Fachartikel
Blütenreiche Wildpflanzenmischungen für eine natur- und umweltfreundliche Biogasproduktion

Blütenreiche Wildpflanzenmischungen Titelseite

Das Anbausystem mit mehrjährigen Wildpflanzenmischungen stellt ein leistungsstarkes Instrument dar, um die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft zu verbessern, Umweltrisiken zu mindern und für mehr Struktur- und Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft zu sorgen. Geeignete Wildpflanzenmischungen werden seit 2008 von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau entwickelt. Aktuelle Ergebnisse belegen die große Bedeutung der richtigen Mischungszusammensetzung.

2015, 8 Seiten

Blühflächen sind ein wichtiger Baustein zur Verbesserung des Habitatangebots für blütenbesuchende Insekten, Vögel, Fleder­mäuse und andere heimische Wildtiere und zur Sicherung der Biodiversität in der Agrarlandschaft. Um auf großräumiger Ebene deutliche Wirkung zu entfalten und eine Flächenvernetzung zu gewährleisten, ist der Umfang bislang noch zu gering, Ausweitungsmöglichkeiten sind angesichts knapper Flächen begrenzt.
Mehrjährige Blühmischungen auf Produktionsflächen, die wie herkömmliche Kulturen zur Biogasgewinnung genutzt werden, könnten daher einen wertvollen Beitrag leisten, indem zusätzliche Flächenpotenziale erschlossen werden. Solche Mischungen werden seit 2008 von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau entwickelt. Sie setzen sich aus rund 25 Pflanzenarten zusammen, die nach einmaliger Saat über mehrere Jahre blütenreiche, massewüchsige Pflanzenbestände bilden und neben nutzbarer Biomasse Blüten und wertvollen Lebensraum bereitstellen. Die mehrjährige Bodenruhe ist dabei für viele Nutznießer wichtig, bietet daneben Schutz vor Erosion und verbessert die Bodenfruchtbarkeit.

Ertragsniveau

Typische Praxiserträge liegen mit Werten zwischen 80 und 120 dt Trockenmasse pro Hektar deutlich niedriger als bei der derzeit produktivsten Kultur Silomais. Die Erträge steigen im Verlauf der ersten drei bis vier Jahre häufig an. Die Methanausbeute variiert stark und erreicht meist zwischen 65 und 90  % des Maisvergleichswerts. Weil sie bei verspäteter Ernte abnimmt, ist unbedingt auf einen rechtzeitigen Termin zu achten. Über die gesamte Standzeit von fünf Jahren betrachtet ergaben sich an den meisten Standorten etwa 50 % des Methanhektarertrags von Silomais. Wirtschaftliche Nachteile durch die geringere Produktivität können zum Teil durch den nur etwa halb so hohen Bewirtschaftungsaufwand (weniger Arbeitsgänge durch Mehrjährigkeit) kompensiert werden.
Wie Ertragsdaten der letzten beiden Jahre eindrucksvoll zeigen, sind auch wesentlich höhere absolute und relative Erträge möglich. So konnten im ertragstarken Anbaujahr 2014 bis zu 200 dt TM pro Hektar geerntet werden (Straubing, EMZ 4112, Abb. 1). Dies entsprach 83 % des TM-Ertrags bzw. 66 % des Methanhektarertrags der Vergleichskultur. Im Jahr 2013 mit deutschlandweit außergewöhnlich niedrigen Maiserträgen wurde dagegen die größere Stabilität der mehrjährigen Mischkulturen deutlich. Bei älteren, bereits verwurzelten Beständen wurde auf vier von acht Standorten in Bayern (Ringversuch, Förderung durch das StMELF) sogar mehr Trockenmasse geerntet als bei Silomais, Extremwerte lagen bei knapp 140 dt Wildpflanzen bzw. 144 % der Vergleichskultur. Die Ergebnisse lassen annehmen, dass die artenreichen Mischungen auch besser mit Klimaveränderungen zurechtkommen als Monokulturen.
Weil die Bestandsentwicklung bei starkem Problempflanzendruck oder Wassermangel nach Feldaufgang nicht immer zufriedenstellend verlief, erprobten wir andere Saattermine und weitere Verfahren der Bestandsgründung, bei der auch klassische Ackerfrüchte als Deckfrucht zum Einsatz kamen (vgl. Grafik. 1). Die Deckfrucht wurde dabei im Allgemeinen mit reduzierter Saatstärke gesät und davon abgesehen weitestgehend praxisüblich geführt. Die Oben-auf-Saat der Wildpflanzen (ohne einjährige. Arten) erfolgte in einem zweiten Arbeitsgang, möglich ist aber auch der Einsatz einer Saatkombination (Saatgutkosten etwa 350 €/ha). Im ersten Standjahr wird die Deckfrucht geerntet, deren Ertragsniveau durch die bis zur Ernte noch kleinen Pflanzen der Untersaat meist kaum beeinflusst wurde. Ab dem Folgejahr sind die gesäten Wildpflanzen ertragsbildend. Hier wurden in Abhängigkeit von der Deckfrucht große Unterschiede in Etablierungserfolg und Ertrag festgestellt, die im Jahr 2013 besonders ausgeprägt waren (Grafik. 2).
Für eine Umsetzung in größerem Umfang, wie sie zum Aufbau von Vernetzungsstrukturen erforderlich ist, fehlen nach aktueller politischer Lage noch Anreize und Fördermöglichkeiten zum Ausgleich wirtschaftlicher Nachteile der Landwirte. Eine entscheidende Verbesserung wäre die weitergehende Zulassung genutzter Blühflächen als ökologische Vorrangflächen, nicht nur als Pufferstreifen.
Ausführliche Ergebnisse enthält der Fachartikel.