Gartencast
Erste Wuchskorrekturen an Obstbäumen
1. Juni 2017
„Im Juni müssen die Weichen für regelmäßige, zugleich geschmack- und prachtvolle Früchte gestellt werden“, lautet die Aussage des Experten der Bayerischen Gartenakademie.
Als zentraler Aspekt im Anbau von Kern- und Steinobst gilt es, ein Gleichgewicht zwischen jährlichem Ertrag einerseits und normalem Triebwachstum andererseits herzustellen. Dazu gehören auch erste Wuchskorrekturen an den Obstbäumen, da gegen Mitte bis Ende Juni der größte Teil des Triebwachstums und der Neutriebbildung bereits erfolgt ist.
Erste Wuchskorrekturen an Obstbäumen
Was bedeutet der Begriff „Wuchskorrekturen“?
Nach stärkeren Schnitteingriffen im Winter oder durch eine Umveredlung bildet ein Obstbaum zahlreiche Neuaustriebe. Das ist auch der Fall, wenn der Fruchtbesatz nach Blütenfrösten oder durch Überbehang im Vorjahr entfällt. Damit die Baumkrone licht bleibt und das Triebwachstum die Blütenbildung für das Folgejahr nicht negativ beeinflusst, werden bereits im Juni nicht benötigte Jungtriebe entnommen. Dies geschieht entweder durch Wegschneiden direkt am Ast ohne Stummel oder durch Ausreißen der noch krautigen, unverholzten Neutriebe.
Triebe herausreißen, das klingt brutal!
Nein, denn es handelt sich jetzt noch um weiche und relativ kurze Triebe mit Ausnahme der sog. Wasserschosse. Das sind die langen, aus dem Kroneninneren mit größeren Blattabständen dem Licht zuwachsenden Schösslinge. Der Riss hat den Vorteil, dass auch schlafende Beiaugen an der Basis der Neutriebe mit entfernt werden. Beim Schnitt hingegen kann es vorkommen, dass diese Beiknospen verbleiben und wieder austreiben. Außerdem verheilen Risswunden vor allem im Laufe des Sommers sehr gut.
Macht es Sinn, dies jetzt im Juni schon zu tun?
Dazu gibt es mehrere Gründe: zum einen werden kranke, z.B. von Monilia-Spitzendürre, Mehltau und Obstbaumkrebs beschädigte Triebe herausgenommen. Zum anderen hat die Reduzierung überflüssiger Jungtriebe den Vorteil, dass der Baum keine Energie in Triebe steckt, die dann im Winter entfernt werden müssten. Zudem kann der Obstbaum durch den frühen Zeitpunkt der Korrektur nun seine Energie in die wachsenden und reifenden Früchte stecken. Außerdem hat er noch Reserven, um die gleichzeitig ablaufende Anlage von Blütenknospen für das kommende Jahr auszubilden. Dies geschieht allerdings nur, wenn ein übermäßiger Fruchtbehang zusätzlich ausgedünnt wird.