Fachartikel
Fixkosten sind wie die "Wurzel“ in einem GaLaBau-Unternehmen

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Über nichts regt sich der Normalbürger mehr auf, als über die gestiegenen Fixkosten. Konkreter danach befragt fallen ihm allemal drei bis vier Kostentreiber ein, die sein Leben "verteuern“. Die Fixkosten, gemeint sind die Allgemeinen Geschäftskosten (AGK), die aus fixen und variablen Größen bestehen, spielen in jedermanns Alltag eine elementare Rolle.

2014, 6 Seiten

Im betriebswirtschaftlichen Unterricht der Fach- und Technikerschule in Veitshöchheim wird diese Kostenart nach dem Grundsatz von Benjamin Franklin betrachtet: "Pass auf kleine Ausgaben auf; ein kleines Leck versenkt ein großes Schiff!“ Dies gilt gerade auch für die Fixkosten. Die Plankostenrechnung vermittelt das Verständnis für die Allgemeinen Geschäftskosten; wie sie kalkuliert und wie sie verteilt werden. Im Baubetrieb liegt der Schwerpunkt auf der Kostenbegrenzung.

Betriebswirtschaftliche Begriffsverwirrung

Die betriebswirtschaftliche Sprache kann zum Schulbeginn ganz schön verwirren. Es fallen die Begriffe: "Allgemeine Geschäftskosten, Fixkosten, Festkosten, Grund­kosten, Betriebskosten, Bereitschaftskosten oder Betriebliche Gemeinkosten.“ Sie meinen aber alle ungefähr dasselbe. So wichtig es ist, sich mit dem Fachwortschatz zu befassen, so empfehlenswert ist es auch, sich nicht zu "verfranzen“. Aus diesem Grund setzen wir die Begriffe Fixkosten und Allgemeine Geschäftskosten (ähnlich der gängigen Branchensoftware!) gleich. Bei der Erstellung einer Umsatz- und Rentabilitätsvorschau für einen Businessplan werden die jungen Kollegen unmissverständlich darauf aufmerksam gemacht, bei den Kostenarten zwischen Einzel- und Gemeinkosten zu differenzieren. Auf diese Weise wird manch einem bewusst, wo diese Kosten überall versteckt sind. Die Veitshöchheimer Studierenden sind am Ende ihrer "Ochsentour“ durchwegs für diese Kalkulationsgröße sensibilisiert. Sie müssen sich bei jeder Kalkulation – sei es "händisch oder per Software“ fragen lassen, ob und wie hoch sie ihre Zuschläge für AGK und WuG gewählt haben. Beim Zahlenjonglieren braucht es viel Geduld, die einige nicht mitbringen.
Allgemeine Geschäftskosten "AGK" fallen im Unternehmen durch das kaufmännische, organisatorische oder technische Betreiben an; sie können jedoch keinem Bau-, bzw. Pflegeauftrag direkt zugerechnet werden“. Man differenziert in "Direkte AGK“ und "Indirekte AGK“. Im Gegensatz zu den indirekten AGK sind die direkten AGK jederzeit belegbar. Hierher gehören: Bürokosten, Bauhof, Energiekosten, Fuhrpark, Leasingraten, Gehälter, Gebühren, Steuern, Mieten und Pachten usw.. Das mit den Belegen und Buchungskonten sehen die Studierenden noch ein. Aber bei den indirekten AGK steigen einige frühzeitig aus. Dabei gibt es nur die folgenden vier "kalkulatorischen“ AGK, von denen der "kalkulatorische Unternehmerlohn“ der wichtigste und umstrittenste Posten ist. Es steht die Frage im Raum, wie viel denn ein Unternehmer im GaLaBau verdienen darf. Dafür gibt es mehrere vage Hinweise. Einige nennen eine Formel, die aus dem Sockelbetrag von 30-40.000,00 €/a ausgeht und auf die dann 3 % des Umsatzes aufgeschlagen werden. Andere sagen, der Chef müsse mindestens zwei Mal so viel verdienen, wie seine bestbezahlte Führungskraft (siehe auch Entgelttarifverträge 2014/15 des BGL e. V.). Leider gibt es von Seiten der Praxis keine weiteren Tipps, wie hoch sie den "kalkulatorischen Unternehmerlohn“ ansetzen.

Die "kalkulatorischen“ Allgemeinen Geschäftskosten

Bei einem eingetragenen Kaufmann, einer Offenen Handelsgesellschaft oder einer Kommanditgesellschaft werden Gehaltszahlungen nicht wie bei Kapitalgesellschaften als Personalaufwand (und damit auch als Kosten) gewinnmindernd verbucht, vielmehr wird die Arbeitsleistung der Geschäftsinhaber durch den Gewinn abgegolten. Damit dieser Kostenbestandteil – die umfangreiche Arbeitsleistung des Unternehmers – trotzdem in die Auftragskalkulation eingeht, wird der Unternehmerlohn kalkulatorisch berücksichtigt.
Der Ansatz des kalkulatorischen Unternehmerlohns erfolgt dabei z. B. in Höhe eines (für die Unternehmensgröße und -branche) üblichen Geschäftsführer­gehalts. Dasselbe gilt nun auch für die anderen Kalkulatorischen Gemeinkosten. Die kalkulatorische Verzinsung des Eigenkapitals versteht derjenige am besten, der sich bei der Buchführung mit diesem Begriff konfrontiert sah. Die "Kalkulatorische“ Miete und "Kalkulatorische“ Abschreibung muss man sich bildlich vorstellen, weil einem sonst die Begriffe entgleiten. Als Beispiel: Ich nutze den Raum meiner Eltern kostenfrei als Büro. Kalkulatorisch müsste ich aber eine reale Miete ansetzen.
Die Miete und die Abschreibung gibt es auch bei den belegbaren Gemeinkosten. Darum werden die kalkulatorischen Größen oft verwechselt, bzw. vergessen. Dasselbe gilt für eine abgeschriebene Maschine. Man müsste hierfür eine Afa ansetzen. Auf keinen Fall dürfe man die Maschine "verschenken“. Werden diese Größen nicht berücksichtigt, so zehrt dies in gewissem Maße an der Substanz. Die kalkulatorische Miete wird meist vergessen. Das sind Kosten für das Bereitstellen von Räumen, die im Eigentum des Unternehmers sind. Hier sieht man, dass man sehr schnell in die Spekulation verfallen kann. Als letztes muss das "Kalkulatorische Wagnis“ in den Kalkulationsansatz. Dieser wird bei jeder Kalkulation als "Wagnis und Gewinn“ ausgewiesen. Er kann je nach Sachlage zwischen fünf und fünfzehn Prozent schwanken. Kalkulationsansätze sind das eine; der Baubetrieb und seine Spielräume sind das andere. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass man Gemeinkosten in "fixe“ und "variable“ trennen kann.

Fixe Kosten in variable Kosten umwandeln

Fixe Kosten können ganz schön drücken, wenn sie der Markt nicht hergibt. So muss sich der Unternehmer überlegen, wie er die leistungsunabhängigen (fixen) in leistungsabhängige (variable) Kosten umwandeln kann. An jeder Baumaschine kann die veranschaulicht werden. Denn man kann die Maschine kaufen oder nur mieten. Diese Beispiele können wir auf alle einschlägigen Größen des Anlagevermögens anwenden. Damit soll ausgedrückt werden, dass sich selbst die Gemeinkosten verändern können, wenn man sie nach der Verursachung und dem Kostenverlauf differenziert. In verschiedenen Zahlenbeispielen und Grafiken werden die Zusammenhänge dargestellt.

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