Rebphysiologie
Aufplatzen der Beeren bei reifenden Trauben
Nach langer Trockenheit und hohen Temperaturen führen Niederschläge bei reifenden Trauben oft zum Aufplatzen von Beeren. Meist sind die aufgeplatzten Beeren auf der Traubenrückseite oder unter einer aufliegenden Schulter der Trauben zu finden. Vor allem in Anlagen, die in der Reife schon weiter fortgeschritten sind, eine kompakte Traubenstruktur aufweisen, stärkere Trockenstreßsymptome oder Oidiumbefall zeigen, sind einzelne geplatzte Beeren an der Traube zu finden, vereinzelt sind auch ganze Traubenteile von aufgeplatzten Beeren übersät. Die Vorderseite der Trauben zeigt meist keine aufgeplatzten Beeren. Erst nach dem Drehen der Traube ist der Schaden zu erkennen.
Drehen Sie daher bei einer Kontrolle die Trauben um und heben Sie Schultertrauben hoch!
Diese offenen Wunden mit zuckerhaltigem Saftaustritt locken Traubennascher an. So sind Ameisen und Wespen häufig an beschädigten Stellen zu finden, wo sie verletzte Beeren befressen und somit ein Eintrocknen der Wunden erschweren. Wenn diese Futterquelle versiegt, werden auch unbeschädigte Beeren benagt. Auch Essigfliegen können von den aufgeplatzten Beeren angelockt werden. Durch die Eiablage dieser Essigfliegen (nicht der Kirschessigfliege!) werden Essigbakterien mit übertragen und Essigfäule kann sich entwickeln. Bei feuchtwarmer Witterung faulen die Trauben weiter und auch bisher gesunde Traubenteile werden besiedelt. Neben der Essigfäule finden sich dann Graufäule (Botrytis), u.U. Penicillium und weitere Fäulen.
Die Situation im Spätsommer 2014 zeigte diese Problematik überdeutlich. Daher sollten beim Aufplatzen von Beeren alle Maßnahmen ergriffen werden, um weitere Beerenbeschädigungen zu vermeiden. Die Abwehr von Wespen-, Mäuse- und Vogelfraß ist oberstes Gebot. Eine nochmalige Entblätterung in stark betroffenen Anlagen fördert das schnelle Abtrocknen der Traubenzone und erschwert damit eine schnelle Ausbreitung von Fäulnis.