Fäulnis vermeiden - Traubenstruktur auflockern

Weinbauliche Kulturmaßnahmen sind die Basis für lockere und nicht zu kompakte Trauben. Hierzu gehören eine kurz nach dem Ende der Blüte (bis max. zwei Wochen danach) durchzuführende Entblätterung der Traubenzone, spätes Gipfeln und die Verhinderung von „Luxuskonsum“ der Rebe indem weder N-Düngung noch Bodenbearbeitung in den Nachblütewochen erfolgen.
Eine Speziellere Maßnahme zur Verhinderung von zu kompakten Trauben ist der Einsatz von Wuchsregulatoren, der günstigste Zeitraum liegt hierfür im Bereich zwischen 30 und 50% abgeworfener Blütenkäppchen.

Zu den Wuchsregulatoren zählen Gibb 3, Berelex 40 SG oder Regalis (SprintAlga mit mehrmaliger Behandlung). Gibb 3 kann in den Sorten Spätburgunder, Grauburgunder, Weißburgunder, Schwarzriesling und Portugieser angewendet werden (Positivliste, übertragbar auf Berelex). Bei Regalis Plus ist die bei der Aufwandmenge die Firmenempfehlung zu beachten.
Wuchsregulatoren können sehr sortenspezifisch wirken. Beachten Sie die Empfehlungen!

Anwendungshinweise

  • Der günstigste Einsatzzeitpunkt liegt im Bereich von 30-50 % (besser früher als zu spät) abgeworfener Käppchen (BBCH 63-65).
  • Mit den Präparaten darf nur der unmittelbare Bereich der Traubenzone behandelt werden.
  • Eine allseitige Benetzung der Gescheine ist sicherzustellen. Daher muss jede Gasse befahren werden. Die Wasseraufwandmenge je Hektar in Normalanlagen sollte daher zwischen 300 bis max. 400 l Wasser liegen. Höhere Wasseraufwandmengen sind nicht sinnvoll, da abtropfende Brühe keine Wirkung haben kann.
  • Für Gibb 3 empfiehlt der Vertreiber die Zugabe eines Netzmittels (Adhäsit 100ml/100l Wasser).
  • Langsames Antrocknen der Spritzbrühe fördert die Aufnahme des Wirkstoffes und damit die Wirkung. Bei trockener Witterung sollten Behandlungen nur in Stunden hoher Luftfeuchtigkeit, d.h. vom späten Abend bis zu den frühen Morgenstunden durchgeführt werden. Bei feuchten Bedingungen (ganztägig hohe Luftfeuchtigkeit > 70%) sollte die Konzentration verringert werden.
  • Die Präparate nicht mit anderen Pflanzenschutzmitteln oder Blattdüngern ausbringen.
  • Je nach Verrieselungsförderung ist mit einer Verringerung des Ertrages zu rechnen.
  • Einflussfaktoren auf die Wirkung:
    • Zustand der Reben: in gestressten und schwachwüchsigen Anlagen (Chlorose!) kann eine Wirkungsverstärkung auftreten. Eine Anwendung ist dort zu unterlassen.
    • Ungünstige Blühbedingungen (kalt, naß): von einer Anwendung ist abzuraten. Beachten Sie daher die weitere Wetterentwicklung!
  • Anwendungsmenge: (300 – 400l Wasser/ha nur in die Traubenzone)
    • Gibb 3 (100 g Gibberrellinsäure/kg): Die maximale Aufwandmenge lt. Zulassung sind 15 Tabletten je Hektar. Wir empfehlen bei Burgundersorten, Schwarzriesling und Portugieser 20 ppm (entspricht 2 Tabletten je 100 l Wasser). Positive eigene Erfahrung in den Sorten Silvaner wurden mit einer Konzentration von 7 ppm (0,7 Tabletten = 7 Gramm je 100 l Wasser), bei Müller-Thurgau, Riesling und Bacchus mit 10 ppm (1 Tablette je 100 l Wasser) gemacht. Überdosierungen können zu starkem Ertragsverlust im Anwendungsjahr und Folgejahr führen!
    • Berelex 40 SG (400 g Gibberellinsäure/kg): Die maximale Aufwandmenge lt. Zulassung sind 50 g/ha. Achtung die Wirkstoffmenge in diesem Präparat ist gegenüber Gibb 3 viermal so hoch. Daher sind die Aufwandmengen gegenüber Gibb zu vierteln. Bei Burgundersorten, Schwarzriesling und Portugieser 5g/100l Wasser. In den Sorten Silvaner 1,75 g/100 l Wasser), bei Müller-Thurgau, Riesling und Bacchus 2,5 g/100l Wasser
    • Regalis: Sortenaufwandmengen: Riesling 1,8 kg/ha, Burgundersorten 1,2 bis 1,5 kg/ha; weitere Sorten siehe Empfehlungsliste des Herstellers; für Silvaner wird eine Anwendung wegen geringer Wirkung nicht empfohlen;
  • Beachten Sie unbedingt die Anwendungshinweise in den Gebrauchsanleitungen!

Diese Empfehlungen dienen den Zielen des Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutz (NAP).

Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutz (NAP)