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Kirschessigfliege: in diesem Jahr besonders beachten
1. August 2024
Die vor über 10 Jahren nach Deutschland eingewanderte Fruchtfliegenart tritt an vielen Obstarten auf und hat sich auch in Bayern etabliert. Im Erwerbsanbau verursacht sie massive Ausfälle. Auch in Haus- und Kleingärten sind vor allem ab der zweiten Jahreshälfte kleine Maden in verschiedenen Beeren und Steinobstfrüchten zu finden. Die Experten der Bayerischen Gartenakademie informieren und geben Tipps im Umgang mit diesem Schädling.
Kirschessigfliege: in diesem Jahr besonders beachten
Schädling in Abhängigkeit der Witterung
Die im Vergleich zu den heimischen Obstfliegen etwas größere Kirschessigfliegen lassen sich an den roten Augen und dem dunklen Fleck an den Flügelenden der Männchen erkennen. Während die heimischen Fruchtfliegen erst ab Spätsommer und nur an überreifem bzw. geschädigtem Obst auftreten, kann die Kirschessigfliege durch ihren sägeartigen Legestachel auch schon in knapp reife, noch feste Früchte mehrere Eier ablegen. Daraus entwickeln sich Maden und jährlich je nach Witterung bis zu zehn Generationen. Feuchtes, zugleich warmes Wetter wie dieses Jahr begünstigt einen frühen und hohen Befall. Dieser war durch die trocken-heißen Sommermonaten in den letzten Jahren gering, da sich diese Fliegen bei Temperaturen über 30 Grad Celsius nicht mehr vermehren können. Erst nach größeren Regenmengen im Herbst hat der Schaden wieder zugenommen.
Befallene Wirtspflanzen
Im Laufe der Saison werden verschiedene Beeren, Steinobstarten, sowie rot- und dunkelfarbige Früchte von Ziergehölzen wie Efeu, Hartriegel, Liguster, Mahonie befallen. Geschädigt werden nicht nur Obstgehölze im Garten, sondern auch Hecken- und Steinobstbäume in der Flur und Sträucher im Wald. Zum Glück sind Apfel und Birne nicht betroffen. Zu den Wirtspflanzen gehören Süß -und Sauerkirschen, Pflaumen und Zwetschgen, Pfirsich, Aprikose, Mirabelle, Schlehe. Besonders betroffen sind Heidel-, Brom -und Herbsthimbeeren, Holunder, rote und blaue Tafeltrauben, Kiwibeere, Goji. Bei Erdbeeren trifft es weniger die Normalkultur im Juni, sondern die mehrmals tragenden Sorten. Maden in Johannis- und Stachelbeeren sind meist nur in überreifen bzw. nicht abgeernteten Beständen zu finden. Die Apfelbeere Aronia wird auf Grund ihrer derben Haut eher weniger befallen.
Schadsymptome am Obst
Die Larven fressen unter der Fruchthaut. So entstehen kleine Dellen an der unförmigen Frucht. Mehrere Einstichstellen oder Safttropfen sind weitere Anzeichen eines Befalls. Zudem werden Wespen und andere Frucht- sowie Essigfliegen angelockt. Schimmelpilze und Fruchtfäulen können vor allem bei feuchtem Wetter nachfolgend auftreten. Befallene Früchte sind daher auch für die Verarbeitung ausgeschlossen.
Maßnahmen im Haus- und Kleingarten
Da keine Pflanzenschutzmittel im Haus- und Kleingarten gegen den Schädling zugelassen sind, haben vorbeugende Maßnahmen eine besondere Bedeutung. Dazu gehören Schnitt und Erziehung zu lockeren Baum- und Strauchformen, welche eine gute Durchlüftung der Gehölze fördern.
Bei Sträuchern bieten sich engmaschige Insektenschutznetze an, die rechtzeitig, etwa drei bis vier Wochen vor der Reife dicht schließend aufgelegt werden. Tafeltrauben können auch mit Organzasäckchen einzeln geschützt werden. Obst muss zügig, in kurzen Abständen und vollständig geerntet werden. Beschädigte, vertrocknete Früchte an und unter den Obstgehölzen müssen ebenso entfernt werden wie übrig gebliebenes Obst in hohen Baumkronen.
Auch dem korrekten Entsorgen befallener Früchte kommt eine wichtige Rolle zu. Derartiges Obst darf nicht über den Kompost oder in der Biotonne entsorgt werden. Stattdessen wird es in luftdicht verschlossenen Behältern bzw. Gefrierbeuteln mehrere Tage der Sonne ausgesetzt oder in einem Eimer mit kochendem Wasser überbrüht.
Bisherige Situation und Ausblick für 2024
Die bisher - auch in Franken - feuchten, zugleich warmen, für dieses Schadinsekt idealen Temperaturen haben im Erwerbsanbau zu Problemen geführt. Im Freizeitgartenbau traten madige Beeren und Früchte bislang verhältnismäßig wenig auf. Seit Juli beobachten wir jedoch Befall an Himbeeren, überreifen Heidel- und Johannisbeeren und durch Platzen sowie Fäulnis nicht abgeernteten Kirschen, vor allem bei großkronigen Bäumen. Sollte keine längerfristige Hitzewelle eintreten, müssen wir auch in der verbleibenden Obstsaison mit Fruchtschäden rechnen. Daher gilt es, die genannten vorbeugenden Maßnahmen konsequent umzusetzen.