Bundesweite Arbeitsbesprechung „Umweltgerechter Pflanzenbau und Pflanzenschutz in Haus und Garten“ 2020 - Nachbericht
Das Neueste zur nachhaltigen Gartenpflege in Haus und Kleingarten
Die 25. bundesweite Arbeitsbesprechung „Umweltgerechter Pflanzenbau und Pflanzenschutz in Haus und Garten“ am 4. und 5. Februar 2020 in Veitshöchheim nutzten in diesem Jahr ungewöhnlich viele Berater der deutschen Gartenakademien, der Verbände des Freizeitgartenbaues und vieler Kreisfachberater für Gartenkultur und Landschaftspflege als Plattform zum lebhaften Austausch der neuesten Erfahrungen und Informationen.
Dies fiel sehr leicht durch die hochwertigen Referenten.
Die Umwelt geht uns alle an
In einer beispiellosen Puzzle-Arbeit trug Heinrich Beltz aus der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad Zwischenahn den derzeitigen Stand zum Thema Mikro- und Nanoplastik in Böden zusammen. Leider gibt es noch kaum Forschungsergebnisse darüber, wie sich über die Darmwand aufgenommene Kleinstpartikel in unserem Körper verhalten, jedoch gilt hier unbedingt das Vorsorgeprinzip.
Dr. Susanne Böll vom Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau an der LWG berichtete über die Auszählung der Insektenvielfalt in den Kronen verschiedener Bäume in der Stadt. Entgegen mancherlei Vermutungen gibt es zahlreiche nicht heimische Baumarten, die ein ebenso reiches Insektenleben unterstützen wie heimische. Als wesentlich sieht sie nach ihren Beobachtungen Grünstreifen unter den Bäumen an, die bei magerem Substrat vielen im Boden brütenden Wildbienen Quartier bieten. Wir sind alle sehr gespannt auf ihren Abschlussbericht im nächsten Jahr.
Wichtige Beratungsarbeit im Pflanzenschutz
Ein anspruchsvolles, innerhalb von 15 Stunden bearbeitbares digitales Schulungsprogramm stellte Thomas Lohrer vor. Es ist auf Hochschulniveau und gedacht für sehr ambitionierte Garteninteressierte. Auf kurzweilige und zugleich anschauliche Art klicken sich die Teilnehmer durch Filmbeiträge, Bildern, Statements und anschauliche Beschreibungen durch bis zum abschließenden Test.
Unter folgendem Link ist das Schulungsprogramm kostenlos abrufbar:
Am Beispiel der vor wenigen Wochen endlich im Bundesanzeiger vom 24. Januar 2020 veröffentlichten „Sektorspezifische Leitlinie zum integrierten Pflanzenschutz im Haus- und Kleingarten“ in den Anhang 1 des von der EU geforderten NAP (Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutz) beschrieb Monika Lampert-Debong vom Verband der Gartenbauvereine in Deutschland den langwierigen Weg, der vor der Aufstellung solcher regeln steht.
Im Jahr 2009 forderte die EU diese Leitlinien ein. 2011 sammelte Monika Lampert-Debong die „Kasseler Runde“, eine ungewöhnlich bunt aus Vertretern bundesweiter Verbände aber auch Industrie- und Handelsverbänden bzw. –firmen zusammengesetzte Gruppe, zu jährlichen Treffen um sich. Der Weg bis zur endgültigen Genehmigung war langwierig. Das Ergebnis sollte dafür umso nachhaltiger wirken, einfach weil bis dahin ganz unterschiedlich positionierte Gruppen jetzt mit Überzeugung hinter den gemeinsamen Ergebnissen stehen. Jetzt gilt es, die Inhalte der für Laien natürlich nicht immer einfach zu lesenden Leitlinie in der Beratung mit Leben zu erfüllen.
Es wird immer trockener und heißer
Andreas Adelsberger vom Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau an der LWG stellte flächige Staudenpflanzungen anstelle von Rasenflächen als pflegeleichtere Alternativen vor. Sodann gab er vorbildliche Beispiele für attraktive Staudenpflanzungen, die auch trocken-heiße Sommermonate ohne viel zusätzliche Wassergaben überstehen können.
Erstmalig Zahlen lieferte Christian Hartmann von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg zum Wasserverbrauch und zu den Zuwächsen von Stadtbäumen verschiedener Arten an unterschiedlich gut für Bäume geeigneten Standorten in der Stadt. Aus den Zuwächsen lassen sich gebundene CO2-Mengen errechnen. Ebenso kann Herr Hartmann den Kühleffekt in der ansonsten um mehr als 5 Grad wärmeren Stadt im Vergleich zum Umland genau angeben.