Gartencast
Der richtige Umgang mit torfreduzierten bzw. torffreien Substraten
1. April 2022

Klima- und Umweltschutz erfordern langfristig auch die Reduktion von Torf in Substraten und Blumenerden. Weniger Torfabbau schützt die Moore und reduziert den CO2-Ausstoß. Verschiedene organische Materialen können Torf in Blumenerden und Substraten reduzieren oder sogar ganz ersetzen, so die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.

Der richtige Umgang mit torfreduzierten bzw. torffreien Substraten

Torfersatzstoffe

Holzfasern, Rindenhumus, Substratkompost, Kokosfasern und Kokosmark sind geeignete Ersatzstoffe für Torf. Bewährt haben sich nicht Einzelkomponenten, sondern Mischungen dieser verschiedenen Ersatzstoffe, um wichtige Substrateigenschaften wie pH-Wertstabilität, Porenvolumen, Wasserleitfähigkeit, Nährstoff- und Salzgehalt und das Speichervermögen zu gewährleisten. Versuche mit verschiedenen torfreduzierten und torffreien Substraten haben gezeigt, welche Kombinationen erfolgreich sind und was bei der Anwendung für ein gutes Pflanzenwachstum zu beachten ist.

Erfahrungen

Bewährt haben sich Mischungen mit jeweils ca. 25 % Holzfasern (luftig), Kokosmark (fein, torfähnlich), Rindenhumus und gütegesichertem Kompost (beide mit hohen Werten bezüglich pH-, Phosphor-, Kali und Salzgehalt). Manche Produkte enthalten auch Kokosfaser, Holz-bzw. Kokos-Chips oder Biokohle. Bei Aussaaterden muss auf einen niedrigen Salzgehalt geachtet werden, der unter 0,5 g/Liter liegen sollte. Hier empfiehlt sich die Verwendung von torfreduzierten Aussaaterden. Zum Pikieren darf der Salzgehalt bis 1,5 g/Liter steigen; bei Topferde für Kübel und Blumenkasten 2,5-3 g/Liter betragen.

Kübelpflanzenerde muss zudem strukturstabil sein, was durch Beigabe mineralischer Bestandteile wie Splitt, Bims, Blähton oder Granulate erreicht wird. Für Heidelbeere, Rhododendron und Zitruspflanzen müssen auch torffreie Erden einen niedrigen pH-Wert einhalten. In diesen Fällen sind Sie mit Qualitätsprodukten auf der sicheren Seite! Neben dem Fachhandel und Gartencentern halten auch Gärtnereien vor Ort eine breite Auswahl vor.

Praxistipps

Torfreduzierte bzw. torffreie Erden sind nicht so lange lagerbar. Mit zunehmender Dauer können oft Verpilzungen, Nährstofffreisetzungen aus organischen Bestandteilen und somit der Salzgehalt zunehmen.

Torffreie Bioerden enthalten keine mineralischen, sondern organische Dünger. So kann es vorkommen, dass zu Beginn oder zum Kulturende noch nicht bzw. nicht mehr ausreichend Stickstoff zur Verfügung steht. Achten Sie bei Ihren Pflanzen vor allem auf Stickstoffmangel (hellgrüne Blätter; reduziertes Pflanzenwachstum) und passen Sie die Nachdüngung an.

Das eigene Gießverhalten muss bei torfreduzierten bzw. torffreien Substraten Blumenerden angpasst werden. Oft trocknet die Oberfläche schnell ab und im unteren Bereich der Gefäße ist das Substrat noch nass. Hier sollte öfters händisch kontrolliert werden, bevor gewässert wird.

Wer nicht dreierlei Substrate nutzen will, wählt Aussaat- und Topferde. Durch Mischung beider besteht auch eine Möglichkeit zum Pikieren. Sammeln Sie Erfahrungen mit torffreien Substraten, da nur solche ab 2026 auf dem Markt für Freizeitgärtner sein werden. Als Zwischenschritt dazu können Sie zunächst auch stark torfreduzierte Produkte verwenden. Beachten Sie, dass verschiedene torffreie und -reduzierte Substrate – bedingt durch die unterschiedlichen Komponenten und Mischungsanteile - jeweils unterschiedlich reagieren.

Verwenden Sie größere Kisten und Gefäße, denn ein größeres Substratvolumen bedeutet mehr Nährstoffe und höheres Wasserspeichervermögen. Balkonkästen mit integriertem Wasserspeicher sind ebenfalls hilfreich.

Wer selbst torffreie Erden mischen will, nutzt etwa je ein Drittel gut reifen, gesiebten Kompost, Garten- oder Kokosfaser sowie unkraut- und krankheitsfreie Gartenerde. Für eine Menge von 10 Litern wird entweder organisch mit 100 g Hornmehl bzw. mineralisch mit jeweils 20 g Ammonsulfatsalpeter oder stickstoff- und kalibetonten Volldüngern aufgedüngt.