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Die Pflege von Staudenpflanzungen - (k)ein Buch mit sieben Siegeln?

Pflege von Staudenpflanzungen Titelseite

Staudenpflanzungen bedürfen einer vorausdenkenden Pflege, damit sie ihre ästhetische Qualität beibehalten. Allerdings stellt selbst eine „reife“ Pflanzung, die ihren funktionsfähigen Zustand erreicht hat, kein statisches Endstadium dar. Es bedarf daher einer Unterhaltungspflege, die das dynamische Potenzial der Stauden berücksichtigt.

2014, 6 Seiten

Zur Gewährleistung einer dauerhaft funktionsfähigen Staudenpflanzung müssen die Standortgegebenheiten sowie Ansprüche und Eigenschaften der Stauden beachtet werden. Nur durch eine frühzeitige Abstimmung der Pflege beeinflussenden Faktoren ist es möglich, den Pflegeaufwand zu reduzieren. Die genaue Vorhersage der Entwicklung einer Staudenpflanzung ist auch bei einer optimierten Planung, die das Zusammenspiel dieser Einflussgrößen berücksichtigt, nicht möglich. Somit muss die individuelle Entwicklung einer Pflanzung immer begleitet und durch gezielte, sinnvolle Pflegemaßnahmen gesteuert werden.
Wichtig ist eine regelmäßige, fachgerechte Kontrolle und Pflege der Flächen mit umsichtigen und motivierten Mitarbeitern. Umso differenzierter die Pflanzung in Artenkombination und Gestaltung sind, umso höher sind auch die Anforderungen an das fachliche Wissen der Pflegekräfte. So sind beispielsweise für die Pflege von Staudenmischpflanzungen unbedingt Fachkräfte erforderlich, die umfassende Artenkenntnisse besitzen und die Entwicklung der Gesamtpflanzung steuern können.

Normen

Die Grundlage für die Pflege von Staudenflächen bilden die Normen DIN 18916 „Pflanzen und Pflanzarbeiten“ sowie DIN 18919 „Entwicklungs- und Unterhaltungspflege von Grünflächen“. In ihnen werden sowohl für Gehölze als auch für Stauden drei Pflegephasen unterschieden.
Pflegephasen nach DIN 18916/18919
Die Fertigstellungspflege beginnt unmittelbar nach der Pflanzung und endet mit der Abnahme. Diese hat zum Ziel, einen Zustand zu erreichen, der bei der anschließenden Entwicklungspflege eine gesicherte Weiterentwicklung der Stauden ermöglicht.
Die Entwicklungspflege folgt auf die Fertigstellungspflege und dient der Erzielung eines funktionsfähigen Zustandes der Pflanzung.
Die Unterhaltungspflege dient der Erhaltung des funktionsfähigen Zustandes.
Staudenpflanzungen können unter Verzicht auf die Fertigstellungspflege auch unmittelbar nach der Pflanzung abgenommen werden. Im Gegensatz zu den Gehölzen wird für Stauden in der DIN 18916 dafür kein fester Zeitpunkt vorgegeben. Um abnahmefähig zu sein, müssen sie lediglich ausgetrieben haben oder eingewurzelt sein. Die Richtlinien und Empfehlungen zum Straßenbau machen übrigens, im Gegensatz zu den DIN-Normen, zur Pflanzung und Pflege von Stauden keinerlei Angaben.
Die erforderlichen Leistungen zur Erzielung des abnahmefähigen Zustandes im Rahmen der Fertigstellungspflege sind im Leistungsverzeichnis aufgeführt.

Pflegemaßnahmen

Unkräuter dürfen nur durch Ziehen oder Ausstechen entfernt werden. Dadurch wird ein offener Boden als optimaler Keimort für Wildkräuter vermieden und die Mulchdecke nicht verletzt. Das häufig zu beobachtende Hacken stört dagegen die Entwicklung der Stauden und verhindert den Flächenschluss.
In der Anwuchsphase während der ersten ein bis zwei Vegetationsperioden muss bei anhaltender Trockenheit wiederholt durchdringend gewässert werden (ca. 25 l/m2 je Wässerungsvorgang). Das gilt für fast alle Staudenpflanzungen im Rahmen der Fertigstellungspflege. Danach muss differenziert werden. Pflanzungen, die aus trockenheitsverträglichen Arten zusammengestellt wurden, sollten sehr zurückhaltend mit Wasser bedacht werden. Jedes überflüssiges Nass erleichtert den Unkräutern die Ansiedlung. Hier sollte erst gegossen werden, wenn die gepflanzten Arten erkennbar leiden. Bei anderen Bepflanzungen ist genau entgegengesetzt zu verfahren. Die Staudenarten entwickeln sich nur dann gut, wenn sie ausreichend Wasser und Nährstoffe erhalten.
Beim Staudenschnitt ist zwischen dem Sommer- und dem Winterschnitt zu unterscheiden. Ein Rückschnitt einzelner Arten während der Vegetationsperiode kann bei eher dekorativen Staudenpflanzungen sinnvoll sein (siehe Kasten)
In wildnishaften Pflanzungen wie zum Beispiel den Mischpflanzungen hingegen ist eine solche Maßnahme meist entbehrlich. Pflanzenteile und Fruchtstände von Stauden und Gräsern, die auch im Winter standfest bleiben, sind als Winterschmuck auf jeden Fall zu erhalten. Ein genereller Rückschnitt bereits im November oder Dezember aus falsch verstandener Ordnungsliebe ist nicht sinnvoll.
Der bodennahe Rückschnitt der Stauden erfolgt im Spätwinter. Der Zeitpunkt muss vor dem Austrieb der ersten Frühjahrsgeophyten wie Schneeglöckchen oder Krokus liegen. Das kann in milden Wintern und je nach Region bereits ab Januar der Fall sein. In Abhängigkeit von Flächengröße und –zuschnitt kann der Rückschnitt auch mit der Motorheckenschere oder einem Balkenmäher erfolgen. Die Schnitthöhe sollte circa 5-10 cm betragen. Das Mähgut muss abgeräumt werden. Ausgenommen von diesem maschinellen Rückschnitt sind winter- und immergrüne Arten und Halbsträucher. Sie werden individuell geschnitten. Häufig reicht es hier die braunen oder von Krankheiten befallenen Blätter zu entfernen.
Arten, die natürlich auf nährstoffarmen Standorten vorkommen, dürfen nicht durch Düngung „gemästet“ werden. Das führt zu untypisch starkem Wachstum und verschlechtert die Winterhärte. Erst bei erkennbaren Mängeln ist die Pflanzung zu düngen. Nur bei Pflanzungen auf reinen Schottersubstraten kann die Gabe eines stickstoffbetonten Langzeitdüngers mit 5-10 g N/m2 im März notwendig werden. Stauden von nährstoffreichen Standorten dagegen müssen ausreichend gedüngt werden, damit sie sich arttypisch entwickeln. Da erfahrungsgemäß eher zu viel denn zu wenig gedüngt wird, ist es unbedingt empfehlenswert, vorab eine Bodenanalyse durchführen zu lassen. Mit Hilfe der Ergebnisse kann dann eine gezielte und bedarfsgerechte Düngung erfolgen.
Nach einigen Jahren kann es erforderlich sein, die Mulchschicht zu ergänzen. Bei Rindenmulch und anderen organischen Materialien ist dies fast jährlich notwendig, zumindest aber alle zwei Jahre in Abhängigkeit von Standort und Nutzungsdruck. Mineralische Mulchmaterialien sind dauerhaft, jedoch lässt ihre Wirkung durch den Eintrag organischer Substanz langsam nach. Deshalb ist hier – wenn auch in größeren Abständen – eine Nachmulchung sinnvoll.
Im Laufe der Jahre entstehen in Staudenpflanzungen durch den Ausfall einzelner Individuen oder Arten immer wieder Lücken, die baldmöglichst geschlossen werden sollten. Dies kann durch zugekaufte Stauden geschehen, die bis zur ihrer Etablierung aufmerksam gepflegt werden müssen. Andere Möglichkeiten sind das Verpflanzen von Sämlingen oder das Teilen und wieder Aufpflanzen großer Horste (empfehlenswert bei langlebigen Stauden). Kurzlebige Arten lassen sich durch Teilung verjüngen und so dauerhaft in Pflanzung erhalten.
Rückschnitt der erfrorenen Pflanzenteile ist bei Halbsträuchern, wie Salvia officinalis, erforderlich.

Rückschnitt

Die Entfernung der Samenstände beugt zu starker Versamung vor, hier bei Lathyrus vernus.

Entfernung der Samenstände

Unkraut sollte ausgestochen werden, um es komplett zu entfernen.

Ausstechen