Wild(Bienen)
Lebensräume für (Wild)Bienen - Garten und Balkon insektenfreundlich gestalten

Titelbild der Broschüre "Lebensräume für (Wild)Bienen ..."
Neue Broschüre zur insektenfreundlichen Gartengestaltung!
Lebensräume für (Wild)Bienen – Garten & Balkon insektenfreundlich gestalten: Empfehlungen und Tipps der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau.

Die Broschüre ist in Zusammenarbeit des Instituts für Bienenkunde und Imkerei, des Instituts für Erwerbs- und Freizeitgartenbaus und des Instituts für Stadtgrün und Landschaftsbau entstanden und steht zum kostenlosen Download bereit:

Broschüre „Lebensräume für (Wild)Bienen – Garten & Balkon insektenfreundlich gestalten"

Insekten und Bestäubung

Viele Insekten nehmen im Naturhaushalt eine Schlüsselrolle ein, insbesondere die Blüten besuchenden Arten, die Pollen übertragen und zahlreiche Wild- und Kulturpflanzen bestäuben. Die entstehenden Samen und Früchte sorgen für einen vielfältigen Speiseplan für Menschen und Tiere.

Insekten im Garten fördern

In den letzten Jahren ist deutlich geworden, dass wir einen drastischen Rückgang an Insekten sowohl in der Artenzahl als auch in der Größe der Populationen vieler Arten haben. Dieser Verlust an Biodiversität hat unter dem Begriff „Insektensterben“ oder „Bienensterben“ viele Menschen berührt und motiviert etwas gegen diesen Verlust zu unternehmen.

Der Schutz und die Förderung von Insekten sind bereits auf kleinstem Raum möglich. In der Broschüre werden Empfehlung und Tipps für die Gestaltung und Pflege unterschiedlicher Gartenbereiche vorgestellt – Gemüsegarten, Staudenbeete, Bäume und Sträucher – durch eine geschickte Auswahl lässt sich von Frühjahr bis Herbst ein Angebot für Nektar- und Pollensammler schaffen. Konkrete Sortenempfehlungen und Planungsbeispiele für unterschiedliche Gartengrößen helfen bei der Umsetzung.

Wege und Plätze – offene Bodenstellen als Lebensraum

Mehr als die Hälfte aller Wildbienenarten sind Bodenbrüter, das heißt für sie sind offene, unbewachsene Bodenstellen wie z. B. besonnte Kahlstellen in Rasen- und Pflanzflächen oder unbefestigte seltene begangene Gartenwege als Lebensraum interessant. Entscheidend ist dabei, dass diese Kleinflächen möglichst lange ungestört bleiben und verschiedene Körnungsgemische aus Tonen, Sanden und Kiesen aufweisen.

Totholz – neues Leben in alten Wurzeln, Stämmen und Ästen

Wer in seinem Garten Nistmöglichkeiten für holzbewohnende Bienenarten anbieten will, sollte beim Aufstellen von Nisthilfen auf eine saubere Ausführung im Detail achten, denn ausgefranste Bohrungen bzw. Röhren stellen eine Verletzungsgefahr für potenzielle Bewohner dar. Oft ist es jedoch gar nicht notwendig, auf Produkte aus dem Handel zurückzugreifen. Das im Garten von Natur aus anfallende Holz, vor allem Laubholz, kann als Wohn- und Nistplatz für Insekten vor Ort verwendet werden.

Bohrungen im Holz sollen die Fraßgänge von Käfern nachempfinden. Beachten Sie dabei, dass solche 3 bis 9 mm großen Initialbohrungen ins Längsholz nicht nur splitterfrei, sondern auch mehrere Zentimeter tief und rückseitig geschlossen sein müssen. Der Abstand zwischen den Löchern sollte 1 bis 2 cm nicht unterschreiten.

Bäume und Sträucher für (Wild)Bienen und Insekten

In einen vielfältigen Garten gehören Obstgehölze, deren Früchte wir im Laufe des Jahres ernten und genießen können. Doch wir erfreuen uns auch an den Blüten, wenn ganze Bäume in duftige Blütenwolken gehüllt sind. Obstblüten sind zudem wichtige Nahrungsquellen für Bienen und andere Insekten.

Blühende Obstgehölze decken einen großen Zeitraum ab. Nehmen wir das Wildobst hinzu, verlängert sich die Blütezeit weiter. Die geschickte Verwendung verschiedener Obstarten im Garten bietet den Bienen sogar über einen Zeitraum von Februar (mit Haselnuss und Kornelkirsche) bis zum Spätherbst (einzelne Blüten der Herbsthimbeere) Nahrung.

Bienengehölze mit besonderer Wuchsform

Unter den Bienengehölzen gibt es eine Vielzahl von gestalterisch interessanten Formen, die zum einen durch Veredelung zum anderen aber auch durch gezielten Schnitt erzielt werden können.

Die weidenblättrige Birne, Pyrus salicifolia `Pendula` kann Staudenpflanzungen interessanter machen, Gartenformen von Wildgehölzen wie Rhamnus frangula `Fine Line´ überraschen das Auge. Kugel-Ahorn und die Kugelform der Steppen-Kirsche finden überall Platz, ebenso wie die blütenreichen Säulenformen von Eberesche und Kirsche.

Weitere Empfehlungen zu insektenfreundlichen Gehölzen erhalten Sie in der Broschüre:

Bäume und Sträucher für Bienen und Insekten

Vielfalt für Bestäuber – Stauden bitten zu Tisch

Für jeden Lebensbereich im Garten finden sich Stauden mit tierökologischem Wert. Wählen Sie Stauden für alle Jahreszeiten aus, damit den Insekten über die gesamte Vegetationsperiode genügend Blüten zur Verfügung stehen.

Einige spezialisierte Wildbienen-Arten sind auf bestimmte heimische Arten angewiesen. Pflanzen Sie deshalb unbedingt auch heimische Stauden in Ihren Garten, am besten aus regionalen Herkünften; ergänzen Sie die Blütezeit der heimischen Arten insbesondere durch frühjahrsblühende bzw. spätblühende Arten anderer Herkünfte. Pflanzen Sie frühblühende Stauden wie z. B. Lenzrosen (Helleborus orientalis) oder Küchenschellen (Pulsatilla vulgaris) in den Garten. Als frühe Nahrungsquellen helfen sie Bienen und Wildbienen beim Start in die neue Saison.

Reichblühende Präriestauden sorgen spät im Sommer für ein letztes Farbfeuerwerk im Garten und versorgen die Blütenbesucher, bevor der Winter kommt. Die schönen Nordamerikanerinnen wie Astern (Aster, Eurybia bzw. Symphyotrichum), Rudbeckien (Rudbeckia) oder Sonnenbräute (Helenium) bevorzugen frische, nährstoffreiche Böden in voller Sonne. Grundsätzlich sind ungefüllte Blüten bei der Staudenauswahl zu bevorzugen, da Blütenbesucher so an Nektar und Pollen gelangen können.

Blühende Oasen auf Balkon und Terasse

Längst haben Bienen und andere Bestäuberinsekten die große Blütenvielfalt auf Balkonen und Terrassen entdeckt. Im Vergleich zu Wildblumen können viele Balkonpflanzen über den ganzen Sommer blühen und den Bestäuberinsekten Nektar und Pollen anbieten. Sowohl in der Züchtung als auch in der Sortimentsgestaltung der Gartencenter und Gärtnereien wird die Attraktivität der Balkonpflanzen für Bestäuberinsekten bedacht und mit Gestaltungsbeispielen intensiv beworben. Wer jetzt noch glaubt, keinen „grünen Daumen“ zu besitzen, sollte dieses Vorurteil gleich über Bord werfen! Mit ein paar Tipps und Freude am Beobachten wird man in kurzer Zeit zum Gestaltungs- und Biodiversitätsexperten für kleinste Outdoorräume.

Gemüsegarten – Vielfalt für Auge und Gaumen

Bei einem Gemüsegarten denkt man nicht an bunte Blüten, sondern an Salate und anderlei Grün. Doch ein vielfältiger Gemüsegarten ist durchaus bienenfreundlich. Bei der (Jahres-) Planung geht es nicht nur um Gemüsearten und Sorten, sondern auch um die Gestaltung. Für niedrige mehrjährige Beeteinfassungen, ganz nach dem Vorbild von Bauerngärten, eignen sich beispielsweise Thymian, Heiligenkraut (Santolina) und Lavendel.

Alle diese Pflanzen lassen sich problemlos zurück- und in Form schneiden. Der erste Schnitt erfolgt im April und dann erst nach dem Verblühen. Eine Umrandung mit Monatserdbeeren ist ebenfalls denkbar. Neben der Nahrung für die Bienen freuen wir uns über leckere rote Früchte. Umrandungen sind aber auch mit verschiedenen einjährigen Blumen möglich wie Kapuzinerkresse, Ringelblume oder auch mit der niedrigbleibenden Feuerbohne 'Hestia' mit ihren rot-weiß schmückenden Blüten.

Wiese statt Rasen – aus Grün wird Bunt

Rasengräser sind Windbestäuber, deshalb sind sie für bestäubende Insekten uninteressant. Je größer der Anteil der Rasenfläche in einem Garten, desto weniger attraktiv ist das Grundstück für blütenbesuchende Insekten auf Nahrungssuche. Gestalten Sie deshalb nur wenige ausgewählte Bereiche Ihres Gartens als häufig gemähten Rasen, wie z. B. die stark begangenen Flächen in Terrassennähe oder Spiel- und Liegeplätze. So bleibt Raum für artenreiche Wiesen, in denen Gräser und Kräuter Deckung und Nahrung bieten.

Weiterführende Informationen zur naturnahen Gartengestaltung erhalten Sie hier:

Zur Biodiversitätsseite und Broschüre "Biodiversität – Mut zu mehr Vielfalt im Garten".