Forschungs- und Innovationsprojekt
Sortenerhaltungskonzept Streuobst Bayern

Zu sehen sind viele verschiedene Birnen in Körbchen mit einer Sortenbeschreibung.

Um den „Bayerischen Streuobstpakt“ optimal umsetzen zu können, sind am Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau der LWG drei Projektstellen ins Leben gerufen worden: neben „Sortenempfehlungen Streuobst im Zeichen des Klimawandels“ und „Vertragsanbau/Professioneller Streuobstbau in Bayern“ das Projekt „Sortenerhaltungskonzept Streuobst Bayern“. Bei diesem Vorhaben soll angesichts des drohenden Verlustes vieler alter Sorten und dem Mangel an qualifizierten Pomologen eine neue, rationelle und schnellere Erfassungsmethodik entwickelt und in Pilotlandkreisen getestet werden, die auf verstärkten Einsatz Ehrenamtlicher setzt.

Zielsetzung

Wer kennt noch alte Obstsorten? Wer weiß, welche Sorten sich für welche Verarbeitung am besten eignen? Hier sind viele Kenntnisse verloren gegangen. Wegen ihrer Sortenvielfalt, aber auch wegen ihrer landeskulturellen Bedeutung sind die Streuobstwiesen 2021 zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO ausgerufen worden. Dabei ist das Wissen über alte Streuobstsorten, ihre Pflück- und Genussreife, ihre Verwendungsmöglichkeiten und Standortvorlieben so wertvoll. Das Potenzial, das in fast vergessenen oder verschollenen Sorten liegt, bietet zudem den Problemen unserer modernen Zeit Paroli und ist unersetzbar für die Züchtung widerstandsfähiger, robuster und verträglicher Äpfel, Birnen, Quitten, Kirschen, Zwetschgen, Nüssen und mehr.
Wie die Obstbäume selbst liegt das Wissen über die alten und neuen Streuobstsorten in ganz Bayern verstreut. Institutionen, Vereine und Liebhaber haben bereits viel für den Erhalt der Sortenvielfalt getan und ihre Erfahrungen gesammelt und auch weitergegeben.

Methodik

Das Projekt bietet jedem einzelnen die Möglichkeit, seine überlieferten Kenntnisse und seine eigenen Sorten aus den verschiedensten Regionen Bayerns zu einem großen Ganzen beizusteuern. Unter dem Begriff „Citizen Science“ tragen die Bürger zur Erfassung der Streuobstbestände und -sorten in Bayern bei. Im Rahmen von Sammelaktionen und mehreren Bestimmungstagen in bis zu sechs Pilotlandkreisen (2021 Landshut und Kitzingen, 2022 kamen Schwandorf und Dachau hinzu) treffen Früchte der einzelnen Bürger auf das Wissen renommierter Pomologen an 2-3 Bestimmungstagen vor Ort. Die Sorten, die dabei nicht bestimmt werden können, gehen weiter ans Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) oder in die Hände anderer hochrangiger Experten. Die Bewertung der einzelnen Sorten auf Streuobsttauglichkeit und Erhaltungswert wird zusammen mit dem Pomologen Hans-Joachim Bannier ausgearbeitet. Daraus werden Maßnahmen zur Sortenerhaltung abgeleitet. Das Projekt läuft seit 2021 und untersucht zunächst die Situation des Kernobstes, wobei das Steinobst ab 2023 ebenfalls miterfasst werden soll.

Es wird eine Erfassungsmethodik erstellt, die für alle Landkreise im Freistaat als Leitfaden für eigene Erhebungen dienen soll. Welche Sortenerhaltungsmaßnahmen bereits im Freistaat bestehen und welche beispielhaft und nachahmenswert sind, ergänzen die Ergebnisse aus einer Umfrage unter den Kreisfachberatern. Die Ergebnisse der zwei weiteren Projekte an der LWG zum Streuobstanbau werden ebenfalls berücksichtigt.
Ziel ist, alte Regional- und Lokalsorten bayernweit zu bewahren, zu vermehren und letztendlich die ganze Geschmacksvielfalt auch in Zukunft genießen zu können.

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Streuobst

Projektdaten:
Projektleitung: Martin Degenbeck
Projektbearbeiterin: Christine Gleißner ab 01.07.2022
Pomologische Beratung: Hans-Joachim Bannier
Laufzeit: 01.06.2022 bis 31.10.2024
Finanzierung: Bayer. Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten