Gartencast
Stammschutz für Gehölze
1. Dezember 2024
Die Klimaveränderung macht auch vor unseren Gärten nicht halt. So konnten wir in den letzten Jahren nicht nur verstärkt Hitze- und Trockenschäden beobachten. Auch Winter- bzw. Spät-frostschäden in Form von Rindenrissen und Stammwunden an Gehölzen nehmen zu. Die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie wissen Rat.
Noch vor einigen Jahren selten, so sieht man jetzt häufiger, dass die Stämme von jungen Bäumen in Gärten oder öffentlichen Anlagen einen weißen Stamm besitzen oder einen Stammschutz aus Schilfmatten, flachen Bambusstäben oder dickem Jutegewebe. Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Weißanstrich Vorteile hat, denn hinter Schilfmatten und Co. bleibt der Stamm länger feucht. Zudem kann man von außen nicht sehen, was dahinter am Stamm passiert: Schädlinge können sich einnisten oder Pilze und Bakterien breiten sich aus.
Stammschutz für Gehölze
Gründe für einen Weißanstrich
Ein weißer Anstrich am Stamm und den dickeren Ästen bietet Schutz vor schädigender Wintersonne und zugleich vor Sonnenbrand und Hitzeschäden im Sommer. Durch sonnige Tage im Spätwinter wird der Saftstrom in der Pflanze angeregt. Wird die Südseite des Stammes tagsüber von der Sonne beschienen und erwärmt, entstehen dann nachts bei frostige Temperaturen Spannungen unterhalb der Rinde bis ins Holz. Ein häufiger Wechsel von Gefrieren und Auftauen lässt die sogenannten Frostrisse ebenso entstehen wie längere Perioden mit tiefen Minusgraden in der Nacht. Die Rinde reißt meist an der sonnenzugewandten Seite senkrecht auf. Besonders betroffen sind Gehölze an sonnenexponierten Lagen wie beispielsweise einem Südhang mit viel Sonne und jüngere Stämme mit glatter Rinde, sowie frisch gepflanzte Hochstämme.
Die weiße Farbe hingegen reflektiert Licht und verhindert, dass sich die ansonsten dunklen Stämme der Gehölze stärker erwärmen. Der Saftstrom in die Knospen wird verzögert. Somit treiben die Knospen auch später aus. Dies wiederum beugt Knospen- und Blütenschäden durch Spätfröste vor, denn die milden Temperaturen in den letzten Wintern führten zu einem frühen Austrieb und vorzeitiger Blüte. Einsetzende Spätfröste zerstörten die Blüten und führten zu einem geringen Ertrag.
Bei Steinobst tritt Saftanstieg und Austrieb besonders früh ein. Da viele Arten und vor allem jüngere Bäume eine glatte Rinde besitzen, ist das Weißeln der Stämme von Aprikosen, Pfirsichen und auch Kirschen besonders empfehlenswert, um Frostrissen vorzubeugen.
Einen Weißanstrich anbringen
Vor einem Anstrich benötigt es gewisse Vorarbeiten. Lose Rindenstücke am Stamm und an dickeren Ästen werden mit einer Bürste abgeraspelt. Durch das Glätten erleichtert man sich das Auftragen des Anstriches. Gleichzeitig entfernt man auch mögliche Schaderreger, die an oder unter der Rinde überwintern.
Der Handel bietet verschiedene Produkte zum Anstreichen an. Achten Sie stets auf die Gebrauchsanweisung. Diese dient zum Schutz des Anwenders. Auch ist es möglich einen Weißanstrich aus Kalk und Tapetenkleister oder einen Lehmanstrich selbst herzustellen.
Wer nicht „malern“ möchte, kann über den Winter den Stamm mit Fichtenreisig, Jutesack oder Vlies einbinden, um Stammschäden durch die Wintersonne vorzubeugen.
Weißanstrich, auch für den Sommer
Typisch ist das Weißeln der Bäume für den Winter. Doch mit immer stärkerer Sonneneinstrahlung im Sommer erleiden die Gehölze zunehmend Schäden auch im Rindenbereich. Nachdem die Rinde gerissen oder das Kambiumgewebe darunter geschädigt ist, können sich verschiedene Pilzkrankheiten hier ansiedeln. Der somit im Laufe der Jahre vorgeschädigte Stamm kann zum Absterben des ganzen Baumes führen. Auch hier sind Bäume an heißen Sonnenhängen besonders gefährdet. Ein Weißanstrich wirkt doppelt – er bietet auch im Sommer Schutz.
Gängige Weißanstriche halten meist nur eine Saison. Etwas teurere Weißanstriche wie zum Beispiel Arbo Flex halten wesentlich länger.