Pressemitteilung - 12. November 2024
Erstmals als potenziell gefährdete Art eingestuft: Schwere Zeiten für Igel – so können wir den Tieren helfen

Stacheliger Nachtschwärmer: Der westeuropäische Igel ist leider immer seltener bei uns geworden. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hat den Igel in ihrer Roten Liste der bedrohten Arten erstmals als „potenziell gefährdet“ eingestuft. Schätzungsweise bis zu einer halben Million Igel wird jährlich überfahren. Eine weitere rollende Gefahr für die Tiere sind Mähroboter. Die Fachleute der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) haben Tipps, wie wir den Igeln helfen können – oft schon mit kleinen und einfachen Veränderungen!

Wildtier des Jahres 2024
Der ideale Lebensraum der Igel ist kleinstrukturiert, mit Bäumen, Hecken und Gebüschen, Brach- und Wiesenflächen und auf keinen Fall zu ordentlich. Unter Totholz- und Laubhaufen bauen sich Igel ihre Verstecke. Die Kulturlandschaft vor der großen Maschinenrevolution war ein Paradies für Igel. Es verschwand zunehmend mit der Monotonisierung der Landschaft. Auch in den Dörfern und Städten werden die Igellebensräume wegen Schottergärten und englischer Rasenmentalität geringer. Daher wurde der Igel von der Wildtierstiftung zum „Tier des Jahres 2024“ gewählt.

Igelfreundliche Gärten
In Deutschland kommen typischerweise Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) vor. Unverkennbar ist ihr Stachelkleid, das aus 5.000 bis 8.000 Stacheln besteht. Die nachtaktiven Kleinsäuger besitzen einen hervorragenden Orientierungssinn. Sie merken sich Futter- und Nistplätze und speichern davon eine Karte in ihrem Gedächtnis. Um einen Garten igelfreundlich zu gestalten, braucht es nicht viel bzw. man muss stellenweise gar nichts tun. Unordentlichkeit ist Trumpf für Igel! Wichtig ist auch, dass der Garten nicht hermetisch abgeriegelt ist, sondern in der Umfriedung des Grundstücks kleine Schlupflöcher für Igel offen sind. Weitere Tipps zur Gestaltung eines igelfreundlichen Gartens finden Sie unter den unten stehenden Links.

Was tun, wenn man einen Igel findet?
Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz hat viel Wissenswertes zusammengestellt mit Tipps zur „Ersten Hilfe“, wenn man einen Igel findet. Die Übersicht finden Sie unten bei den Links.
Das gilt es unbedingt zu beachten:
- Igel nur aufnehmen, wenn sie verletzt sind oder hilfsbedürftig scheinen
- Schutzhandschuhe tragen, da Igel Krankheiten (z.B. Bornavirus) übertragen können
- Keine Milch füttern! Igel sind laktoseintolerant. Von Milch bekommen Igel Koliken, die auch tödlich enden können. Frisches Wasser in einer flachen Schale reicht aus
- Keine Mähroboter, die in der Dämmerung und Dunkelheit noch aktiv sind
- Den Einsatz von Laubsaugern/-bläsern im heimischen Garten abblasen: Igel legen ihre Winterquartiere gerne in kuscheligen Laubhaufen an
- Keine hermetisch abgeriegelten Gärten, die keinen Igeldurchschlupf zulassen
- Schottergärten sind Igelwüsten
- Gartenteiche oder -tümpel brauchen eine „Ausstiegshilfe“, wie z.B. ein kleines Brett

Zwei Igel mit einer Futterschale im Laub

Dr. Beate Wende
© LWG Veitshöchheim

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