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Baum oder Bäumchen: Auf die Unterlage kommt es an!
1. Januar 2025
Unsere Obstbäume setzen sich aus (mindestens) zwei verschiedenen Pflanzenpartner zusammen, die an der Veredlungsstelle miteinander verwachsen sind, informieren die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.
Das Edelreis bildet die Krone der gewünschten Sorte aus, blüht und trägt Früchte. Und die Unterlage prägt die Wurzel und den unteren Bereich des Stammes aus.
Manchmal ist noch ein sogenannter Stammbildner oder eine Zwischenveredlung zwischen Unterlage und Edelreis als Adapter geschaltet, häufig z. B. bei Birnen, die auf Quittenunterlage veredelt sind.
Baum oder Bäumchen: Auf die Unterlage kommt es an!
Was ist die Funktion der Unterlage?
Wie bei der Edelsorte gibt es auch bei der Unterlage für jede Obstart verschiedene Sorten. Die Unterlage bestimmt, wie groß der Obstbaum werden wird. Halb- und Hochstämme haben die gleiche, starkwüchsige Unterlage. Für Buschbäume und Spindelbüsche verwendet man andere Unterlagen, die einen mittelstarken bzw. schwachen Wuchs der Edelsorte bedingen.
Der Kardinalfehler: Es wird ein Baum gepflanzt, der auf einer starkwüchsigen Unterlage veredelt ist, aber der Platz reicht dafür nicht aus
Gleich nach der Pflanzung und in den ersten Standjahren sieht man den Obstgehölzen ihre zukünftige Größe nicht an. Nach ca. sechs Jahren sind Obstbäume, die auf Starkwuchs induzierenden Unterlagen veredelt sind, oft bereits vier bis fünf Meter hoch und drei bis vier Meter breit. Ausgewachsene Halb- und Hochstämme werden ca. sechs Meter hoch und acht bis zehn Meter breit. Das ist oftmals zu groß für den vorgesehenen Platz. Das zwingt den Gartenbesitzer und auch den Gärtner zum Schneiden – meist mit unregelmäßigen und massiven Rückschnitten.
Starker Rückschnitt provoziert starken Neuaustrieb
Da dem Baum von der Unterlage die Wuchskraft vorgegeben ist, wird der Baum die abgeschnittenen Äste so schnell wie möglich ersetzen. Dazu macht er Langtriebe, die sogenannten Wasserschosse. Das Problem dabei ist, dass sich an Wasserschosse bei den meisten Obstarten (Ausnahme: Pfirsich und Nektarine) keine oder so gut wie keine Blütenknospen bilden. Der Baum wächst also immer stärker und trägt immer weniger, je stärker er geschnitten wird, ein Teufelskreis. Dieses Phänomen ist in den Gärten oft zu beobachten.
Wie kann man das vermeiden?
Deshalb ist es äußerst wichtig, bei der Pflanzung bereits die Endgröße des Obstbaumes zu berücksichtigen. Beim Kauf nur solche Bäume auswählen, deren Veredelungsunterlage genau die Endgröße bewirken, für die man im Garten Platz hat. Ein Obstbaum, der auf starkwuchsinduzierender Unterlage veredelt wird, zu einem Halbstamm oder Hochstamm erzogen ist, hat in einem kleinen Garten keinen Platz. Hier wählt man besser Buschbäume oder Spindelbüsche auf mittelstark- oder schwach wachsenden Veredelungsunterlagen aus.
Augen auf beim Baumkauf!
Wenn Sie einen Obstbaum kaufen, lassen Sie sich von der Baumschule beraten, welche Unterlage für welche Baumform geeignet ist. Die Unterlage sollte ebenso wie die Sorte auf dem Etikett des Baums vermerkt sein. Ansonsten fragen Sie nach der Wuchsstärke der Unterlage bzw. nach der Größe der Krone im ausgewachsenen Zustand. Nur so lässt sich ausreichend Platz für das Obstgehölz im Garten einplanen.
Möchten Sie sich vorab über die verschiedenen Veredelungsunterlagen der gängigen Obstartenarten informieren, finden Sie entsprechende Informationen unter folgenden Links: