jedoch Ernteintervalle kurz hielt, Bestandshygiene betrieb oder Obstgehölze mit engmaschigen Netzen schützte, konnte selbst bei den besonders gefährdeten Kulturen Him-, Brom- und Heidelbeeren, sowie blauen Tafeltrauben gesunde Früchte ernten.

Chancen auch bei Tomaten: frei von der Braun- und Krautfäule blieben regengeschützte, lockere Bestände, aber auch ohne Schutzdach Sorten wie ‘Philovita‘, ‘Primabella‘ und ‘Resibella‘.

Erfreuliches auch bei Himbeeren. Die kräftig gewachsenen Neuruten der Herbsthimbeersorten lieferten bis Ende November noch frisches Naschobst. Wenngleich das Aroma nicht mehr so intensiv war, so waren diese Beeren fürs Müsli und Quarkspeise eine gesunde Ergänzung.

Daher lassen wir uns nicht entmutigen! Vielleicht wird das Wetter 2022 wieder vorteilhafter für viele Kulturen. Sehen wir, was positiv gelungen ist! Betrachten wir Zier-, Hecken- und Obstgehölze nicht nur nach dem Fruchtertrag! Sie sind wichtige Partner im Garten für die Biodiversität, Artenvielfalt, den Naturkreislauf, Nahrungsquelle für Tiere und Insekten, CO2-speicher und Schattenspender - das alles zählt heute mehr denn je!

Ein erfolgreiches Gartenjahr 2022 wünscht Ihnen das Team der Bayerischen Gartenakademie!