Gartencast
Sommerschnitt: starkes Triebwachstum korrigieren
1. Juli 2024

Die diesjährig hohen Mengen an Niederschlägen führen u.a. zu einem starken Wachstum der Gehölze. Daher ist es höchste Zeit, zu dichte Bäume und Sträucher auszulichten, meinen die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.

Sommerschnitt - starkes Triebwachstum korrigieren

Licht und Luft in Strauch und Baum

Massive Schnitteingriffe über Winter lösen einen starken Neuaustrieb, v.a. an älteren Bäumen und Sträuchern aus. Dieser erfolgt umso stärker auf humosen, nährstoffreichen Standorten und bei hohen Niederschlägen. Sehr wüchsige, dichte Bestände führen zu dünnen, vergeilten, nicht standfesten und weniger ausgereiften Trieben, welche anfälliger für Krankheiten sind. Außerdem fördert eine verminderte Belichtung und Durchlüftung den Befall an tierischen und pilzlichen Schaderregern. Bei Obstgehölzen werden Blütenbildung, Fruchtausreife und -ausfärbung negativ beeinflusst. Daher gilt es, rechtzeitig gegenzusteuern.

Auslichten statt einkürzen

Zunächst werden überzählige, vor allem dünne, schadhafte, bei Sträuchern am Boden liegende Neutriebe direkt über dem Boden abgeschnitten oder mit einem kräftigen Ruck herausgerissen. Schnell sieht man die Wirkung: das zunächst dichte Grün lockert sich auf. Zu lange Triebe werden nicht eingekürzt, was eine starke Triebbildung unterhalb dieser Schnittstellen auslösen würde. Zur Höhen- bzw. Längenreduzierung von Trieben setzt daher die Schere direkt oberhalb einer tiefer liegenden, nach außen zeigender Verzweigung an, die nun das Wachstum aufnimmt. Auf diese Weise lassen sich auch Höhe und Durchmesser von Bäumen reduzieren, während ein „Stutzen“ von Trieben zu einer starken Neutriebbildung führt.

An Bäumen entstandene überzählige junge, ins Innere der Krone wachsende Triebe und Wasserschosse (sehr lange, aus dem Inneren steil nach oben wachsende Schösslinge), lassen sich jetzt im krautigen Zustand an ihrem Ansatz ausreißen.

Vorteile des Sommerschnittes

Schnitt- und Risswunden verheilen im Sommer durch den aktiven Stoffwechsel gut. Der Eingriff wirkt nachhaltig: bis Herbst erfolgt kein oder nur ein mäßiger Neuaustrieb. Aus beiden Gründen sollten vor allem größere Schnittmaßnahmen jetzt vorgenommen werden, da sie das vegetative Wachstum bremsen. Ältere Johannis- und Stachelbeertriebe werden ohne Ernteverlust direkt nach dem Abpflücken abgeschnitten.

Wer großkronige Kirschbäume beerntet, nimmt eine (Klapp-)Säge mit und entfernt in der Krone fruchtbehangene, armdicke Äste, die sich dann unten am Boden bequem und gefahrlos abpflücken lassen. Wird dies jährlich durchgeführt, so legt die Kronenhöhe des Obstbaumes nicht zu.

Besonders unter trocken-heißen Bedingungen entlastet ein zeitiges Auslichten das Gehölz: es muss weniger verdunsten und auch keine Energie in nicht benötigte Triebe stecken, die dann im Winter eliminiert werden. Assimilate und Nährstoffe kommen den verbleibenden Zweigen und Früchten zugute. In Verbindung mit besserer Belichtung und ausgewogenem Wuchs wird die Blütenbildung für das Folgejahr verbessert.

Beachten Sie, den Sommerschnitt vor einer bewölkten Wetterphase durchzuführen. So können sich die bislang im Schatten gewachsenen und nun plötzlich dem Sonnenlicht ausgesetzten Früchte und Triebe an die Sonne gewöhnen; Sonnenbrandschäden entfallen.