Rebphysiologie
Winterfrost im Weinbau

Starke Fröste während des Winters können zu Erfrierungen an Knospen und Holz führen. Dabei ist nicht allein die Tiefsttemperatur maßgeblich, sondern auch der Witterungsverlauf zuvor und danach sowie die Dauer der Frosteinwirkung. Bei gut verholzten Reben im optimalen Ernährungszustand liegen die kritischen Werte zwischen -17° und -20° C, wobei diese Werte je nach Rebsorte differieren.

Knospenschäden

Knospenschnitt ©10x15
Durch Frost geschädigte Knospen sind durch Verbräunungen im Inneren zu erkennen. Je nach Schadensstärke kommte es bei leichten Frostschäden zu Blattverwachsungen an den ersten Blättern oder bei stärken Frostschäden zu einem Totalausfall der Knospe. Um das Ausmaß von Frostschäden einer Anlage zu beurteilen, sollten Knospenschnitte durchgeführt werden.

Anleitung für den Knospenschnitt

Probennahme

  • Aus den zu untersuchenden Weinberg sind mindestens 10 Ruten gleichmäßig über die Fläche verteilt entnehmen
  • Bereiche, die wie Mulden oder der Hangfuß besonders frostgefährdet sind, sollten gesondert untersucht werden
  • Die Ruten dürfen nicht direkt nach dem Frostereignis entnommen werden, sondern sollten mindestens zwei Tage Temperaturen über 0° C ausgesetzt gewesen sein
  • Ein schnelles Auftauen direkt vom Freiland in der geheizten Wohnung ist ebenso zu vermeiden, da hierbei zusätzlich Knospen geschädigt werden könnnen und dadurch ein falsches Ergebnis vorgetäuscht würde

Knospenschnitt

  • Die Rebknospen werden mit einer scharfen dünnen Klinge (Rasierklinge, Skalpellklinge, scharfes Okuliermesser) der Länge nach aufgeschnitten
  • Der Augenschnitt muss so durchgeführt werden, dass die Rebknospe möglichst symmetrisch geteilt wird. Sonst kann es passieren, dass an den Triebanlagen, vor allem der Beiaugen, vorbeigeschnitten wird
  • Die Anlagen des Triebes können nun daraufhin überprüft werden, ob sie noch grün und somit intakt oder dunkelbraun bis schwarz und somit erfroren sind
  • Um später bei den Schnittmaßnahmen im Weinberg die Bereiche auswählen zu können, die die meisten noch intakten Augen aufgewiesen haben, sollte die Position der intakten Augen auf den Ruten und die Unterscheidung, ob Haupt- oder nur Beiaugen in Ordnung waren, vermerkt werden.
Messer über einer Winterknospe

Schnittführung

aufgeschnittene Knospe mit überwiegend grünem Gewebe

Knospe gesund

aufgeschnittene Knospe mit braunem Hauptauge und grünem Beiauge

Knospe geschädigt

Frostschäden am Holz

Schäden am Rebholz entstehen durch sehr tiefe Frosttemperaturen oder extreme Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Dies führt dazu, dass das Holz, in das der Frost sehr stark eingedrungen ist, im Frühjahr austrocknen und aufplatzen kann. Ist der Rebstock nicht komplett erfroren, kann er noch normal austreiben. Wird der Wasserbedarf in der Hauptwachstumsphase jedoch zu hoch, kollabiert er und stirbt ab (Apoplexie). Dies kann bei einer Teilschädigung auch noch nach einigen Jahren geschehen und wird dann oft nicht mehr im Bezug zum Frostereignis gesehen.

Vorbeugende Maßnahmen

  • Anlage von Weinbergen in Frostlagen vermeiden
  • In gefährdeten Lagen frostfestere Sorten auswählen
  • Beim Rebschnitt Frostruten einplanen
  • Begrünung nicht zu hoch werden lassen
  • Begrünung nicht zu hoch werden lassen

Mauke

Durch starken Winterfrost können Frostrisse entstehen, die wie mechanische Beschädigungen das Mauke verursachende Bakterium Agrobacterium vitis aktivieren. Der Mauke-Erreger gelangt bei der Veredlung in die Rebe und überdauert unbemerkt zwischen den Zellen. Werden Zellen verletzt, wird das Bakterium aktiv und es kommt zu den typischen Wucherungen. In Junganlagen führt dies zu Stockausfällen und in Ertragsanlagen zu Ertrags- und Qualitätsverlusten.