Fachartikel
Stadtbäume unter Stress

Stadtgrün 2021 Deckblatt Stress

Stadtbäume befinden sich nicht in ihrem natürlichen Umfeld, sondern müssen, meist isoliert und exponiert, mit einer Vielzahl ungünstiger Standortbedingungen zurecht kommen: zu geringer Wurzelraum, Bodenverdichtung und Schadstoffimmissionen setzen ihnen ebenso zu wie die innerstädtischen Klimabedingungen mit erhöhten Temperaturen, nächtlicher Rückstrahlung und geringeren Niederschlägen. Die fortschreitende Klimaerwärmung verschärft diese ungünstige Situation weiter. Im Projekt "Stadtgrün 2021" sind nun Wissenschaftler auf der Suche nach geeigneten Stadtbäumen der Zukunft.
Die wärmebegünstigte Stadt Würzburg mit überdurchschnittlich langen Trocken­perioden und hohen Temperaturbedingungen (Weinbauklima) ist geeignet, um die Versuchsbaumarten auf Trocken- und Hitzestresstoleranz zu testen. Die beiden Städte Hof und Münchberg mit ihrem kontinentalen Klimaeinfluss sind der Teststandort für Frosttoleranz. Kempten ist durch ein gemäßigtes Voralpenklima mit hohen Niederschlägen geprägt.

20 Baumarten im Test

Die Auswahl der 20 Baumarten erfolgte, neben einem intensiven Erfahrungsaustausch mit Fachleuten, unter Berücksichtigung der natürlichen Standort­ansprüche, Trockenstress-, Hitze­stress-, Frost- und Spätfrosttoleranz sowie der Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheitserreger, inklusive neu zu erwartender Arten. Aber auch wichtige städtebau­liche Aspekte wie Wuchsform und Er­scheinungs­bild sind in die Bewertung einge­gangen.

Der Eisenholzbaum z.B. ist eine bisher vollkommen unterschätzte Art. Sie stammt aus feuchtwarmen Laubwäldern des Südkaukasus und ist außerordentlich anpassungsfähig. Sie wächst auf nahezu allen Böden, ist gesund, hitzeverträglich und frosttolerant. Die breite Alterskrone könnte zu Problemen im Lichtraumprofil führen. Besonders attraktiv ist die Parrotie im Herbst, wenn sich ihre Blätter von gelb über orange bis violett verfärben.
Auch die Fragestellung, ob der Einsatz von Mykorrhiza-Pilzen unter immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen den »Pflanzschock« mildern und das Wachstum und die Gesundheit gepflanzter Bäume fördern kann, wird im Rahmen dieses Projekts kontrolliert untersucht: In allen Städten wurde bei je vier der acht Bäume (bzw. drei von sechs Bäumen, s.o.) einer Art bei der Pflanzung ein Mykorrhiza-Pilzpräparat eingestreut. Dabei wurde entsprechend des Mykorrhizatyps der einzelnen Versuchsbaumarten eine artgerechte Mykorrhiza eingesetzt. Zusätzlich erhielten die Purpurerlen je 0,5 l einer Suspension mit Frankia alni, einem stickstofffixierendem Bakterium, das mit Erlen an natürlichen Standorten vergesellschaftet ist.