Das Wetteifern um den größten Kürbis oder die höchste Sonnenblume ist weit entfernt von den Zielen einer erfolgreichen Düngung. Das alte Motto „Viel hilft viel“ hat beim Düngen schon lange ausgedient. Ein fachgerechter Umgang mit Düngemitteln kann zudem einen bedeutsamen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz leisten.
Die alle 4 bis 5 Jahre übliche Standardbodenuntersuchung erfasst die Bodenart, den pH-Wert, den Phosphat- sowie Kaligehalt im Boden. Zusätzlich sollte der Magnesiumgehalt mitbestimmt werden. Die meisten Bodenlabore stellen anhand der Analysenergebnisse eine Düngeempfehlung aus.
Der im Humus des Bodens organisch gebundene Stickstoff verdient eine stärkere Beachtung, da im Haus- und Kleingarten normalerweise keine Stickstoffmessungen durchgeführt werden. Um die Stickstoffdüngung detaillierter steuern zu können, ist die Bestimmung des Humusgehaltes alle 6 bis 10 Jahre besonders zu empfehlen.
Bei einem Humusgehalt von 1,5% werden jährlich ungefähr 4 g/m2 Stickstoff (N) aus der organischen Masse des Bodens freigesetzt. Beträgt der Humusgehalt 3% sind es über 11 g/m2. Rosen- oder Grünkohl, der den Sommer und Herbst im Garten steht, bräuchte somit nur noch die Hälfte der vorgesehenen Düngermenge an Stickstoff.
Bei Humusgehalten über 4% (Böden mit dunklerer Farbe) ist im Frühjahr nur eine leichte Startdüngung mit Stickstoff (25% der angegebenen Düngermenge) erforderlich, um die Tätigkeit der Mikroorganismen in Gang zu bringen. Kulturen mit geringem und mittlerem Nährstoffbedarf benötigen dann keine weiteren Stickstoffdüngungen während des Sommers.
Düngerzusätze zu kompostieren sind in der Regel nicht empfehlenswert. Kompost wird als Grunddüngung im Frühjahr in einer maximalen Menge von 3 Liter pro m² Gartenboden verwendet. Dadurch wird die jährlich erforderliche Nährstoffversorgung der Pflanzen mit Phosphat ganz und mit Kali weitgehend sichergestellt. Als Stickstofflieferant für Gemüse reicht die Kompostgabe nicht aus. Die bei-den nachfolgenden Tabellen gehen von einer jährlichen Kompostausbringung von 3l/m² aus. Zusätzlich sind die angegebenen Stickstoff-Düngermengen erforderlich.
In vielen Fällen sind Hausgartenböden sehr reichlich mit Phosphat und Kali versorgt (Versorgungsstufe D und E), so dass reine Stickstoffdünger empfohlen werden. Neben vielfach geläufigen mineralischen Stickstoffdüngern wie z.B Ammonsulfatsalpeter (26% N, günstig für Böden mit hohem pH-Wert) können organische Stickstoffdünger, wie z. B. Hornmehl (von 10% N bis 14% N, je nach Hersteller, meist jedoch knapp 13 %), verwendet werden.
Aus Hornprodukten wird pflanzenverfügbarer Stickstoff im Boden nur nach und nach freigesetzt. Der Prozess verläuft umso rascher, je kleiner die Hornbestandteile vorliegen. Bei Hornmehl rechnet man für die vollständige Umsetzung mit 6 Wochen, die größeren Hornspäne brauchen mehrere Monate.
Werden Hornprodukte zu Kulturbeginn ausgebracht, dauert die Nährstofffreisetzung den ganzen Sommer über an. Sie haben eine verzögerte Startwirkung, wirken später aber mit kontinuierlicher Stickstoffnachlieferung. Für kurze Kulturen im Frühjahr, wie Radieschen oder Kopfsalat, eignet sich nur Hornmehl, da der Stickstoff in einer Entwicklungszeit von 4 bis 8 Wochen nur zu Teilen freigesetzt wird.
Grundsätzlich gilt für die Horndünger: Auch beim Anbau von Herbstkulturen keine Anwendung später als Ende August (selbst wenn verschiedene Gebrauchsanleitungen auf den Verpackungen eine ganzjährig mögliche Anwendung empfehlen).
Die beiden nachfolgenden Übersichten dienen als Orientierung für die auszubringenden Düngermengen und gewährleisten bei nicht extremen Wetterverläufen gute Erträge. In klimatisch begünstigten wärmeren Gebieten, z.B. Weinbauklima, und bei Humusgehalten über 2% können die angegebenen Düngermengen bei einem Kulturbeginn ab Mai weiter reduziert werden.
Nur Horndünger kaufen, wenn man ein Produkt findet, bei dem ein großer Teil der Hornbestandteile einen Vermahlungsgrad vergleichbar wie haushaltsüblicher Zucker aufweist.
Werden Feldsalat und Radies im Spätsommer angebaut, kann die Düngung meist entfallen.
Bei Chinakohl, Blumenkohl und Brokkoli und spätem Kulturbeginn ab Ende Juli/Anfang August soll die zweite Düngergabe wegen der schnelleren Umsetzung nur mit Hornmehl erfolgen.
Bei Feldsalat und Radies im Spätsommer kann die Düngung meistens ganz entfallen.
Bei Chinakohl, Blumenkohl und Brokkoli kann die angegebene Düngermenge auch auf zwei Gaben aufgeteilt werden.
Auf Böden mit optimalen Phosphat- und Kaligehalten (dies entspricht der Gehaltsstufe C) bieten sich Mehrnährstoffdünger mit Langzeiteffekt (z.B. Entec) an. Eine günstige Nährstoff-zusammensetzung ist z.B. 14% N, 7% P2O5, 17% K2O, 2% Mg.
Bei Düngern mit Langzeitwirkung wird ein Teil des Stickstoffes nur verzögert freigegeben, so dass er den Pflanzen über einen längeren Zeitraum zur Verfügung steht. Daher kann auf schweren Böden sowie bei Kulturen, die keine lange Entwicklungszeit brauchen, der Dünger als eine Gabe bereitgestellt werden. Der Phosphatanteil ist jedoch etwas höher als bei Nitrophoska perfekt (15% N, 5% P2O5, 20% K2O, 2% Mg). Die auszubringende Entec-Düngermenge entspricht in etwa den Mengen von Horndüngern, da deren Stickstoffanteil ähnlich groß ist.
Das bisher übliche klassische Blaukorn (12% N, 12% P2O5, 17% K2O) sollte aufgrund seines zu hohen Phosphatanteils nicht mehr verwendet werden, da es schnell zu erhöhten Phosphatgehalten im Boden führt.
Für das Düngen im Biogarten stehen organisch-mineralische Volldünger zur Verfügung. Bei der Nährstoffzusammensetzung der angebotenen Handelsdünger ist darauf zu achten, dass der Phosphatanteil möglichst niedrig ist. Günstig ist beispielsweise ein Hornoska-Dünger mit 8% N, 3% P2O5, 10% K2O oder Maltaflor mit 5% N, 3% P2O5, 5% K2O.
Müssen laut Bodenuntersuchung Kali und/oder Magnesium ergänzt werden, so eignen sich als chloridfreie Kalidünger Kalisulfat (50% K2O) oder Kalimagnesia (30% K2O, 10% MgO) bzw. als Magnesiumdünger Bittersalz (16% MgO).
Um ein Gefühl für die gestreute Menge zu bekommen, ist es ratsam einen Quadratmeter auszumessen und die gewünschte Teilgabe von z. B. 25 g/m² zu streuen. Am einfachsten ist es einen Meterstab auf 2 m aufzuklappen, in der Mitte abzuknicken und im rechten Winkel aufs Beet zu legen.