Gartencast
Kompaktkronige Bäume: Pflanzung und Pflege
1. November 2025

Wenn in einem Garten oder Vorgarten ein Baum gepflanzt werden soll, dann gibt es einiges im Vorfeld und bei der Ausführung zu beachten, wissen die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.

Kompaktkronige Bäume: Pflanzung und Pflege

Hallo und willkommen zu einem neuen Gartencast! Ich bin Jeannine Steinkuhl und habe jetzt Kristin Mahler von der Bayerischen Gartenakademie bei mir. Wie schon im Oktober dreht es sich bei uns auch im November um Bäume. Denn wenn in einem Garten oder Vorgarten ein Baum gepflanzt werden soll, dann gibt es einiges im Vorfeld und bei der Ausführung zu beachten. Durch die Auswahl des optimal geeigneten Baumes für den Standort ist schon ein großer Schritt getan. Hierbei ist an den Wuchs des Baumes und an seine Ansprüche an den Standort zu denken. Fr. Mahler, geben Sie uns bitte ein paar Beispiele, worauf genau zu achten ist.

Ja, gern. Ist der Garten zum Beispiel in der prallen Hitze auf der Südseite und hat keinerlei Schatten durch andere Gehölze, dann sollte auf Bäume mit einem hohen Wasserbedarf wie Weide und Erle verzichtet werden. Das gilt auch für eine niedrige Toleranz gegenüber Trockenheit – als Beispiel kann ich hier die Sand-Birke nennen. Bessere Alternativen sind Blumen-Esche, Zier-Apfel, Amberbaum oder Maulbeere.

Was gibt es bei der Höhe des Baumes zu beachten?

Welche Höhe und Qualität das Gehölz zum Zeitpunkt des Kaufes hat, ist immer eine Ermessensfrage, da in manchen Fällen ein Hochstamm, also der Kronenbeginn in ca. 2 Metern Höhe, einem von unten verzweigenden Buschbaum/Strauch vorzuziehen ist. Wichtig ist, die richtige und passende Wuchsform für den jeweiligen Standort zu finden.

Ist diese Entscheidung gefallen geht es ans Pflanzen – und wie gehe ich da am besten vor?

Wichtig ist dabei, den Boden gut vorzubereiten. Das heißt große Steine etc. zu entfernen und das Pflanzloch ausreichend groß zu graben. Hierbei gilt die Faustformel: eineinhalb bis doppelt so groß wie der Ballen oder das Wurzelwerk. Ein Ballen, der im Durchmesser 60cm aufweist, sollte dann ein Pflanzloch von mindestens 90cm, sogar besser 120cm Durchmesser bekommen. Wenn der Boden nicht locker genug sein sollte, kann mit der Zumischung von Sand, Lava, Bims oder Splitt eine nachgeholfen werden. Wichtig ist, dass es zu keiner Staunässe in zu dichtem oder schwerem Boden kommt. Das mögen die Gehölze nicht. Außerdem sollte die Pflanzstelle und die Erde herum von unerwünschtem Beikraut befreit werden. Eine freigehaltene Baumscheibe erleichtert dem Baum die Wasseraufnahmen in den nächsten Jahren, da keine Konkurrenz zu anderen Pflanzen besteht. In den Bodenaushub, der aus dem Pflanzloch gegraben wird, sollte ein Langzeitdünger (z.B. Hornspäne) gemischt werden, bevor er wieder ins Pflanzloch kommt. So ist die Versorgung mit Nährstoffen für die ersten Monate sichergestellt. Außerdem gibt es weitere Möglichkeiten wie Kompost oder Präparate, die als Bodenaktivator gelten. Sie werden auch mit in die Erde gemischt.

Kommen wir jetzt zum Thema Pflanzschnitt. Warum ist das wichtig?

Ein Pflanzschnitt sollte bei jeden jungen Baum, der gepflanzt werden soll, unbedingt gemacht werden. Zum einen um eine optimale Kronenentwicklung für die Zukunft zu gewährleisten und um den Baum zum Wachsen anzuregen. Der Schnitt erfolgt vor dem Pflanzen, da der Baum dann noch in einer leichten Position geschnitten werden kann. Wenn das Gehölz einmal steht, ist immer eine Leiter oder ähnliches erforderlich. Äste, die zu dicht zu anderen stehen oder eine Neigung nach innen haben, gehören auf jeden Fall entfernt. Auch alle beschädigten oder im schlechtesten Fall kranken Äste werden herausgeschnitten

Welches Werkzeug empfehlen Sie denn da und wie viel muss entfernt werden?

Gut geeignet ist eine scharfe Schere und dass sehr nah am Stamm (auf Astring) geschnitten wird, damit keine Zapfen stehen bleiben, aus denen neue Triebe wachsen. Es werden zwischen 20 und 30 % der Äste entfernt, um einen lockeren Kronenaufbau zu gewährleisten. Dabei alle abgeschnittenen Äste neben dem Baum liegen lassen, um einen Überblick über das schon Entfernte nicht zu verlieren. Der mittlere Leittrieb wird klar herausgestellt, denn das wird der Leittrieb der nächsten Jahrzehnte.

Wenn das alles passiert ist, geht es an die Pflanzung. Welche Tipps haben Sie hier für uns?

Bei wurzelnackter Ware gilt bei der Pflanzung dieselbe Regel wie bei ballierter Ware. Auch hier das Pflanzloch ausreicheng groß gestalten (1,5x so groß). Die Pflanztiefe spielt eine sehr entscheidende Rolle. Der Baum möchte gepflanzt und nicht begraben werden. Um eine optimale Pflanztiefe zu ermitteln, dient eine Dachlatte oder ähnliches als Hilfsmittel. Diese wird quer über die Pflanzgrube gelegt und wenn der Ballen bzw. die oberen Wurzeln sie berühren ist die Tiefe optimal. Ballentuch und Draht werden oben geöffnet, aber nicht komplett entfernt, da diese im Boden mit der Zeit verrotten. Antreten nach dem Pflanzen darf passieren, aber zu festes „Antrampeln“, verdichtet die Erde von oben und sie kann dann beim Angießen nicht mehr um den Ballen bzw. die Wurzeln schlämmen.

Wie sieht es dann noch mit einer Befestigung aus?

Bei der Befestigung der Bäume kann mit einem schräg angebrachten Pfahl, sowie einer Doppelpfahl-Anbindung oder einer Dreibock-Anbindung gearbeitet werden. Oft bietet sich die Verwendung von 2 oder 3 Pfählen an. Wobei die sogenannte Dreibock-Anbindung einen weiteren Vorteil bietet. Durch das Einschlagen eines der drei Pfähle in der Drei-Uhr-Stellung, kann für den Stamm ein punktueller Schutz vor zu viel Sonneneinstrahlung entstehen. Die Anbindung hält den Baum in der geraden Stellung, in der er gepflanzt wurde. Ein nachträgliches „gerade-ziehen“ mittels der Anbindung ist nicht ratsam, da dadurch auch Spannungen im Holz entstehen können.

Was halten Sie vom Stammschutz gegen die Sonne?

Ein Stammschutz gegen Wintersonne und übermäßige Sonneneinstrahlung im Sommer ist auf jeden Fall ratsam. Ob das jetzt durch das Anbringen einer Schilfmatte oder eines jährlich neu aufzubringenden Kalkanstriches oder mit einer dauerhaften Stammfarbe geschieht, ist zweitrangig. Wichtig dabei ist, dass der Stammschutz bis zum Kronenansatz, also bis zum ersten Ast vorgenommen wird. Nicht nur Gehölze mit dünner Rinde wie Birke, Platane, Ahorn und Obst freuen sich über diesen zusätzlichen Schutz, auch alle anderen werden uns danken.

Und wie sieht es mit dem Gießen aus?

Nach dem Pflanzen wird einmal kräftig gewässert. Das sogenannte „Einschlämmen“ wird oft als Synonym für eine hohe Wassergabe zum Anfang gesehen. Hierbei wird mit dem Wasser die Erde rund um die Wurzeln oder den Ballen bis in kleinere Lücken gewaschen, um einen perfekten Bodenschluss zu ermöglichen. Nach der großen Wassergabe erfolgt kein weiteres Antreten, denn dann wird der Boden unterhalb der Oberfläche hart wie Beton.
Für die weitere Bewässerung gibt es verschiedenen Methoden. Die einfachste Lösung ist ein Gießrand aus Erde. Er wird gleich beim Pflanzen um den Stamm gehäufelt. Dabei ist es wichtig, dass die Stützpfosten möglichst außerhalb dieses Randes stehen. Ein kleiner Gießrand wird auch empfohlen, wenn zukünftig mit einem Bewässerungssack gearbeitet werden soll. Falls er einen Schaden erleidet, würde das Wasser nicht gleich in Gänze ungenutzt davonlaufen. Auch ein Gießring aus Hartplastik ist denkbar und wird im Handel angeboten, hier ist nur beim Rasenmähen Vorsicht geboten.

Wie lange sollte man langfristig gesehen gießen, damit der Baum keinen Schaden nimmt?

Eine Bewässerung in den ersten 3 bis 4 Standjahren ist ratsam, um einen optimalen Start zu geben. Später sollten die Wassergaben reduziert werden, wie es der Baum verträgt. Auch ist eine Bepflanzung der Baumscheiben nach den ersten Anwachsjahren möglich, um die Verdunstung zu minimieren. Wobei hier auch Wasserkonkurrenz entstehen kann.

Dankeschön Frau Mahler! Und das geht auch an Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Seien Sie auch gern beim nächsten Mal wieder mit dabei – wir freuen uns! Bis dahin machen Sie´s gut!