Fachartikel
Mischpflanzungen für die Lebensbereiche Gehölz und Gehölzrand
Auch im Schatten gibt es Licht

Schattenpflanzung Titelseite

Staudenmischpflanzungen sind mittlerweile ein gängiges Bepflanzungskonzept in Städten und Kommunen. Sie benötigen vergleichsweise wenig Pflege und schaffen doch ästhetisch ansprechende Farbflächen im öffentlichen Raum. In Veitshöchheim wurden weitere Mischungen für halbschattige bis schattige Bereiche konzipiert, die nach einer vierjährigen Testphase weiterentwickelt wurden. Die neuen Mischungen sind ähnlich pflegeextensiv wie die langjährig erprobten Mischungen für die Freifläche. Sie eignen sich für halb- bis licht­schattige, auch absonnige, bodenfrische Standorte ohne oder mit nur geringem Wurzeldruck. Einzelne Mischungen sind auch in stärker durchwurzelten und trockeneren Bereichen einsetzbar.

2014, 16 Seiten

Versuchsaufbau

In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Pflanzenverwendung im Bund deutscher Staudengärtner wurden seit 2009 in Veitshöchheim die zwei Stauden­mischungen "Schattenglanz" und "Schattengeflüster" getestet. Die Abteilung Landespflege der LWG erprobte parallel zu den landesweit getesteten Arbeitskreis-Mischungen zehn selbst entwickelte Pflanzenkompositionen für die Lebensbereiche Gehölz und Gehölzrand. Im Anhang werden vier der getesteten Mischungen vor­gestellt. Diese vier ("Schattenjuwelen", "Schattengold", "Rubinsaum", "Goldsaum") haben sich im Test bewährt und wurden in der Optimierungsphase nur leicht verändert.
Im Veitshöchheimer Versuch, der bis Ende 2014 zu beobachten war, werden die Pflan­zenkompositionen hinsichtlich der Kriterien Ästhetik, Dynamik, Kon­kurrenzverhalten und Pflegeaufwand bewertet.

Die Mischung macht’s - Zusammensetzung der Mischungen

Für die Mischungen, die dem Lebensbereich Gehölz/ Gehölzrand zugeordnet sind, wurden überwiegend niedrige, robuste und blattschmuckbetonte Arten zusammengestellt. Für den Lebensbereich Gehölzrand mit besseren Lichtverhältnissen wurden eher höhere, üppigere und vor allem blütenreichere Mischungen entwickelt. Die Anteile der einzelnen Staudengruppen innerhalb der Gehölzrandmischungen wurden in etwa nach dem bisher bewährten Prinzip bei Mischpflanzungen für die Freifläche zusammengestellt. In den Schattenmischungen hingegen ist ein vergleichsweise höherer Anteil an Bodendeckern verwendet worden.
Für den Versuch wurden verschieden hohe Mischungen an der LWG für unterschiedliche Standorte im Schatten bzw. Halbschatten entwickelt. Die Farb­aspekte der Mischungen wechseln teilweise im Laufe des Jahres. Überwiegend wurden Arten bzw. Sorten mit hellen Blüten oder auch panaschierten Blättern eingesetzt, die für Aufhellungen in schattigen Partien sorgen. Die Pflanzen-Zusammenstellungen sind dahingehend angelegt, ganzjährig attrak­tiv zu sein, also auch noch im Winter mit immer- oder wintergrünen Blättern, Frucht- oder Samenständen eine gewisse Schmuckwirkung zu entfalten.

Versuchsbedingungen

Zusammen mit der Gemeinde Veitshöchheim wurde im Herbst 2009 eine entsprechende Versuchsreihe auf dem Waldfriedhof in Veitshöchheim realisiert. Der Versuchszeitraum wurde mit fünf Jahren angesetzt. Als Versuchsfläche dient eine sehr lückige, baumbe­standene Rasenfläche vor der Aussegnungshalle. Ältere Eichen, Buchen und Hainbuchen geben ideale Bedingungen für eine realitätsgetreue Versuchsdurchführung. Die zur Verfügung stehende Fläche wurde in 44 Parzellen von je 25 m² Größe aufgeteilt. Im Schnitt wurden etwa sieben Stauden pro m² und ca. 16-17 Zwiebeln pro m² aufgepflanzt. Getestet werden ca. 80 Staudenarten bzw. -sorten und ca. 60 verschiedene Zwiebelpflanzen.
Mischung "Veitshöchheimer Goldsaum" mit

Mischung Goldsaum

Ende September strahlt Anemone japonica 'Bressingham Glow' in leuchtendem Pink (Veitshöchheimer Rubinsaum).

Mischung Rubinsaum

 In der Mischung Schattengold überzeugen während der gesamten Vegetationszeit gelbgrüne Hosta ‘Stainded Glass‘ und Hakonechloa macra ‘Aureola‘ mit ihrer Leuchtkraft.

Mischung Schattengold

Fedrige Blütenwolken von Aruncus und gelbe Lilium ‘Backhouse‘ verleihen den  "Schattenjuwelen" Ende Juni einen Blütenhöhepunkt.

Mischung Schattenjuwelen

Hinweise für die Praxis

Die Staudenmischungen führen zu einer starken Vereinfachung der Planungsarbeit und bieten eine hohe Anwendungssicherheit. Dennoch erfordert die Vielfalt der Standorte sowie die Lage und Größe der Flächen, ihre Nutzungsanforderungen und ‑erwartungen eine sorgfältige Planung bzw. Auswahl der am besten geeigneten Mischung. Die hier vorgestellten Staudenkompositionen eignen sich generell für Regionen mit mindestens 660 mm Niederschlag pro Jahr und können in Hausgärten, im halböffentlichen Wohnumfeld wie auch im öffentlichen Grün eingesetzt werden.
Die meisten Mischungen gedeihen gut im kühlen Schlagschatten von Gebäuden, Mauern und Hecken. Für die optimale Entwicklung und Funktionsfähigkeit der diversen Staudenmodule sollte der Boden möglichst frisch sein, wenn auch der Versuch gezeigt hat, dass viele der ausgewählten Arten noch mit längeren Trockenphasen gut zurecht kommen. Einige Staudenmodule wie die "Schattenjuwelen" oder die "Schattenläufer" können auch im direkten Einflussbereich von Bäumen und Sträuchern am Gehölzrand oder unter Gehölzen z. B. in Parkanlagen oder auf Baumscheiben verwendet werden, sofern es sich um unterpflanzungsfähige Gehölze mit Tiefwurzelsystem handelt und der Standort nicht zu dunkel ist. Ganzjährig dunkle Standorte unter dichten, Nadelgehölzen oder sehr stark durchwurzelte Böden, wie die unter alten Laubbäumen mit Herz- oder Flachwurzelsystem, sind grundsätzlich für keine der hier vorgestellten Staudenmischungen geeignet. Im Fachartikel werden die vier Listen mit speziellen Standort- und Eignungshinweisen aufgeführt. Zudem werden in einer Übersicht die Eignung der Mischungen im Vergleich dargestellt.
Die Pflege ist nur durch eine qualifizierte Fachkraft bzw. unter deren Anleitung möglich. In der Regel sind bei gemulchten Pflanzungen drei (bis vier) Pflegegänge pro Jahr ausreichend. Neben einem Rückschnitt im Spätwinter sind im Veitshöchheimer Versuch nur zwei Jätgänge durchgeführt worden, der erste Anfang Juni und der zweite Mitte September.

Ausblick

Die Mischung "Schattenglanz" des Arbeitskreises Pflanzenverwendung wurde bereits veröffentlicht, die zwei weiteren Arbeitskreis-Mischungen "Schattenzauber" und "Schattengeflüster" sind derzeit noch im Test.
Das ist Jahre 2016 erschienene 24seitige Merkblatt enthällt neben vielen Bildern auch die exakte Mischungszusammensetzung mit Stückzahlen und weiteren Alternativvorschlägen.

Merkblatt "Veitshöchheimer Staudenmischungen für halbschattige und schattige Standorte" pdf 4,6 MB