Jahresrückblick Franken 2019
Zweimal trocken und warm, aber doch verschieden
Zwei trockene und warme Jahre liegen hinter uns. Die Änderungen des Klimas zeigen sich immer deutlicher. Dennoch präsentieren sich Unterschiede in der Entwicklung der Reben. Daraus wird deutlich, dass die Rebenpflege nicht einfacher wird und Entscheidungen zur Bewirtschaftung noch intensiver an den gegebenen Bedingungen ausgerichtet werden müssen. Eine weitere Verstärkung der Heterogenität der Jahre ist auch in Zukunft sicher zu erwarten. Dabei sollte man aber nicht nur an Trockenheit und Hitze denken. Auch andere extreme Wetterkonstellationen werden immer wieder auftreten. Die Notwendigkeit flexibel zu reagieren und sich an die jeweilige Situation bestmöglich anzupassen wird die Betriebsleiter fordern.
Witterung und Phänologie
Winter
Wieder war von einer winterlichen Stimmung in den ersten Monaten des Jahres kaum etwas zu verspüren. So lagen die Temperaturen des ersten Vierteljahres gegenüber dem langjährigen Mittel alle deutlich höher. Sorge bereitete bereits jetzt der nicht aufgefüllte Bodenwasservorrat. Trotz des niederschlagsreichen Dezembers betrug das Wasserdefizit aus dem Trockenjahr 2018 zur Jahreswende ca. 130 Liter. Zusätzlich fehlten bis Ende April nochmals ca. 45 Liter. Diese Menge entspricht ungefähr einem Monatsniederschlag in diesem Zeitraum.
Frühjahr
Die überdurchschnittlichen Temperaturen weckten die Reben früh aus der Winterruhe. Der Knospenaufbruch lag ca. 11 Tage und das Zweiblattstadium bereits 16 Tage vor dem langjährigen Mittel (Tab. 1). Sofort dachte man an das vergangene Jahr zurück an dem das Zweiblattstadium ebenso früh gelegen hatte. Doch schlagartig fielen die Temperaturen in den letzten Apriltagen und diese kühle und trübe Witterung hielt fast den gesamten „Frühlingsmonat“ Mai hindurch an. Dadurch startete kein phänologisches Rennen wie im vorausgegangen Jahr.
Die wichtigen Weinbergsarbeiten Ausbrechen, Triebkorrektur, Frostrutenentfernung und erste Heftarbeiten konnten dadurch ohne Hektik durchgeführt werden.
Als Positivum fielen wenigstens überdurchschnittliche Regenmengen im trüben und kühlen Monat Mai, die eine vorübergehende Entschärfung des bestehenden Wassermangels brachten.
Spätfrost
Leider wurden einige Bereiche des fränkischen Weinlandes am 5. und 6. Mai von Frost heimgesucht. Zwar fielen in diesen Tagen fast überall die Temperaturen knapp unter den Nullpunkt ab, doch in den frostgeschädigten Gebieten bewirkten am Abend gefallene Regenschauer eine deutliche Zunahme der Frostschäden bis hin zu hundertprozentigen Ausfällen.
Sommer
Zum Monatswechsel Mai-Juni stiegen die Temperaturen auf sommerliche Werte und wollten während der kommenden Juniwochen nicht mehr fallen. Somit fiel die Schafskälte aus und die Reben holten phänologisch schnell auf. So lag der Blütebeginn und das Ende der Blüte bereits wieder eine Woche vor dem langjährigen Mittel (Tab.:1). Stärkere Verrieselungen in mancher Anlage konnte man sich aufgrund des Wettergeschehens nicht erklären.
Niederschläge fielen nur in den beiden ersten Monatsdekaden und örtlich in sehr unterschiedlichen Mengen, so dass zum Monatswechsel Juli die Trockenheit in einigen Bereich schon wieder eine Rolle spielte. So ist es auch erklärbar, dass die Rebenentwicklung durch die Wasserknappheit trotz der überdurchschnittlichen Temperaturen nur moderat voranschritt. Dies änderte sich auch in den Sommermonaten Juli und August nicht. Weit unter dem Durchschnitt liegende Regenmengen verbunden mit hohen Verdunstungsraten wegen der Wärme veranlassten die Reben ein Notprogramm einzuschalten, um mit dem wenigen Wasser noch einigermaßen auszukommen. Die lange Phase nach der Blüte, in der immer noch Beeren abgeworfen wurden, war ein Zeichen dafür. Je nach Verteilung und Höhe der Niederschläge im Juli und August, die meist durch Gewitter bedingt waren, entwickelten sich die Trauben mehr oder weniger füllig.
Herbst
Ab der zweiten Septemberwoche gingen die Temperaturen zurück und die kräftige nächtliche Abkühlung förderte die Aromenbildung in den Beeren. Die Hauptlese setzte ein, da die Zuckergehalte schon stark angestiegen waren. Damit bei Silvaner und Burgundersorten die Zuckergehalte und damit die Alkoholgehalte der späteren Weine nicht zu stark anstiegen, blieben frühere Sorten oft länger am Stock. Unbeschwerte, da weitgehend trockene Lesewochen mit gesunden Trauben kennzeichneten die Herbstperiode. Mit dem Tag der Deutschen Einheit war die Lese in Franken weitgehend beendet.
Tab. 1: Phänologische Daten 2019 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1968-2018 (mittlere Müller Thurgau Lage)Entwicklungsstadium | BBCH | 2019 | Mittel 1968-2018 |
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Austrieb-Knospenaufbruch | 09 | 17.04 | 28.04 |
2-Blatt-Stadium | 12 | 23.04 | 09.05 |
Blüte, 30% der Käppchen abgeworfen | 63 | 12.06 | 17.06 |
abgehende Blüte | 68 | 17.06 | 24.06 |
Beeren erbsengroß | 75 | 08.07 | 14.07 |
Hell werdender Beeren | 81 | 05.08 | 10.08 |
Krankheiten und Schädlinge
Ein recht unproblematisches Jahr in Bezug auf Krankheiten und Schädlinge liegt hinter uns. Hätten sich die Verhältnisse aber nur geringfügig geändert, hätte sich die Situation deutlich verschärfen können.
Echter und Falscher Mehltau
So startete die Peronospora bereits mit Primärinfektionen zu Beginn der letzten Maidekade. Erste Ölflecke traten dann mit den ansteigenden Temperaturen und auch Niederschlägen um den Monatswechsel auf. Die anschließend feucht-warme Witterung, die bis Ende der zweiten Junidekade immer wieder mit Niederschlägen durchsetzt war, erbrachte beste Verhältnisse sowohl für den Echten wie auch den Falschen Mehltaupilz.
Das schnelle Wachstum erforderte kurze Behandlungsabstände in diesem Zeitraum, um das zugewachsene Gewebe an Blättern und Gescheinen/Trauben sicher vor Pilzbefall schützen zu können. In fachgerecht behandelten Anlagen konnte sich kein größerer Grundstock für eine starke Epidemie aufbauen. Mit dem Wechsel zu einer stabilen, trockenen und warmen Witterung wurden die Pilzzyklen in den meisten Anlagen unterbrochen.
Traubenwickler
Stärkere Eiablagen des Bekreuzten Traubenwicklers konnten in nicht mit Pheromon verwirrten Gebieten beobachtet werden. Da aber die trockene Witterung bis zur Ernte an den befressenen Beeren keinen Sekundärbefall durch Fäulepilze zuließ, fiel dieser Schaderreger vielen Winzern nicht auf.
Hitze und Sonnenbrand
Zwischen dem 23. bis 26 Juli hinterließen hohe Temperaturen bis 39°C (im Schatten), extreme Einstrahlung bei unbewölktem Himmel und die mangelnde Wassernachlieferung der bis in tiefe Schichten ausgetrockneten Böden an den Trauben bisher noch nicht beobachtete Hitze bzw. Sonnenbrandschäden. Die empfindliche Sorte Bacchus zeigte in manchen Weinberg über 80% Ertragsausfall. Aber auch andere Sorten und selbst Rotweine waren betroffen. Stärkere Schäden bei total freigestellter Traubenzone waren festzustellen. Die totale „Nacktentlaubung“, die auch niemals empfohlen wurde, ist umso mehr zu überdenken.
Sturm und Hagel
Ein Sturmereignis mit starkem Hagelschlag am 26. August im Bereich von Michelbach am Untermain vernichtete die Ernte von ca. 30 ha vollständig.
Jahresergebnis
Überraschenderweise blieben die Ertragserwartungen bei vielen unerfüllt. Ein optisch schöner Behang am Stock vermochte die Lesebehältnisse nicht ausreichend zu füllen. Sicherlich verminderte die Trockenheit die Beeren- und damit Traubengewichte. Die Preßausbeuten waren geringer. Hitzeschäden, Frost und Hagel sorgten ebenso dafür, dass der Durchschnittsertrag in Franken bei nur knapp 60 hl/ha liegen dürfte. Für von starken Ertragseinbußen betroffene Betriebe ist dies natürlich eine unerfreuliche Situation. Insgesamt gesehen ist nach dem ertragsmäßig starken Jahr 2018 für den Weinmarkt in Franken eine deutliche Entspannung zu spüren.