Historische fränkische Rebsorten
Im Projekt "Erfassung rebengenetischer Ressourcen in Deutschland" des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung, welches von 2007 bis 2009 durchgeführt wurde, sind 77 historische Rebsorten, davon 17 endemische, oft mittelalterliche Sorten, in Franken registriert worden.
Die alten fränkischen Rebsorten und Klone werden an der LWG in Veitshöchheim gesammelt und zunächst in eine Vorprüfung mit ca. 15 Stock pro Akzession aufgepflanzt. Die interessanten Typen werden auf 100 Stock vermehrt und in eine „Zwischenprüfung“ gepflanzt, um die Weinqualität testen zu können. Daraus kann Vermehrungsmaterial für Praxisversuche entnommen werden.
Viele historische Rebsorten reifen relativ spät und sind deshalb interessant für den Versuchsanbau in der aktuell zunehmenden Klimaerwärmung.
Historische weiße Rebsorten in Franken
Bukettrebe
© Karl-Josef Hildenbrand, LWG
Wegen ihres starken Wuchses und des reichen Ertrages auch auf mageren Böden hat sie sich relativ schnell verbreitet und wurde bis 1950 angebaut. Auf Grund der späten Reife und den hohen Säuregehalten hat man sie 1935 für den Anbau verboten und war in Franken fast ausgestorben.
Die Blätter sind groß und rund bis dreilappig. Typisch ist die stark überlappende Stielbucht, welche die Sorte als Kreuzungspartner an die Scheurebe weitergegeben hat. Die Traube ist mittelgroß bis groß und wirkt durch die beiden großen Schultern gedrungen. Die runden Beeren sind groß bis sehr groß und die Beerenschale wird mit zunehmender Reife dünn, was bei feuchten Reifezeiten zum Problem der Sorte wird. Das Ertragsniveau liegt sehr hoch, wir empfehlen daher eine Traubenhalbierung oder eine Ertragsregulierung auf 1,5 Trauben pro Trieb. Die Säure ist sehr stabil und mindestens auf Rieslingniveau. Bei einer guten Lage und entsprechenden Ausdünnungsmaßnahmen können 90° Öchsle erreicht werden und es gibt einen aromatischen Wein mit einer frischen fruchtigen Säure.
Der Klon Bukettrebe Wü 0401 reift kurz nach dem Riesling und bringt einen anregend fruchtigen Wein mit leicht grünen Aromen, die an Sauvignon blanc erinnern. Die Sorte benötigt eine Riesling oder gute Silvaner-Lage. In gefährdeten Lagen zeigt sich eine Anfälligkeit für Oidium.
Bukettsilvaner
© Karl-Josef Hildenbrand, LWG
Der Bukettsilvaner ist eine Herausforderung für jeden Ampelographen, wenn es um die Unterscheidung zur Bukettrebe geht. Der starke Wuchs und die großen Blätter sind identisch, auch die Trauben sehen im unreifen Zustand ähnlich aus. Erst gegen Ende der Traubenreife kann man die Sorten gut unterscheiden, weil der Bukettsilvaner eine Woche früher reift und die Beerenfarbe eher von grün nach gelb umschlägt. Die Beerenhaut ist zum Glück stabiler als bei der Bukettrebe und die Sorte ist weniger anfällig für Beerenbotrytis und Stielkrankheiten. Insgesamt ähnelt sie im reifen Zustand etwas mehr dem Silvaner als die Bukettrebe. Auch die Weine sind nach unseren ersten Erfahrungen ähnlich dem Silvaner, aber mit mehr Säure und leicht grünen Aromen.
Adelfränkisch
© Karl-Josef Hildenbrand, LWG
Vogelfränkische
© Karl-Josef Hildenbrand, LWG
Weißer Lagler
© Karl-Josef Hildenbrand, LWG
Historische rote Rebsorten in Franken
Blauer Kölner
© Karl-Josef Hildenbrand, LWG
Hartblau
© Karl-Josef Hildenbrand, LWG
Mohrenkönigin
© Karl-Josef Hildenbrand, LWG
Neben den hier beschriebenen historischen fränkischen Rebsorten stehen noch weitere in der Sammlung der LWG, z.B. Kleinberger, Weißer Honigler, Silberweiß, Bukettsilvaner, Putzscheere und Geisdutte. Auch wenn manche Sorten für den aktuellen Weinbau nicht interessant erscheinen, werden sie an der LWG im Quartier der „Deutschen Genbank Reben“ für die Zukunft erhalten. Außer historischen fränkischen Sorten sammelt die LWG auch Klone von alten deutschen Sorten wie Weißer Heunisch, Roter und Weißer Elbling aus alten fränkischen Weinbergen. Die Prüfung der alten fränkischen Landsorten steht erst am Anfang und es müssen mit den gefundenen Sorten noch Erfahrungen im An- und Ausbau gesammelt werden. Praxisversuche helfen dabei, ökologische Streubreiten der Sorten zu testen. Die Rebsorten sind seit hunderten von Jahren an die Region angepasst und können sich auch heute mit einem individuellen Weingeschmack zu einer regionalen Spezialität entwickeln. Insbesondere bei Neupflanzungen des „Alten Satz“ oder „Fränkischen Satz“ können die historischen Sorten in der Praxis für die Zukunft erhalten werden.
Außer Keltertraubensorten finden sind auch etliche alte Tafeltraubensorten in den alten fränkischen Weinbergen. Diese werden in einem eigenen Sortiment in Würzburg erhalten.