Jahresrückblick Franken
2017: Von Allem etwas
Spätfrost, Trockenheit, Nässeperioden, Hagel, wuchernde Reben, früh einsetzender Reifebeginn, Schädlinge, Fäulnis – dieses Jahr hatte viel zu bieten.
Witterung und Phänologie
Entgegen der Gewohnheit aus den vergangenen Wintern startete der Januar kalt und frostig. Häufige Hockdruckwetterlagen mit viel Sonnenschein und wenig Regen blieben den gesamten Monat konstant bestehen. Somit lag die Mitteltemperatur bei frostigen -3°C. Den Reben schadete die Kälte aber nicht, da die max. Minustemperaturen -15°C nicht überschritten. Im Februar und März dagegen war vom Winter nichts mehr zu spüren. Beide Monate lagen mehr als 2,5°K über dem langjährigen Mittelwert. Niederschläge blieben dagegen weitgehend aus. Auch die erste Aprilhälfte blieb überdurchschnittlich mild.
Die warmen Wochen zeigten ihre Auswirkung auf die Rebenentwicklung. Das Schwellen der Knospen war bereits Ende März und der Knospenaufbruch Mitte April, zwei Wochen vor der Norm, zu beobachten (Tab. 1).
Nach den Osterfeiertagen schwenkte die Witterung um. Polare Kaltluftmassen zogen über ganz Mitteleuropa hinweg. Vom 19. - 24. April fielen die Nachttemperaturen oft unter den Gefrierpunkt. Am 20. April sank das Thermometer bereits um Mitternacht unter den Gefrierpunkt und fiel bis zum frühen Morgen auf bis zu minus 6°C ab.
Nicht nur die eingetretenen Frostschäden sondern auch die Trockenheit der vergangenen Monate mit nFK unter 50% bescherten Landwirten und Winzern Sorgen. Die starken Niederschläge zu Beginn des Wonnemonats Mai ließen zumindest diese eine Sorge in den Hintergrund treten. Die weitere, meist kühle und trübe Maiwitterung verschaffte den Frühlingsgefühlen keinen Aufwind. Dementsprechend schrumpfte der phänologische Vorsprung. Das Zweiblattstadium am 8. Mai lag nur einen Tag vor dem langjährigen Mittelwert. Kleine Blätter und kurze Triebe zeigten die wachstumsfeindliche Witterung an.
Zum Monatsende hin stiegen die Temperaturen und zusammen mit den aufgefüllten Bodenwasservorräten konnten die Reben diese günstigen Bedingungen zu einem richtigen Wachstumsrennen nutzen. Vom 7-Blatt-Stadium ausgehend erreichten die Reben innerhalb von zwei Wochen den Beginn der Blüte noch innerhalb der ersten Junidekade. Dadurch war die zeitgerechte Erledigung der Heftarbeiten für jeden Betriebsleiter eine besondere Herausforderung und zusätzlicher Arbeitsaufwand entstand durch das oft notwendige Niederziehen der Frostrute und der Nachregulierung der Triebzahlen.
Das Stadium der abgehenden Blüte erreichte unsere Beobachtungsanlage am 17. Juni. Somit lagen wir schon wieder 10 Tage vor dem langjährigen Mittelwert. In frostgeschädigten Anlagen war die Entwicklung von nachgetriebenen Augen allerdings bis zu zwei Wochen verzögert.
Der weiterhin sehr warme Juni mit ausreichender Wasserversorgung zu Beginn und Ende des Monats, meist in Form gewittriger Niederschläge, hielt den Wachstumsmotor im hohen Drehzahlbereich. Der Juli mit hohen und der August mit ausgeglichenen und gleichmäßig verteilten Niederschlagsmengen unter warmen aber nicht heiß-stressigen Temperaturen bewirkten bestmögliche Wachstumsbedingungen. So war das Stadium Trauben hängen und der Reifebeginn fast zwei Wochen vor dem langjährigen Mittel erreicht. Ein früher Lesebeginn deutete sich an. Durch die optimale Wasserversorgung wuchsen große Trauben mit gewaltigen Beeren (Durchschnittsgewichte >2 g) heran.
Die moderaten Temperaturen im September mit kühlen Nächten verhinderten in gut geführten Anlagen eine zu schnelle Ausbreitung der Fäulnis. Durch hohe Regenmengen in der Monatsmitte kollabierten allerdings bei den früheren Sorten die Beerenhäute. Hier musste dann umgehend die Ernte eingefahren werden bevor die Fäulnis um sich greifen konnte.
Entwicklungsstadium | BBCH | 2017 | Mittel 1968-2016 |
Austrieb-Knospenaufbruch | 09 | 15. April | 28. April |
2-Blatt-Stadium | 12 | 8. Mai | 9. Mai |
Blüte, 30% der Käppchen abgeworfen | 63 | 12. Juni | 17. Juni |
abgehende Blüte | 68 | 17. Juni | 24. Juni |
Beeren erbsengroß | 75 | 5. Juli | 14. Juli |
Hell werdender Beeren | 81 | 2. August | 10. August |
Krankheiten und Schädlinge
Probleme mit Krankheiten und Schädlingen traten in der Austriebsphase kaum auf. Nur die frostbedingten Schäden im April und erste Hagelschläge ab Mitte Mai setzten einzelnen Weinbergslagen stark zu.
Erste isoliert auftretende Primärinfektionen durch Peronospora fanden im Raum Würzburg bereits zum Ende der 19. Kalenderwoche statt. Die Hauptinfektionsperiode stellte sich, abhängig von den regional fallenden gewittrigen Niederschlägen, in der letzten Maidekade ein. Eine Abdeckung mit Fungiziden kurz vor Erscheinen der Ölflecke war dringend geboten, denn die feuchten Bedingungen Anfang Juni boten gute Voraussetzungen für die Verbreitung. Die anschließenden Behandlungen mussten wegen des enorm hohen Blattflächenzuwachses in kurzen Abständen terminiert werden. Bis Anfang Juli war höchste Vorsicht geboten. Weitere günstige Bedingungen, die teils zu späten Traubeninfektionen führten, stellten sich durch die örtlich starken Niederschläge ab der letzten Julidekade ein.
Oidiumbefallsstellen wurden erst Anfang Juni entdeckt. Die oft schwülwarme Witterung, der rasante Zuwachs, Verdichtungen der Laubwände durch niedergezogene Frostruten mit verspätet durchgeführten Triebkorrekturen und verschiedene Traubengenerationen in frostgeschädigten Anlagen ermöglichten dem Oidiumpilz stellenweise eine massive Ausbreitung. Waren Befälle vorhanden und wurde der starke Beerenzuwachs ab Anfang Juli nicht konsequent mit Fungiziden geschützt, ergaben sich immer wieder Möglichkeiten für einen späten Befall der Beeren.
Im abgelaufenen Jahr zeigten sich beide Arten des Traubenwicklers in vielen Gemarkungen sehr präsent. Starke Eiablagen in beiden Generationen, die nicht immer von hohen Fangzahlen in den Pheromonfallen begleitet wurden, hatten teils massive Befälle zur Folge, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen wurden. In der zweiten Generation wurden in einzelnen Beobachtungsflächen bis zu 300 Prozent an Ei- und Larvenbesatz ausgezählt. Eine termingenaue und sachgerecht durchgeführte Behandlung konnte allerdings Schäden verhindern. War dem nicht so, zeigten sich in solch betroffenen Anlagen frühe Fäulnisnester bereits im August.
Weitere Ursachen für frühe Fäulnis war in Anlagen auszumachen, die Oidiumbefall, die aufgedrückte Beeren durch zu kompakte Trauben oder die durch nicht zeitgerecht durchgeführte Laubarbeiten Verdichtungen aufwiesen. Auch immer wieder auftretender Hagel förderte Traubenbeschädigungen. Durch den frühen Reifebeginn und die feuchte Witterung konnten sich Fäulnisnester, egal durch welche Ursache bedingt, schnell ausbreiten.
Herbstgeschehen
Somit musste in manchen Anlagen bereits zum Ende der ersten Septemberdekade mit der Lese begonnen werden. Die kühlen Temperaturen ab Mitte des Monats bremsten die Fäulnisentwicklung ab. In gut geführten Anlagen war es möglich der physiologischen Reifeentwicklung noch Zeit zu geben. Stärkerer Regen im letzten Septemberdrittel setzte den Beerenhäuten aber zu und ein zügiges Einholen der Trauben war notwendig, so dass bis zum Feiertag der deutschen Einheit in den meisten Betrieben die Ernte weitgehend beendet war.
Die im Frühjahr befürchteten großen Ertragsausfälle durch Frost bestätigten sich meist nicht. Die Reben konnten über den Beiaugenaustrieb und die sehr günstigen Wachstumsbedingungen ab Juni einen Großteil des Schadens kompensieren. Dennoch war es ein Jahr der Hetze bedingt durch starke Wachstumsphasen, aufwändige Laubarbeiten (Frostruten, Triebkorrektur) und Pflanzenschutzmaßnahmen und einer recht kurzen Ernteperiode. Entschädigt wurde man durch eine ertragsmäßig gute Ernte und fruchtbetonte, eigenständige Weine, soweit der Ertragskorridor nicht überstrapaziert worden war.