Fachartikel
Welche Technik für den Streuobstbau?
Neben der Vermarktung hochwertiger Edelbrände und anderer Streuobstprodukte ist die Rationalisierung ein entscheidender Baustein zur Erhaltung unserer landschaftsprägenden Streuobstwiesen. Doch welche Technik lässt sich dort sinnvoll einsetzen?
2016, 8 Seiten
In vielen süddeutschen Regionen prägen Streuobstwiesen die Kulturlandschaft. Sie bieten nicht nur tausenden Tieren und Pflanzen Lebensraum, sondern sind gerade zur Blüte- und Erntezeit atemberaubend schön und somit für den Tourismus ein wichtiger Faktor – wenn sie gut gepflegt sind! In Baden-Württemberg stehen auf 116.000 ha ca. 9,3 Mio. Hochstamm-Obstbäume, somit fast jeder zweite deutsche Streuobstbaum. In Bayern sind es noch etwa 70.000 ha mit ca. 5,6 Mio. Apfel-, Birn-, Zwetschgen- Kirschen- und Walnussbäumen. Genaue Zahlen gibt es nicht, da viele Obstbäume auf privaten oder kommunalen Flächen stehen.
Zeitaufwand für den Streuobstbau
Die Bewirtschaftung einer Streuobstwiese ist zeitintensiver als sich manche anfangs vorstellen. Gepflanzt ist ein Obstbaum schnell. Vor allem Apfel- und Birnbäume müssen danach regelmäßig geschnitten werden. Auf 50 Jahre Standzeit gerechnet, fallen hierfür pro Baum rund 35 Stunden Arbeitszeit an, pro Jahr also 0,7 Stunden. Für die klassische Flächenbewirtschaftung, 2 x Mähen mit Heuwerbung, sind je nach Flächenzuschnitt und Hangneigung 25 bis 60 Stunden pro ha einzukalkulieren. Für Schütteln (ca. 20 min/Baum) und Handauflese (150 bis 200 kg/Akh) ist pro Baum je nach Behang mit 0,5 bis 2 Stunden zu rechnen. Bei einer 1 ha großen Streuobstwiese mit 80 Bäumen ergeben sich so im Mittel von 50 Jahren durch viel Handarbeit etwa 200 Arbeitsstunden pro Jahr (bei starker Hangneigung und schlechter Zugänglichkeit bis 280 Stunden), davon mehr als 50 % für die Ernte! Der folgende Beitrag geht deshalb vor allem auf die Rationalisierungsmöglichkeiten bei der Ernte ein, am Rande auf die Flächenpflege. Die Werte in diesem Artikel basieren im Wesentlichen auf eigenen Erhebungen der LWG.
Flächenpflege
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft mit zunehmend größeren Maschinen brachte es mit sich, dass die Streuobstwiesen nicht mehr wie früher mit der Standardtechnik der Grünlandnutzung gemäht werden können, man braucht kleinere Spezialgeräte. Ist eine Futternutzung des Grases vorgesehen, bietet sich die Mahd mit einem Messerbalken an, entweder an einem (alten) Kleinschlepper oder einem Einachsschlepper. Dies ist auch für die Tiere am schonendsten, jedoch zeitaufwändig. In Regionen mit wenig Niederschlag wie z. B. im Raum Würzburg fehlen hierfür die Rinder als Raufutterverwerter, so dass die Grünlandnutzung immer schwieriger wird.
Hier hat sich zunehmend der Mulchschnitt mit einem Schlegelmäher oder besser einem robusten Sichelmäher durchgesetzt, entweder als Anbaugerät am Traktor, als Aufsitzmäher oder als einem dem Rasenmäher im Hausgarten ähnlichen Mäher zum Nachlaufen. AS Motor hat hier mit seiner Produktlinie „Allmäher®“ Maßstäbe gesetzt, aber auch Feucht und andere Hersteller bieten leistungsfähige Hochgrasmäher für Streuobstwiesen an. Das Mähgut wird stärker zerkleinert, somit schneller abgebaut und dient als Nährstoffquelle für die Obstbäume. Ein entscheidender Vorteil ist die enorme Zeitersparnis: für 2 x Mulchschnitt ist je nach Gerätegröße und Standort ein Zeitaufwand von 4 bis 15 Stunden/ha einzukalkulieren. Nachteilig ist daran zum einen die zunehmende Artenverarmung im Unterwuchs, zum anderen die Tierverluste, mit denen man rechnen muss. Deshalb bietet sich der Mulchschnitt nicht für Magerrasen, sondern für weniger wertvolle Wiesengesellschaften unter den Obstbäumen an. Dass produktive Streuobstbestände Düngung brauchen, sollte jedem Landwirt klar sein.
Ernte
Ausführliche Hinweise zu geeigneten Erntemaschinen und -methoden (Schütteln, Auflesen) enthält der Fachartikel.
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