Gartencast
Obstbäume für den Sommer fit machen
1. Mai 2023

In den letzten Jahren zeigen sich zu nehmend Schäden an Obstbaumstämmen, vor allem an Apfelbäumen. Sie treten meist an geschwächten Bäumen auf und stehen in Zusammenhang mit den Klimaveränderungen, vernachlässigter Pflege und Nährstoffmangel, meinen die Fachleute der Bayer. Gartenakademie.

Obstbäume für den Sommer fit machen

Erreger als Schwächeparasiten

Streuobstbäume stehen oft auf ungedüngten Wiesen und ungünstigen, mageren, zum Teil auch flachgründigen Standorten. Dichter Gras- und Unterbewuchs entzieht ihnen Nährstoffe und fast jeglichen Niederschlag im Sommer. Unter diesen Bedingungen zeigen die Gehölze Stress- und Schwächesymptome, die durch Überbehang, veraltete und ungepflegte Baumkronen, Nährstoff- und Wassermangel, extreme Hitze, langanhaltende Trockenperioden sowie aggressive Sonneneinstrahlung verstärkt werden.

Seit Jahren zeigt sich, dass Rindenschäden nicht nur durch Frostrisse im Spätwinter und zeitigem Frühjahr auftreten. An Baumstämmen und Ästen werden im Sommer Temperaturen bis 50 °C gemessen. Dabei wird das lebensnotwendige Kambiumgewebe unter der sonnenzugewandten Rinde zerstört und vielfach platzt die Rinde auf. Nun können schädliche Pilze, Bakterien und Viren eindringen und Infektionen wie Schwarzen Rindenbrand, Obstbaumkrebs, Kragenfäule, Bakterienbrand oder Gummifluss am Steinobst auslösen. Die Schadsymptome werden oft erst nach Jahren bei dann massivem Auftreten sichtbar.

Gemulchte Baumscheiben, eine wichtige Gegenmaßnahme

Es gilt, geschwächte Bäume zu vitalisieren. Dazu gehört das Anlegen einer Baumscheibe, das ist je nach Größe des Obstbaumes eine bewuchsfrei gehaltene Fläche im Radius von 0,5 bis 2 Meter um den Baumstamm. Auf den Baumscheiben werden im Frühjahr Kompost oder verrotteter Stallmist bzw. andere organische Dünger verteilt, sodass deren Nährstoffe den Gehölzwurzeln und nicht den Wiesengräsern zugutekommen. Ein Bewuchs der freigehaltenen Flächen wird durch Mulchen ab Ende April unterbunden, was den Boden zudem feucht und in seiner Struktur stabil hält. Angewelkter Rasen- bzw. Grasschnitt von gemähten Hausgartenflächen eignet sich hierfür bestens. Wird er jeweils in dünnen Lagen ausgebracht, kann dies während der Mähsaison bis Mitte September mehrmals erfolgen. Ab Oktober wird der bis dahin nicht verrottete Mulch beiseite geräumt und zudem auch Fallobst aus dem Bestand entfernt, um Wühlmäusen keinen zusätzlichen Unterschlupf bzw. Nahrung anzubieten.

Bäume durch Schnitt fit halten

Ältere, dichte, längere Zeit nicht geschnittene Kronen werden normalerweise über Winter ausgelichtet und somit zur Neutriebbildung angeregt. Wo dieser Eingriff unterblieben ist, lässt er sich im Sommer nachholen - am besten im Juli und August, wenn die Brutzeit der Vögel vorüber ist. Die Schnittstellen verheilen über Sommer und Herbst besser. Haben sich Misteln in den Kronen eingenistet, schneiden Sie die damit befallenen Äste heraus.

Weißeln der Stämme und Baumkontrollen

Langanhaltend sehr hohe Temperaturen und starke UV-Einstrahlung führen bei direkt der Sonne ausgesetzten Stämmen bzw. unbeschatteten stärkeren Seitenästen zu Rindenschäden. Daher gilt es, die Einstrahlung zu reflektieren und die Aufheizung zu mindern. Dies ermöglichen Anstriche am Stamm – entweder in Form von dauerhaften Weißanstrichen aus dem Winter oder einjährig haltbare Anstriche aus Kalk oder Lehm.

Früher wurden auch Schilfmatten angelegt. Sie haben jedoch den Nachteil, dass darunter Schädlinge einen günstigen Unterschlupf finden und die Feuchtigkeit am Stamm länger anhält, was einen Befall mit Schadpilzen, Viren und Bakterien begünstigen kann.

Kontrollieren Sie im Laufe des Sommers die Obstbäume auf Rindenschäden. Junge bzw. frisch entstandene Schadstellen werden bis ins gesunde Holz mit der Hippe ausgeschnitten. Da die Schaderreger im Umfeld vorhanden sind, empfiehlt sich in diesem Falle, einen Wundverschluss aufzutragen.