Gartencast
Pflückreife von Äpfeln
1. September 2018
Frühe Sorten wie der Klarapfel können vom Baum gepflückt und sofort verzehrt werden. Allerdings halten sie nicht lange. Spätere Sorten verhalten sich anders. Wie Sie den richtigen Erntetermin finden, erklärt der Experte der Bayerischen Gartenakademie.
Pflückreife von Äpfeln
Merkmale der Pflückreife
Viele Obstliebhaber pflücken Äpfel, wenn deren Kerne braun sind. Sicher gibt es dazu gute Erfahrung. Bei Frühsorten setzt die Braunfärbung der Kerne allerdings spät ein, sodass dieses Merkmal nicht immer und sicher angewendet werden kann. Außerdem muss die Frucht aufgeschnitten werden.
Ein besseres, visuell sehr gutes Kriterium der Pflückreife ist gegeben, wenn die bislang grüne Grundfarbe der Schale von grün nach gelbgrün umfärbt. Nicht warten, bis die Grundfarbe der Schale voll gelb oder gar fettig ist, denn eine spätere Ernte vermindert die Lagerfähigkeit. Fleischfestigkeit und Säuregehalt der Früchte lassen ebenfalls nach. Andererseits wandelt sich Stärke in Zucker um.
Die Umfärbung nach gelbgrün trifft übrigens auch auf die Pflückreife der Birnen zu.
Verschiedene Pflückgänge erforderlich
Da generell nicht alle Früchte zur gleichen Zeit reifen, müssen zwei bis drei Pflückgänge nach dieser visuellen Methode im Abstand von sieben bis zehn Tagen erfolgen. Dabei sollte die Frucht angehoben und leicht gedreht werden. Löst nun der Apfelstiel vom Fruchtholz leicht, ohne ihn abreißen zu müssen, dann ist der richtige Zeitpunkt gegeben. Andernfalls gilt es, noch ein paar Tage zu warten. Denn erfolgt die Ernte zu früh, schmecken die meisten Früchte grasig, fade, säuerlich und ohne sortentypisches Aroma.
Genussreife: Zucker, Säure und Festigkeit im Einklang
Im Lager reift das Kernobst nach. In den zur Pflückreife sehr festen, stärke- und meist noch säurereichen Früchten bauen sich Inhaltsstoffe um und die Festigkeit ab. Bei einem ausgewogenen Zucker-Säure-Verhältnis, geschmeidigem Fruchtfleisch und sortentypischem Geschmack setzt die Genussreife ein. Die im Laufe des September reifenden ‘Alkmene‘, ‘Goldparmäne‘, ‘Rubinola‘, ‘Croncels‘, ‘Santana‘, ‘Rebella‘ sind typische Herbstäpfel. Nach ein bis zwei Wochen Lagerung sind sie genussreif und halten meist bis Dezember.
Im Oktober werden die typischen Lageräpfel wie ‘Ontario‘, ‘Boskoop‘, ‘Brettacher‘, ‘Berlepsch‘, verschiedene Ramboursorten, ‘Glockenapfel‘, ‘Melrose‘, ‘Kaiser Wilhelm‘, ‘Rote Sternrenette‘, ‘Pilot‘, ‘Topaz‘ mehrmals durchgepflückt. Ihre Genussreife entfaltet sich je nach Lagerbedingungen nach zwei bis vier Wochen.
Weitere Hinweise
In warmen Spätsommern mit hohen Nachttemperaturen bildet sich die Deckfarbe schlecht aus. Treten jedoch kühle Nächte Ende August und später auf, dann färbt die Schale besser. In beiden Fällen hilft das Merkmal: „Pflückreife bei grüngelber Grundfarbe“.
Die Deckfarbe von flächig rotschaligen Apfelsorten sollte nicht dumpf oder fahl, sondern freundlich aufgehellt sein.
Bei großkronigen Bäumen und starkem Behang kann sogar ein weiterer Pflückgang, z.B. für Schattenfrüchte erforderlich werden. Da diese meist fade schmecken und nicht für eine Langzeitlagerung vorzusehen sind, sollten sie besser verarbeitet werden. Auch Obst mit Beschädigungen oder Druckstellen (z.B. Fallobst) wird ebenfalls der sofortigen Verarbeitung zugeführt.
Die Bayerische Gartenakademie bietet in diesem Jahr noch zwei Seminare zum Apfel an: