Der ursprüngliche Lebensraum der Kirschessigfliege liegt im gemäßigten Klima des südostasiatischen Raums, das unserem Klima annähernd entspricht. Voraussetzung für eine dauerhafte Anwesenheit des Schädlings ist eine frostfreie Überwinterung an geschützten Plätzen und nicht zu heiße Temperaturen im Sommer, sowie eine möglichst feuchte Witterung. Ausschlaggebend dabei ist das Mikroklima im unmittelbaren Umfeld des Tieres.
Aktiv ist D. suzukii bei Temperaturen zwischen 10° und 30°C, wobei 20° und 25°C optimal für ihre Vermehrung sind. Steigen die Werte jedoch auf über 25°C werden weniger Eier abgelegt, steigen die Werte weiter auf über 28°C so reduziert sich die Schlupfrate der Fliegen deutlich. Bei 32°C und mehr findet keine Fortpflanzung mehr statt. Im unteren Temperaturbereich zeigt sich, dass bei Werten unter 5°C die Sterblichkeit der Tiere zunimmt.
Lebensweise im Winter
Die erwachsenen Tiere überwintern, die Weibchen sind dann bereits begattet. Diese Wintertiere unterscheiden sich durch ihre dunklere Färbung von den Tieren aus dem Sommer und ihre längere Lebensdauer von bis zu 234 Tagen, je nach Studie. Auf jeden Fall müssen die Tiere, um sich an einem Standort zu etablieren, die Zeit von November bis zu den ersten Früchten im Frühjahr überstehen.
Bei Temperaturen über 5° bis 6°C werden die Tiere aktiv und gehen auf Nahrungssuche. Zu ihrer Nahrung zählen neben Ausscheidungen von Blättern, Nadeln und Bäumen, auch Hefen und Bakterien von Blattoberflächen, sowie Honigtau und Pollen.
Überwinterung
Die Überwinterungsorte sind noch nicht bekannt. Bisherige Beobachtungen deuten darauf hin, dass frostfreie Nischen im Bereich des Waldes, der Laubstreu, aber auch an Gebäude, zu finden sind.
Im Frühjahr beginnt die Reifung der Eier im Weibchen, das bei passenden Temperaturen mit der Eiablage beginnt. Welche Früchte werden im Jahreslauf als erstes belegt? Haben die Wintertiere bis zur ersten Beobachtung im Jahr überlebt, oder hatten sie sich zu diesem Zeitpunkt bereits an anderer Stelle vermehrt? Diese Fragen konnten auch in anderen Regionen noch nicht geklärt werden.
Mobilität
Da die Kirschessigfliege für die Eiablage andere Plätze als für die Nahrungsaufnahme aufsucht, stellt sich immer wieder die Frage: Woher kommt die Fliege gerade? Ist es die Hecke gleich nebenan? Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass diese Tiere sehr mobil sind. So ist ein Aktivitätsradius von einem Kilometer wahrscheinlich, aber auch Strecken von bis zu zwei Kilometern wurden schon beobachtet. Der Einflug in die Weinberge kann also von weit her erfolgen.
Lebensweise im Sommer
Während des Sommers erreicht die hellere Sommerform der Fliege ein Alter von drei bis neun Wochen und ernährt sich von denselben Nahrungsquellen wie im Winter, jedoch zusätzlich von Nektar und frischen oder gärenden Fruchtsäften. Dies führt dazu, dass die Kirschessigfliege zur Nahrungsaufnahme auch in Anlagen mit beschädigtem, faulendem Traubenmaterial einfliegt. Der größte Bestand an Kirschessigfliegen ist in den Monaten August bis Oktober zu beobachten, also zur Zeit der Reifung und Lese der Trauben.
Wohl fühlt sie sich vor allem in Anlagen, in welchen sie ein günstiges Mikroklima vorfindet, also gemäßigte Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit (Bild 15). Um dieses Mikroklima nicht entstehen zu lassen, empfiehlt es sich für eine gut belüftete und lockere Laubwand zu sorgen, die Traubenzone rechtzeitig zu entblättern und zur Reifezeit Begrünungen nicht zu hoch wachsen zu lassen (Bild 16). All diese Maßnahmen dienen insgesamt der Traubengesundheit und damit der späteren Weinqualität.
Bild 15: gut für die Kirschessigfliege
Bild 16: kein guter Lebensraum für die Kirschessigfliege