Gartencast
2022 - ein herausforderndes Gartenjahr im Rückblick
1. Dezember 2022

Milder Winter, früher Austrieb mit Obstblüte im April, zum Glück ohne nennenswerte Frosteinbußen, vor allem aber in großen Teilen Bayerns lange Trockenphasen während der Vegetation, gepaart mit hoher Einstrahlung und Hitze, außerdem ein kalter September - so bleibt das Gartenjahr 2022 für viele Gartenliebhaber in Erinnerung, berichten die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.

So war das Gartenjahr 2022 - Jahresrückblick

Folgen der Witterung

Die wiederum deutlich vorzeitige, durch die Wärme verkürzte Blüte der Obstgehölze und Reben ging 2022 ohne Frostschäden, außer an ungünstigen Standorten, vorüber. Mit Ausnahme alternanzbedingter Ertragsausfälle war der Fruchtbehang auch bei Streuobstbeständen vielfach gut. Gemulchte Baumscheiben erwiesen sich in den Trockengebieten sowohl unter Streuobstbäumen als auch kleinkronigen Obstgehölzen und Beerensträucher als äußerst zweckmäßig.

Im Gemüsegarten ermöglichten wichtige Frühkulturen wie Salate, Radies, Kohlrabi im Frühbeet, Kleingewächshaus oder unter Vlies eine zeitige Ernte. Im Trockensommer war Mulchen angesagt -am besten dünn mit Rasenschnitt oder gehäckselten Grünabfällen. Wiederholt zeigte sich, dass im April gesäte Gemüsearten wie Pastinaken, Schwarzwurzel, Wurzelpetersilie, Rote Bete und Möhren mit ihren tieferen Wurzeln besser und mit vergleichsweise geringerer Bewässerung durch die trocken-heißen Monate kommen.

Die wärmeliebenden Tomaten, Paprika, Zucchini, Auberginen profitierten bei guter Wasserversorgung von der Wärme. Allerdings zeigten Fleisch- und Romatomaten eine verstärkte Blütenendfäule als Folge üppigen Wachstums bzw. zu starker Verdunstung, vor allem vor heißen Wänden. Grünkragen in Folge von hoher Sonneneinstrahlung betraf sehr viele Sorten, auch normal große Tomaten und manche kleinfruchtige.

Strategie im Gemüsegarten

Strategie im Gemüsegarten
Der frühere Saisonbeginn lässt sich gut mit frühen Arten und Sägemüse nutzen. Braunfäule-tolerante Tomatensorten wie ‘Resibella‘, ‘Primabella‘, ‘Philovita‘ lassen sich vor allem in Trockengebieten ohne Regenschutzüberdachung kultivieren. Da sich die Novembermonate immer wieder mit milden Temperaturen zeigen, können Salate, China- und Senfkohl, Zuckerhut und Radicchio, Spinat und Feldsalat im Juli und August gesät bzw. noch bis in den September für eine Herbsternte gepflanzt werden. Wärmeliebende Neuheiten wie Süßkartoffel und Edamame legen im Spätsommer an Wachstum gut zu.

Schaderreger

Echter Mehltau trat als „Schönwetterpilz“ an verschiedenen Pflanzen verstärkt auf. Die länger anhaltende Hitze bzw. Trockenheit führte zu geringerem Befall an Schnecken und Kirschessigfliege. Kirschen platzten kaum auf; der Befall an faulig-schimmligen Walnüssen war ebenfalls geringer als in den Vorjahren. Die Quitte erwies sich als Obstgewinner, hielt sie doch der Trockenheit gut Stand und lieferte hervorragende Früchte.

Da die Niederschläge nicht überall ausblieben, kam es hauptsächlich in Südbayern zu Feuerbrandinfektionen. Allerdings waren einige Verdachtsfälle auf Schäden durch Monilia-spitzendürre, Mehltau oder Trockenheit zurückzuführen, vor allem wenn bereits andere Erreger die Jungtriebe geschädigt hatten.

Ausblick beim Obst

Die trocken-heiße Witterung hat Spuren hinterlassen. So ist die Lagerfähigkeit von Kernobst nicht die beste - die Früchte werden schneller weich oder gar mehlig. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Wettersituation negativ auf die Qualität der Blatt- und Blütenknospen auswirkt. Der kühle September setzte ein Signal, nämlich bereits die Winterruhe zu brechen. So schwollen schon im November und Dezember manche Blütenknospen von schwarzer Johannisbeere, Pfirsich, Mandel derart an, dass sie bei Frösten über Winter zerstört werden können.

Feuchter Herbst

Rasend schnell verwandelten sich braune Gras- und Wiesenflächen auf Grund erheblicher Niederschläge im September in sattes Grün. So präsentierten sich Wiesen und Rasenflächen bis Dezember saftig grün wie im Mai. Ein letzter Rasenschnitt musste nochmals im November erfolgen- einen Monat später als üblich.
Jedoch erwachten auch die Beikräuter aus dem Dornröschenschlaf - hier ist über Winter Jäten angesagt, um die Ausbreitung für das Folgejahr einzudämmen.
Der feuchte Herbst sorgte für eine ungünstige Holzausreife, die bei stärkeren Wintertemperaturen noch zu Schäden und Rissen führen kann.
So wünschen wir uns für das neue Gartenjahr 2023 eine weniger extreme Witterung – als unverzichtbarer Aspekt für erfolgreiches Gärtnern!