„Alter Fränkischer Satz“ in die „Arche des Geschmacks“ aufgenommen - Besonderer Schutz für historische Weinberge von Franken
Karl-Josef Hildenbrand©LWG
Der „Alte Fränkische Satz“ mit teilweise 100-jährigen, gemischt angepflanzten Weinbergen ist ein wertvolles Stück fränkischer Weinbaugeschichte. Am 4. Januar 2016 wurde er in die Slow Food „Arche des Geschmacks“ aufgenommen.
Die „Arche des Geschmacks“, ein internationales Slow Food Projekt, schützt traditionsreiche lokale und regionale Lebensmittel vor dem Vergessen und dem Verschwinden. An die 3.000 Passagiere bevölkern aktuell weltweit das Rettungsschiff, 10.000 sind das Ziel. In Deutschland gehört das Convivium Hohenlohe-Tauber-Main-Franken zu den Pionieren, die einen der ersten Passagiere an Bord brachten: Es war der Ostheimer Leberkäs - eine lokale Rhöner Spezialität. Heute umfasst die deutsche Arche in unserer Region neben dem Rhönschaf die Bamberger Hörnla-Kartoffeln, Knoblauch, Rettich und Wirsing, den Limpurger Weideochse, das Schwäbisch Hällische Landschwein, die Schwarz-Blaue Kartoffel aus dem Frankenwald, denRotwein Tauberschwarz und nun den „Alten fränkischen Satz“.
Unterstützt wurde Slow Food vom Projekt „Alte Weinberge“ der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim, welches seit vielen Jahren die Sammlung und Sicherung der historischen fränkischen Rebsorten betreibt. In Franken setzte man Jahrhunderte lang verschiedene Rebsorten durcheinander als gemischten Satz: historische Sorten wie beispielsweise Adel- und Vogelfränkisch, Heunisch, Hartblau, Süssrot, und klassische Sorten wie Riesling, Silvaner, Traminer und Muskateller. Mit dieser Mischung unterschiedlicher Rebsorten trotzte der Winzer den Unbilden des Wetters und sicherte sich am Lesetag einen trink- und haltbaren Wein. Die Zusammenstellung der Sorten ergab im Mittelalter den berühmten „Frentsch“ (vinum francium), der sogar an den französischen Königshof geliefert wurde.
Klassisch für den Alten fränkischen Satz ist die fränkische Kopferziehung der Reben: Der Kopf des Rebstocks sitzt im Boden, seine Reben sind an drei Stickel gebunden. Anfang des 19. Jahrhunderts begann der reinsortige Anbau den Frentsch zu verdrängen. In Franken reagierte man darauf, und baute in den guten Lagen Riesling und Silvaner reinsortig an, um am Markt mithalten zu können. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte diese Entwicklung den „Alten fränkischen Satz“ bis auf wenige Lagen in landschaftlichen Nischen verdrängt. Heute werden in Franken noch acht Hektar Weinberge mit den alten historischen Rebsorten angebaut. Doch bleibt dieser Wein gefährdet; die alten Weinberge sind nur schwer und in Handarbeit zu bewirtschaften.
Die Weine vom „Alten fränkischen Satz“ sind einzigartig! Sehr individuell, authentisch, vielschichtig, körperreich, mineralisch und sehr gute Terroir-Anzeiger. Der gemischte Anbau verschiedener Rebsorten in einem Weinberg bildet zusammen mit den Wildkräutern eine wertvolle Biodiversität. Jeder einzelne der alten Weinberge von Churfranken bis zum Steigerwald hat eine individuelle Rebsortenzusammensetzung. Kurz: Die Weine vom „Alten Fränkischen Satz“ bilden einen „Alten Fränkischen Schatz“.