Viele Gartenbesitzer wollen ihren Garten spätestens Anfang November fertig eingewintert haben. Dazu gehört ihrer Meinung nach auch, dass Obst- und Ziersträucher bzw.-bäume geschnitten sein sollen. "Doch dies hat auch Nachteile", erklärt der Experte der Bayerischen Gartenakademie.
Winterschnitt hat Zeit
Zum einen stellen samenhaltige Fruchtstände von nicht abgeschnittenen Stauden oder fruchttragenden Gehölzen wie Rosen, Liguster, Feuerdorn und Beerenarten eine wichtige und natürliche Nahrungsquelle für Vögel dar. Außerdem bieten ungeschnittene Gehölze für viele Kleintiere einen besseren Unterschlupf über den Winter. Stauden, Sträucher, aber auch Bäume zeigen bei Raureif einen besonderen Reiz. Dieser ist umso stärker ausgeprägt, wenn die natürliche Gehölzform noch über Winter besteht.
Ausnahmen können sich bei Rosen ergeben. Werden Beetrosen mit Reisig vor Frostschäden geschützt, können sie vorher um die Hälfte eingekürzt werden. Der restliche und fachmännische Schnitt erfolgt dann ausgangs des Winters. Diese Vorgehensweise kann auch bei größeren Rosen- oder Beerenstämmchen sinnvoll sein, denn nasser Pappschnee kann ein Ausbrechen von Ästen aus der Krone bewirken.
Ein erhebliches Risiko bei sehr zeitigen Eingriffen sind die Schnittwunden, da sie über den Winter nicht verheilen. Als offene Wunden stellen sie etwa sechs bis sieben Monate lang Eintrittspforten für Pilze und Bakterien dar. Eine besondere Gefahr über den Winter geht bei Obstgehölzen von den Erregern des Obstbaumkrebs, des Bakterienbrandes und der Rotpustelkrankheit aus.
Auch Frost wirkt auf die Wunden ein und kann diese stärker schädigen. Es können zudem der Schnittstelle benachbarte Knospen erfrieren oder austrocknen. Somit haben wir gute Gründe, den Schnitt auf das Frühjahr zu verschieben.
Je nach Witterung, ob zeitiges oder spätes Frühjahr, kann das genaue Schnittdatum nicht angegeben werden. Der Austriebbeginn kann jedoch als grobe Faustregel dienen. Da z.B. Clematis frühzeitig austreiben, sollte der Rückschnitt der sommerblühenden Waldreben auch schon im Februar erfolgen. Anfang März ist ein günstiger Zeitpunkt für Trauben und Kiwis. Die anderen Obstgehölze haben hingegen bis kurz vor der Blüte Zeit.
Bis Mitte März sollten Hecken und Ziersträucher geschnitten sein, bevor Vögel ihre Nester bauen. Rosen, Sommerflieder oder Halbsträucher wie die Bartblume sind oft erst Anfang April an der Reihe. Frühjahrsblüher wie Forsythie, Zierjohannisbeere und im April blühende Clematisarten werden erst nach ihrer Blüte geschnitten.
Zier-u. Obststräucher, sowie Strauchrosen werden ausgelichtet. Dabei werden ältere, dickere Triebe aus dem Inneren des Strauches ebenso knapp über dem Boden entfernt wie auch auseinanderfallende, niederliegende, dünne Äste. Die daraus resultierende bessere Belichtung sorgt für vitale Gehölze und gute Fruchtqualität von Beerenarten. Ein Einkürzen von Triebspitzen führt hingegen zu mehrfachem Austrieb an diesen Schnittstellen und stärkerer Beschattung der Büsche.