Fachartikel
Feuerbrandtolerante Apfel- und Birnensorten
Forschungsprojekt: Gemeinsam gegen Feuerbrand

Apfel-Frühsorte 'Borowinka'

Im Hochstammobstbau und in anderen extensiven Obstkulturen ist die Sortenwahl die wichtigste Maßnahme zum Schutz vor dem aggressiven Feuerbrand-Erreger, da hier in der Regel keine Pflanzenschutzmittel angewendet werden. In einem länderübergreifenden Interreg-IV-A-Projekt im Bodenseegebiet forschte man daher nach feuerbrandtoleranten Apfel- und Birnensorten.

2013, 7 Seiten

Anfälligkeit

Seit dem Auftreten des Feuerbrands sind bei verschiedenen Apfel- und Birnensorten Unterschiede in der Anfälligkeit zu beobachten. Neben der genetisch bedingten Sortenanfälligkeit haben Blühzeitpunkt, Infektionsdruck und physiologischer Zustand eines Baumes Einfluss darauf, wie stark sich der Erreger in der Pflanze ausbreitet und sie schädigt. Bei vergreisten Altbäumen ohne stärkeren Triebzuwachs könnte allein der Zustand des Baumes eine Ausbreitung des Erregers im Holz erschweren. Fehlende Triebinfektionen wären dann nicht genetisch, sondern vor allem physiologisch bedingt; ein vitaler und wüchsiger Jungbaum derselben Sorte könnte unter diesen Umständen starke Triebsymptome aufweisen.
Wie bedeutend der Blühzeitpunkt ist, zeigten Erfahrungen aus dem Jahr 2007 in der Schweiz: Hier traf die Erregerentwicklung mit dem Zeitpunkt der Blüte spätblühender Sorten »optimal« zusammen – sie waren komplett stark befallen. Insofern kommt der Suche nach Sorten mit genetisch bedingter Feuerbrand­toleranz eine besondere Bedeutung zu.
Diese lässt sich objektiv nur in künstlichen Infektionsversuchen ermitteln, in denen Pflanzen in weitgehend gleichem Zustand und unter gleichen äußeren Bedingungen getestet werden.
Unterschiede in der Triebanfälligkeit im Infektionsversuch zeigen: Die Anfälligkeit der Sorten lässt sich im Verhältnis zu den Referenzsorten in Anfälligkeitsgruppen zusammenfassen. Verglichen wird die Länge einer Befallsstelle an einem Jungtrieb im Verhältnis zur gesamten Trieblänge.

Sorten

An 45 Apfelsorten erfolgten im Rahmen des Interreg-IV-Projektes Trieb­infektionsversuche. Als gering bis sehr gering anfällig wurden neben den Referenzsorten ‘Schneiderapfel‘ und ‘Rewena‘ die Sorten ‘Borowinka‘, ‘Böblinger Straßenapfel‘, ‘Doppelter Prinzenapfel‘, ‘Erbachhofer Weinapfel‘, ‘Maunzenapfel‘, ‘Winterzitronenapfel‘ (Oberdieck) und ‘Schöner aus Miltenberg‘ getestet. Für ‘Bittenfelder Sämling‘, ‘Glockenapfel‘, ‘Schmidberger Renette‘ und ‘Schöner aus Wiltshire‘ ergab sich am Ende kein einheitlich positives Bild. Die Anfälligkeit für Triebinfektionen war in den Testreihen allerdings nie schlechter als »mittel«.
Es wurden 28 Birnensorten auf ihre Triebanfälligkeit untersucht. Einheitlich als gering bis sehr gering anfällig eingestuft werden 'Bayerische Weinbirne', 'Harrow Sweet', 'Kieffers Sämling', 'Nägelesbirne', 'Wahlsche Schnapsbirne' und 'Wilde Eierbirne'. Anfälliger als 'Oberösterreicher Weinbirne' zeigten sich 'Doppelte Philippsbirne', 'Knollbirne', 'Metzer Bratbirne (Löschnigg)‘, ‘Grüne Pichlbirne‘, ‘Konstanzer Längler‘, ‘Schafbirne‘ und 'Späte Weinbirne'. 'Knollbirne' wird in der Nordschweiz unter natürlichen Bedingungen als tolerant eingestuft, ebenso ‘Metzer Bratbirne‘ (Löschnigg) in Baden-Württemberg.