Tier des Monats (September)
Rotflügelige Ödlandschrecke – Meister der Tarnung
Die namensgebenden roten Flügel sind im Flug gut erkennbar
Huch, was war denn das? Aus dem Nichts erscheinen zwei rote Flecken vor einem in der Luft, um gleich darauf wieder zu verschwinden. Sucht man nach dem Verursacher, ist nichts zu erkennen. Macht man jedoch den nächsten Schritt, wiederholt sich das Schauspiel. Wer zurzeit in den Weinbergen des Thüngersheimer Scharlachbergs spazieren geht, kann dies selbst erleben.
Im Spätsommer und Frühherbst haben Heuschrecken Hochsaison. An warmen Tagen wird man als Spaziergänger von Feldrainen und Wiesen mit lauten und leiseren Schnarr- und Zirprufen allerorts begleitet. Und meist sieht man die Heuschrecken erst, wenn sie – durch die Schritte aufgescheucht – vor einem davonhüpfen.
So auch die Rotflügelige Ödlandschrecke. Das Wort „Schrecke“ bedeutet übrigens nicht, dass man erschrickt, wenn die Tiere plötzlich vor einem auffliegen oder davonhüpfen. „Schrecke“ stammt aus dem altdeutschen und bedeutet „aufspringen“. Die Sprungbeine sind das wahrscheinlich das auffallendste Merkmal der Heuschrecken, die ein enormes Sprungvermögen besitzen: das Dreißigfache der eigenen Körperlänge ist kein Problem. Zum Vergleich: ein Mensch mit 1,80 m Körperlänge käme mit der gleichen Sprungkraft auf 54 m.
Bloß nicht auffallen!
Sitzen Ödlandschrecken reglos auf dem Boden, scheinen sie mit ihrer Umgebung regelrecht zu verschmelzen. Oft reicht nicht mal das sprichwörtlich „gute Auge“ um die Schrecke zu entdecken – man muss geduldig auf die nächste Bewegung des Tieres warten.
Die ausgezeichnete Tarnung der Ödlandschrecken ist für sie überlebenswichtig. Denn sie schmecken vielen Räubern und eine aggressive Verteidigung wie z. B. bei den Bienen (Wehrstachel, Gift) fehlt ihnen.
Doch ganz wehrlos sind Heuschrecken nicht. Nimmt ein Vogel eine schöne, saftige Ödlandschrecke in den Schnabel, kommt den Schrecken sprichwörtlich „die Galle hoch“. Sie geben eine bitter schmeckende Flüssigkeit ab. Statt des erwarteten Leckerbissens schmeckt der Vogel etwas scheußlich Bitteres und spuckt die Heuschrecke wieder aus. Das Ende im Vogelmagen ist abgewendet.
Die ausgezeichnete Tarnung der Ödlandschrecken ist für sie überlebenswichtig. Denn sie schmecken vielen Räubern und eine aggressive Verteidigung wie z. B. bei den Bienen (Wehrstachel, Gift) fehlt ihnen. Doch ganz wehrlos sind Heuschrecken nicht. Nimmt ein Vogel eine schöne, saftige Ödlandschrecke in den Schnabel, kommt den Schrecken sprichwörtlich „die Galle hoch“. Sie geben eine bitter schmeckende Flüssigkeit ab. Statt des erwarteten Leckerbissens schmeckt der Vogel etwas scheußlich Bitteres und spuckt die Heuschrecke wieder aus. Das Ende im Vogelmagen ist abgewendet.
Die Unsichtbarkeit mittels perfekter Nachahmung der Umgebungsfarben ist ein weit verbreiteter Tarnmechanismus im Tierreich, das als Mimese bezeichnet wird. Das bekannteste tierische Beispiel ist wohl das Chamäleon. Doch man muss nicht in die Tropen reisen, um Mimese zu beobachten. Heimische Schmetterlinge wie der Mondvogel oder Spannerraupen sind in ihrer natürlichen Umgebung kaum zu entdecken. Die Köcherfliegenlarve betreibt aktiv Mimese, indem sie auf ihren Kokon kleine Sandpartikel und Steinchen klebt. Doch nicht nur Tiere, sondern auch Pflanzen nutzen diesen Tarnmechanismus um sich vor Fraßfeinden zu schützen. Bei den „lebenden Steinen“ (Gattung Lithops) aus Südafrika weist der Name bereits auf Mimese hin.
Hauptsache warm und steinig
Wie so oft, beschreibt der Name die bevorzugte Umgebung des Tieres. Ödlandschrecken kommen ausschließlich in sonnigen und steinigen Lebensräumen vor: Steinbrüche, Schuttfluren, spärlich bewachsene steile Südhänge mit hohem Stein- oder Felsenanteil oder karge Trockenrasen. Bei Verbuschung zieht sich die Rotflügeligen Ödlandschrecke sofort aus diesem Habitat zurück. Und genau darin liegt das Problem: der Lebensraum der Rotflügeligen Ödlandschrecke wird durch nicht mehr gepflegte Trockenrasen und Steilhänge immer geringer. In Deutschland wird sie auf der Roten Liste bereits in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.
Mehr zur Rotflügeligen Ödlandschrecke Oedipoda germanica
Eine Schrecke als „Wappentier“
Im Thüngersheimer Scharlachberg wurde 2013 von der LWG eine Fläche von 1,3 Hektar in eine Terrassenlage (1,80 m hoch und ca. 2 m breit) umgestaltet. Im folgenden Sommer fiel den Mitarbeitern die hohe Zahl an Rotflügeligen Ödlandschrecken auf, die sich in den spärlich bewachsenen Böschungen und Schotterwegen aufhielten. Und nicht nur die Rotflügeligen Ödlandschrecken, sondern auch weitere seltene wärmeliebende Tierarten wurden entdeckt.
Durch diesen Erfolg kam das Konzept Weinbau 2025 - Neue Wege zu mehr Biodiversität im Weinbau ins Rollen. Im Thüngersheimer Scharlachberg untersucht die LWG Möglichkeiten und Maßnahmen zum Erhalt und Steigerung der Biodiversität in Weinbergen, die Winzer einfach und ohne großen Mehraufwand umsetzen können. Winzer und Weinbauinteressierte sind herzlich eingeladen, sich dieses Projekt vor Ort anzuschauen.
Modellfläche zur Artenvielfalt im Weinbau