Infoschrift
Ess- oder Edelkastanie (Castanea sativa), Marone
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Als "Baum des Jahres 2018" gerät die Esskastanie in den Mittelpunkt. Der stattliche Baum ist gelegentlich in Parks und öffentlichem Grün zu finden, manchmal auch in sehr großen Gärten.
Heimat
Edelkastanienbäume kamen vermutlich aus Kleinasien zunächst in den Mittelmeerraum. Mit den Römern gelangten die Bäume in den Norden, wo sie auf sommerwarmen, wintermilden bzw. geschützten Standorten wachsen. Das robuste Holz des Baumes wurde für den Schiffsbau und für Rebpfähle im Weinbau verwendet. Im frühen Mittelalter sicherten die gehaltvollen Früchte die Ernährung der Bevölkerung, bis die Kartoffel aus Amerika als Stärkelieferant ihren Siegeszug antrat. Als Brenn- und Bauholz, als Stallstreu (dafür wurde das abgefallene Laub genutzt) und als Futterlieferant für Schweine und Rinder waren die Bäume unentbehrlich für die Bewältigung des Alltags. Später verlor die Esskastanie an Bedeutung.
Familie
Die Edelkastanie gehört zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae).
Pflanze
Edelkastanien werden in günstigen Lagen über 20 Meter hoch und benötigen einen Standraum von 15 mal 20 Metern (entspricht 300 Quadratmetern!). In England gibt es noch Exemplare, die über 700 Jahre alt sein sollen. Selbst in Mecklenburg stehen viele alte Maronenbäume und kommen mit dem dort herrschenden Klima an geschützten Standorten gut zurecht.
Edelkastanien schätzen sonnenreiche und regenarme Gebiete. Sie meiden kalkreichen Boden. Ist er allerdings tiefgründig genug, scheinen sie gut zurechtzukommen. Am vorteilhaftesten ist ein sandig-lehmiger Boden mit einem pH-Wert von 5 bis 6,5. Zum Pflanzen lockern Sie den Boden so tief wie möglich, geben Sie ins Pflanzloch etwas reifen Kompost.
Bestäubung
Die wie bei Hasel- oder Walnuss getrennt geschlechtlich einhäusigen Blüten (Juni bis Anfang Juli) werden durch Wind und durch Insekten bestäubt. Edelkastanien sind selbstunfruchtbar. Um Vollertrag zu erhalten, sollten zwei verschiedene Sorten gepflanzt werden. Die männlichen Blüten sitzen auf grünlich-weißen, aufrecht stehenden bis zu 20 Zentimeter langen Ähren. Die unscheinbaren weiblichen Blüten befinden sich an der Basis der Ähren. Die duftenden männlichen Blüten sind eine wichtige Bienenweide. Edelkastanienhonig gilt als Delikatesse.
Ernte
Die Erntezeit der nahrhaften Früchte der Edelkastanie ist von Ende September bis Oktober. Sie sind von einer stacheligen Schale umgeben. Die braunen Früchte sind reif, wenn sie sich aus der Schale lösen. Trocken und kühl gelagert lassen sie sich drei Monate aufbewahren. Maronen sind etwas kleiner (ca.drei Zentimeter) als spezielle Zuchtsorten.
Bis zur ersten Ernte erfordert es etwas Geduld. Denn die Bäume veredelter Sorten tragen die ersten Früchte in einem Alter von 10 bis 15 Jahren. Sämlinge, die auch wüchsiger sind, fruchten meist noch später.
Sorten
Besonders große Früchte besitzt die frühreifende Selektion 'Bouche de Betizac' aus Frankreich. Die Sorte 'Brunella' hat eine besonders schöne, ausladende Wuchsform und kleinere Früchte. Die großfruchtigen französischen Sorten 'Marsol' und 'Marigoule' reifen im Oktober.
Schädlinge
Kastanienrindenkrebs; neuerdings: Edelkastaniengallwespe