Gartencast
Streuobstwiesen - mehr als Obst!
1. September 2023
Streuobstwiesen stehen für biologische Vielfalt. Nicht nur die Obstbäume, sondern auch die nur ein- bis zweimal jährlich gemähten Wiesen mit Gräsern und oft seltenen Pflanzen sorgen für Artenreichtum an Flora und Fauna. Die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie erklären, warum Streuobstwiesen so wertvoll sind.
Streuobstwiesen - mehr als Obst
Streuobst: uneinheitlich und variantenreich
Bei Streuobstbäumen handelt es sich um langlebige, hochstämmige Gehölze mit ausladenden Baumkronen. Meist stehen verschiedene Obstarten in mehreren Sorten unterschiedlicher Alters- und Pflegestufen auf der Wiese. Sie sind in weiten Abständen von etwa 10 mal 10 Meter einzeln oder in mehreren Reihen gepflanzt. Traditionell wurden die besten Acker- und Wiesenstandorte für die landwirtschaftliche Produktion, Erwerbsobst- und Weinbau genutzt. Daher stehen Streuobstbäume oft auf schlechteren Standorten in hängigen Lagen und auf kargen Böden.
Streuobst: besondere Sorten
Das umfangreiche Spektrum an älteren und seltenen Sorten in Streuobstbeständen trägt zu deren Erhalt bei; sie wären sonst längst verschwunden. Auch wenn ‘Bohnapfel‘, ‘Geheimrat Dr.Oldenburg‘, ‘Roter Eiserapfel‘, ‘Stuttgarter Geishirtle‘ & Co. zum Frischverzehr heutigen Ansprüchen an Geschmack und makelloser Optik nicht mehr genügen, schmecken deren Verarbeitungsprodukte zu Saft, Most, Edelbrand, Kompott, Konservenfrüchte, Kuchenbelag, Dörrobst aufgrund besonderer Inhaltsstoffe einzigartig und charaktervoll.
Der Apfel dominiert durch zahlreiche Sorten. Zum Streuobstbestand gehören auch Birnen, Zwetschgen, Mirabellen, Kirschen, Quitten und Walnüsse. Oft gesellen sich noch Heckengehölze hinzu, die die Diversität solcher Biotope weiter erhöhen.
Streuobstbestände: unheimlich wertvoll
Alte Obstbäume spenden Schatten, binden CO2 und produzieren Sauerstoff. Sie bieten Vögeln, Insekten und Kleinsäugetieren Unterschlupf, außerdem Nahrung durch Blüten und Früchte. Sowohl einzeln wie in Beständen stehende Exemplare prägen als großkronige Bäume – ergänzt um Hecken - auf einzigartige Weise das Landschaftsbild.
Da Streuobstwiesen sparsam gedüngt und nur ein- bis zweimal gemäht werden, entstehen spezielle Gräser, Kräuter und Blumen, die blühen und sich aussamen können. Ihr Heu wird besonders geschätzt. Die Beweidung durch Schafe oder Rinder ist ebenfalls möglich, wobei die Bäume dann besonders geschützt werden müssen. Streuobstwiesen werden extensiv und damit ressourcenschonend bewirtschaftet. Dazu gehört auch, dass Auswaschung von Stickstoff vermieden und auf einen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln meist ganz verzichtet wird oder mit natürlichen Präparaten und mechanischen Hilfsmitteln wie Leimringen erfolgt.
Streuobstwiesen: Lebensräume schaffen und fördern
Neben Hecken mit heimischen Gehölzen können am Rand der Wiese Stein- und Totholzhaufen, an trockenen, sonnenexponierten Stellen auch Trockenmauern und Sandhaufen angelegt werden. Bewuchsfreie Stellen helfen bodenbesiedelnden Wildbienen. In jungen Beständen noch ohne natürliche Baumhöhlen fördern Nistkästen Vogelarten, die wiederum viele Schädlinge an Obstgehölzen vertilgen. Sitzstangen locken Greifvögel an; diese können den Mäusebestand dezimieren. Streuobst ist somit ein unverzichtbarer, jedoch gefährdeter Lebensraum. Helfen Sie mit, diesen zu fördern, Neubestände zu schaffen und durch den Kauf von regionalen Streuobstprodukten zu unterstützen - nach dem Motto “Schützen durch Nützen“.
Auf die Bedeutung und Einzigartigkeit weist die Themenwoche des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 11.-17. September hin. Bayernweit finden zahlreiche Aktionen statt, die einen fundierten Einblick in die wunderbare „Streuobstwelt“ vermitteln. Im Rahmen des „Bayerischen Streuobstpakt“ sollen bis 2035 eine Million neue Streuobstbäume gepflanzt werden. Außerdem werden Informationen mit Beratungsunterlagen und Sortenempfehlungen erarbeitet, aus denen sich unter anderem besondere Streuobstprodukte herstellen lassen.