Praktikum im Garten- und Landschaftsbau

Ein Praktikant mit dem Nivelliergerät.

Zu oft läuft es beim Praktikum darauf hinaus, durch eine Stippvisite nach der anderen potenzielle Lücken im Lebenslauf zu überbrücken, wenn das Ziel doch eigentlich eine feste Stelle mit Zukunft ist. Dies gilt nicht für die Praktikantinnen und Praktikanten an der Staatlichen Meister- und Technikerschule für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim.

Das Besondere am Praktikum der Studierenden ist, dass sie alle nach einem Jahr Fachschulbesuch und bestandener Meisterprüfung in ein dreiwöchiges Praktikum gehen, um sich im mittleren Management der Branche zu orientieren. Anschließend kehren sie auf die Schulbank zurück und durchlaufen ihre Ausbildung zur Technikerin/zum Techniker.

Orientierung und Selbstvertrauen

Das zweite Schuljahr ist dann geprägt durch das Bearbeiten von ca. 20 Projektaufgaben in den Fächern Grünflächenbau, Pflanzenverwendung, Betriebswirtschaft und Baubetrieb. Hinzu kommt der allgemeinbildende Unterricht. Die Studierenden äußerten sich in ihren schriftlichen Berichten sehr positiv darüber, weil sie in der vergleichsweise kurzen Zeit, das Berufsfeld des Garten– und Landschaftsbaus aus einer ganz anderen Perspektive kennenlernen konnten.

Ablauf des Praktikums

Da die früheren Techniker am Ende des ersten Schuljahrs nicht den Stress mit der Meisterprüfung hatten, kam man auf die Idee, die Studierenden während der Prüfungswochen in ein Praktikum zu schicken. Der Erfolg war auf beiden Seiten beim ersten Mal so groß, dass man sofort den Nutzen dieser Methode begriff. Denn auch die Praxisbetriebe erkannten den positiven Effekt, wenn man dem Berufsnachwuchs den Blick hinter die Kulissen gewährt.
Die Studierenden suchen sich selbständig im Laufe des Sommers eine Praktikumsstelle aus und legen dann der Schulleitung den Praktikumsvertrag vor. Da diese Praxis schon Tradition hat, gibt es an der Schule eine Positivliste von praktikantenfreundlichen Unternehmen, aus der sich die Kandidaten gerne bedienen. Auf der anderen Seite finden sich aber auch im Inn- und Ausland neue Betriebe, die in dieses Spektrum passen. Dies können GaLaBau-Betriebe sein, aber auch Landschaftsarchitekturbüros oder Grünflächenämter jeder Größe. Auch die Praktikumsbetriebe zahlen mit dieser Lösung nicht drauf. Die Betriebe, ob privat oder öffentlich, profitieren von diesem Konzept der Einstellung von Praktikanten. Einerseits kommen die jungen Leute mit einer mehrjährigen Praxis. Andererseits haben sie durch die einjährige, intensive schulische Meisterausbildung ein hohes Maß an aktueller Theorie im Gepäck. Die Studierenden sind auch nach einer kurzen Einweisung sofort einsetzbar. Sollte ihnen auch der "akademische Abstraktionsgrad" fehlen, so können sie meist schon mit CAD oder einem Kalkulationsprogramm umgehen, ein Handaufmaß erstellen oder eine Pflanzskizze bearbeiten. Alle Studierenden berichten voller Begeisterung über ihre Einsatzgebiete und Arbeitserfolge. Wer dem Praktikanten am Anfang ein wenig unter die Arme greift, der wird sofort erkennen, welchen zuverlässigen Mitarbeiter er für drei Wochen hat.

Die Erfahrungen vor Ort wirken nachhaltig

Vom Studierenden wird während des Praktikums eine straffe Selbstorganisation erwartet. Das bedeutet, dass er an verschiedenen Terminen teilzunehmen hat und eventuell ein Protokoll verfassen muss, oder zusätzliche Aufgaben abzuarbeiten hat. Die Praktikanten werden von Anfang an darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, über die eigenen Leistungen, Aufgaben oder Einsätze zu berichten. Dies bewirkt, dass jeder Praktikant schon während des Praktikums darauf achtet, ein Tagebuch zu führen, um dann allen relevanten Ereignisse ansprechen zu können.
So werden die jungen Mitarbeiter/innen bei der Materialdisposition, d.h. Preisrecherche und Materialbestellung, eingesetzt. Sie erfahren dabei, wie es ist, sich am Telefon zu verhalten. An Ortsterminen nehmen sie ebenso teil, wie bei der Bestandserfassung und kleineren Planungsleistungen. Nicht wenige berichten, dass sie durch ihre CAD-Vorkenntnisse gern als "Mitarbeiter auf Augenhöhe" gesehen werden. Dies gibt den jungen Leuten ein enormes Selbstwertgefühl. Ob die Praktikanten nun am Arbeitsalltag eines leitenden Angestellten einer Behörde teilnehmen oder beim Jourfix von Landschaftsarchitekten und Projektanten zuhören, ist unerheblich. Wichtig ist, dass sie immer Augen und Ohren auf haben und aktiv am Geschehen teilnehmen. Alle Praktikanten erinnern sich an diverse Ortstermine und können auch das Wesentliche wiedergeben, weil sie sich eben vor Ort, "live und original" über den Tatbestand ein Bild machen konnten und sich an die vorliegenden Interessen, Konflikte oder Planungsabsichten erinnern konnten. "Der in der Schule gelernte Stoff wurde mir im Praktikum klarer", reflektieren viele in ihren Berichten.
Der Praktikumsbericht zeigt sehr deutlich, wie sich der Praktikant mit seinem Blick hinter die Kulissen auseinandergesetzt hat. Denn auch hier gilt die These: "Es kommt immer darauf an, was man selber daraus macht!" Wer nur oberflächlich seinen Arbeitsplatz betrachtet, sich aber nicht traut, nachzufragen und Verantwortung zu übernehmen, dessen Gewinn wird wesentlich schmäler ausfallen, als beim engagierten Praktikanten. Manch einer hat auf diese Weise eine neue Stelle als Techniker/in gefunden, weil die "Chemie" stimmte.

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